Dr. Arne Breest gehört seit 2005 zum Team der Mobilen Hilfe der Caritas, Schwester Julia seit 2008 und FSJler Jannik seit sechs Wochen. Mit ihrer mobilen Praxis, einem umgebauten Kleinbus, fahren Sie mehrmals die Woche Einrichtungen der Obdachlosenhilfe, leisten Erstversorgung bei medizinischen Problemen und vermitteln an Ärzte oder Krankenhäuser.
Hinz&Kunzt: Wer kommt speziell im Winter zu Ihnen?
Schwester Julia: Seit wir in die Spaldingstraße zum Winternotprogramm fahren sind es vor allem Leute aus Rumänien und Bulgarien. Die meisten haben keine Krankenversicherung. Viele haben Zahnschmerzen, die verweisen wir dann an das Zahnmobil. Andere kommen mit Erkältungskrankheiten.
H&K: Eine Erinnerung an das vergangene Winternotprogramm?
Schwester Julia: Was uns sehr in Erinnerung geblieben ist, ist die aggressive Stimmung, die vor allem bei der Spaldingstraße herrschte. Es gab sogar Übergriffe auf uns. Die Leute sind häufig sehr schwierig zu behandeln gewesen und sie waren sehr fordernd. Das alles gefährdet unsere Arbeit. Den FSJler, der dabei war, mussten wir vom Projekt abziehen: Er hatte zu große Angst.
H&K: Was erhoffen Sie sich vom kommenden Winternotprogramm?
Schwester Julia: Wir erhoffen uns eine friedlichere Atmosphäre und mehr Sicherheit, um den medizinisch Hilfesuchenden helfen zu können.
H&K: Und was befürchten Sie?
Schwester Julia: Dass es wird wie vergangenes Jahr: Zu viele Leute in dieser großen Unterkunft, mit denen wir uns nicht verständigen können. Denn wir sprechen kein rumänisch, bulgarisch oder polnisch.
H&K: Ihr Appell an die Stadt?
Schwester Julia: Wir wissen nicht, was wir machen sollen, wenn einer von den vielen, die keine Versicherung und keine Ansprüche haben, ernsthaft krank ist und eine aufwendige Behandlung benötigt. Nehmt euch der Tatsache an, dass die Obdachlosigkeit eine andere geworden ist!
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Andreas Bischke, Tagesaufenthaltsstätte Herz As:
„Ich fürchte, wir sind dem Ansturm nicht gewachsen.“
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Nikolas Borchert, Wohnungslosen-Zentrum der Diakonie:
„Es ist entwürdigend.“
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Sonja Norgall, Mitternachtsbus:
„Die Stadt sollte echte Perspektiven bieten“
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Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt:
„Hoffentlich erfriert niemand.“
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