Abzock-Vermieter haben es in Hamburg zunehmend schwer. Dafür sorgt eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Mietervereinen und Stadt. Mehr als 180.000 Euro hat der Steuerzahler allein 2013 gespart, weil Hilfeempfänger vor überhöhten Mietzahlungen bewahrt wurden.
Wuchermieten, falsche Betriebskostenabrechnungen, schimmlige Wände: Hamburgs Hilfeempfänger haben mitunter mit Vermietern zu tun, die ihre Not auf vielen Wegen ausnutzen. Dank einer beispielhaften Zusammenarbeit zwischen Mietervereinen und Stadt wird das jedoch immer schwerer. Und die funktioniert so: Beschweren sich Hilfeempfänger beim Jobcenter oder Sozialamt über miserable Wohnverhältnisse oder hat ein Sachbearbeiter den Verdacht, ein Vermieter könnte sich auf Kosten des Steuerzahlers bereichern, genügt ein Anruf bei einem der Hamburger Mietervereine. Kommen die Mieterschützer nach einer ersten Prüfung zu der Einschätzung, eine Auseinandersetzung könnte sich lohnen, übernimmt die Stadt für mindestens ein Jahr den ermäßigten Mitgliedsbeitrag (40 Euro). Die Mieterschützer schreiben im Gegenzug den Vermieter an – und fechten den Streit zur Not auch vor Gericht aus.
Gut 180.000 Euro haben die drei Hamburger Mietervereine dem Steuerzahler allein 2013 eingespart, so die Sozialbehörde – so viel wie nie zuvor. Mehr als 150.000 Euro trieb allein der Mieterverein zu Hamburg im Auftrag der Stadt ein, rund 17.000 Euro der Verein Mieter helfen Mietern und knapp 13.000 Euro der Interessenverband Mieterschutz. „Hinzu kommt die präventive Wirkung des Projekts“, sagt Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg. „Wenn wir einen Fehler bei der Betriebskostenabrechnung feststellen, fordern wir vom Vermieter, dass der nicht nur beim Hilfeempfänger, sondern bei allen Mietern beseitigt wird.“ In der Regel habe dieses Vorgehen Erfolg.
Lange Jahre hatte die Stadt tatenlos zugesehen, wie Abzock-Vermieter sich auf Kosten des Steuerzahlers bereicherten. Vor zwölf Jahren gelang es Mieterschützern endlich, die Sozialbehörde für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. „Wir haben die Stadt damals zum Jagen getragen“, erinnert sich Mieterschützer Chychla. Heute bilanziert er zufrieden: „Durchschnittlich jeder Euro, der für den Mitgliedsbeitrag eines Hilfesuchenden eingesetzt wird, führt zu einer Einsparung von drei Euro.“
Text: Ulrich Jonas
Fotos: Mauricio Bustamante
Zum Hintergrund: Nachdem Hinz&Kunzt und weitere Medien 2010 das System Kuhlmann aufdeckten, hat die Stadt darüber hinaus in mehreren Fällen Abzock-Vermieter auf Rückzahlung zu viel gezahlter Mieten verklagt und Strafanzeigen wegen des Verdachts auf Mietwucher und Betrug gestellt. Der bekannteste Beschuldigte, Thorsten Kuhlmann, hat nach mehreren Gerichtsurteilen inzwischen rund 280.000 Euro überwiesen, annähernd 700.000 Euro fordert die Stadt. Die Zivilprozesse gegen andere Vermieter gestalten sich schwierig und zähflüssig. Ergebnisse der Strafverfahren stehen noch aus.