Nachruf :
Trauer um verstorbene Hinz&Künztler

In diesem Monat verabschieden wir uns von fünf unserer Verkäufer. So unterschiedlich wie sie ­gelebt haben, sind sie auch gestorben. Elke, Klaus, Anna, Irena und Raute werden uns fehlen.

(aus Hinz&Kunzt 246/August 2013)

Verkäufer, Koch, Reporter: Bis er an Demenz erkrankte, war Hinz&Künztler Klaus Breyer (†) immer unternehmungslustig.
Verkäufer, Koch, Reporter: Bis er an Demenz erkrankte, war Hinz&Künztler Klaus Breyer (†) immer unternehmungslustig.

Er möchte unbedingt mal „auf’n Baum“, hat Klaus immer gesagt. Es war dem kleinen Hinz&Künztler mit dem großen Herzen wichtig, dass man ihn nicht vergisst, wenn er tot ist. Gemeint hat er den Hinz&Kunzt-Gedenkbaum auf dem Öjendorfer Friedhof, an dem Plaketten mit den Namen aller toten Hinz&Künztler angebracht werden.

Am Totensonntag dieses Jahres, wenn wir dort unsere jährliche Gedenkfeier abhalten, wird Klaus zum ersten Mal seit vielen Jahren nicht das Blumengesteck organisieren. Klaus ist im Juli in einem Pflegeheim gestorben. Er war seit fast drei Jahren sehr krank: Demenz. Dass er das Straßenmagazin an seinem geliebten Stammplatz in Ahrensburg nicht mehr verkaufen kann, hat er gar nicht mitbekommen. Es ­wäre vielleicht auch zu schmerzlich gewesen, denn dort war sein Zuhause.

Für die Kinder seiner Kunden hielt Klaus immer besondere Überraschungen wie Ausmalbilder oder Süßigkeiten ­bereit. Im Dezember verkaufte er als Weihnachtsmann verkleidet. In Ahrensburg, bei den anderen Hinz&Kunzt-Verkäufern und vom Hinz&Kunzt-Team hat Klaus Anerkennung und Zuneigung erlebt „wie davor nie“. Das hat Klaus immer wieder gesagt. Und er hat sich dafür bedankt, indem er kräftig mit anpackte. Viele Jahre kümmerte der Hobbykoch sich um erstklassige Verpflegung bei den monatlichen Hinz&Kunzt-Filmabenden. Und zu Ostern und Weihnachten hatte er auch für die Hinz&Kunzt-Mitarbeiter immer ein bisschen Schokolade übrig. Wir werden Klaus sehr vermissen. So wie alle Hinz&Künztler fehlen, deren Leben enden.

Schmerzhaft war anzusehen, wie Hinz&Künztlerin Irena unter ihrer Krebskrankheit litt. Wir drängten sie, zum Arzt zu gehen. Als sie den Weg ins Krankenhaus fand, war es zu spät, um ihr zu helfen. Sie starb dort kurz nach ihrer Aufnahme. Einen ähnlichen letzten Weg ging auch Hinz&Künztlerin Anna mit den blonden Haaren und den großen Augen, die aus Polen stammte, drogenabhängig war und ein viel zu kurzes, viel zu hartes Leben hatte.

Andere Hinz&Künztler sterben dort, wo sie gelebt haben: auf der Straße. So wie Michael, genannt Raute. Er hat sich nicht so für andere einsetzen können, auch weil er alkoholkrank war, und tat sich schwer mit der Verantwortung für sich und andere. Fast jeden Tag trafen wir ihn im Vertrieb von Hinz&Kunzt, wo er viele Freunde hatte. Wir trauern mit seiner Partnerin Lilly, die lange an seiner Seite war und sehr traurig ist.

Flott unterwegs: Ihr fahrbarer Untersatz brachte der Hinz&Künztlerin Elke Ida Witzke (†) den Spitznamen „Roller-Elke“ ein.
Flott unterwegs: Ihr fahrbarer Untersatz brachte der Hinz&Künztlerin Elke Ida Witzke (†) den Spitznamen „Roller-Elke“ ein.

Ob Elke noch Angehörige hat, die um sie trauern, wissen wir nicht genau. Obwohl sie eine unserer ältesten Verkäuferinnen war, blieb sie immer ein bisschen zurückhaltend. „Roller-Elke“ nannten wir sie, weil sie auch mit über 60 Jahren immer auf einem Tretroller durch die Stadt gepest ist. Ihr Stammplatz war vor Rewe in der Jarrestraße. Das war ihr Zuhause, die Marktmitarbeiter und ihre Kunden ihre Familie. Eine Kundin war es auch, die herausbekommen hat, dass Elke in ihrer Wohnung in Eimsbüttel gestorben ist.

Es ist hart, dass wir uns in diesem Monat gleich von fünf Hinz&Künztlern verabschieden müssen. Lieber Klaus, liebe Anna, liebe Irena, lieber Raute, liebe Elke: Wir denken besonders fest an euch. Und ihr könnt euch drauf verlassen: Ihr kommt alle „auf’n Baum“.

Text: Beatrice Blank
Fotos: Martin Kath, Frank Muchlinsky

Todesanzeigen und Fotos aller verstorbenen Hinz&Künztler zeigen wir unter www.hinzundkunzt.de/gestorbene.
Unter www.hinzundkunzt.de/klaus-baum steht ein Artikel, den Klaus im August 2005 über unseren Gedenkbaum geschrieben hat.