Obdachloge

VIP-Plätze zu gewinnen

Den FC St. Pauli sehen und jubeln: Die Deutsche Fernselotterie spendiert vier Hinz&Kunzt-Lesern je zwei Plätze in ihrer Loge im Millerntorstadion. Mit Hinz&Kunzt-Flair und einem original hinterm Tresen. Wer dabei sein will, muss zwei Zahlen finden …

Erfrierungsschutz

Senator stellt Winternotprogramm vor

Am 1. November startet das Winternotprogramm der Stadt. Sozialsenator Detlef Scheele betonte, keiner müsse auf der Straße schlafen und stellte den Erfrierungsschutz vor – mit weniger Plätzen als im vergangenen Jahr benötigt wurden. 

Hinz&Kunzt fordert sozialverträgliches Gesamtkonzept für Hamburg statt Vertreibung

Hamburg, 29. Oktober 2012

Öffentlicher Raum muss öffentlich bleiben, fordert das Straßenmagazin Hinz&Kunzt. Das Hausrecht für das Gelände um den Hauptbahnhof an die Bahn zu geben, ist ein Armutszeugnis für die Stadt, so Stephan Karrenbauer, politischer Sprecher des Projektes. „Der Bürgermeister sieht sich offensichtlich außerstande, ein sozialverträgliches Konzept zu erstellen

Strassenmagazin

Die neue Hinz&Kunzt ist da

Ab Mittwoch auf Hamburgs Straßen: Die Novemberausgabe von Hinz&Kunzt. Mit Kochprofi Ole Plogstedt auf dem Titelblatt, einem Besuch bei den Kennedys, einer Nacht in der Soul Kitchen und dem Versuch, über Gewalt zu sprechen.

Wilhelmsburger Kult-Halle

Soul Kitchen lebt!

Der Film „Soul Kitchen“ von Fatih Akin machte eine leerstehende Fabrikhalle in Wilhelmsburg bekannt. Mittlerweile hat sie sich zu einem kulturellen Treffpunkt gemausert. Dank vieler helfender Hände.

(aus Hinz&Kunzt 237/November 2012)

„Hoffentlich erfriert niemand“

Stephan Karrenbauer ist seit 1995 Sozialarbeiter beim Straßenmagazin Hinz&Kunzt.

Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt

Hinz&Kunzt: Wer kommt speziell im Winter zu Ihnen?
Stephan Karrenbauer: Wie das ganze Jahr über sprechen mich Leute an, die bei uns Verkäufer werden wollen. Nur dass sie im Winter noch größere Hoffnungen haben, dass wir ihnen eine Unterkunft besorgen – und sie brauchen sie auch besonders dringend. Sie sind oft in einem erschreckenden körperlichen und seelischen Zustand. Meist haben sie eine Weile versucht, es draußen zu schaffen. Die stehen dann halb erfroren vor mir.

H&K: Eine Erinnerung an das vergangene Winternotprogramm?
Karrenbauer: Wir hatten einen Verkäufer bei uns im Hinz&Kunzt-Winternotquartier. Der hatte wirklich jahrelang versucht, eine Wohnung zu finden – mal mit mehr, mal mit weniger Elan. Nach 12 Tagen Schlaf im Winternotquartier hat er sich noch mal aufgerafft – und nach ein paar Tagen eine Zusage von der Saga bekommen. Er hat es gar nicht fassen können: Er hat eine Wohnung gefunden. Er wohnt dort immer noch. Dass es geklappt hat, führt er – und auch wir – darauf zurück, dass er sich ausruhen konnte und dann auch aussah, wie er ist: nämlich sehr zuverlässig.

H&K: Was erhoffen Sie sich vom kommenden Winternotprogramm?
Karrenbauer: Dass niemand draußen erfriert.

H&K: Und was befürchten Sie?
Karrenbauer: Dass viele, die es brauchen, das Angebot nicht annehmen können, weil sie Angst haben: vor zu vielen Menschen mit Problemen auf engem Raum, dass sie keine Ruhe finden und keinen Rückzugsraum.

H&K: Ihr Appell an die Stadt?
Karrenbauer: Haltet euer Versprechen, dass niemand auf der Straße schlafen muss. Weist niemand ab! Und öffnet die Unterkünfte des Winternotprogramms auch tagsüber. Damit die Leute nicht morgens früh rausmüssen und wie Schlafwandler durch die Stadt streifen. Denn es ist auch tagsüber kalt.

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Andreas Bischke, Tagesaufenthaltsstätte Herz As:

„Ich fürchte, wir sind dem Ansturm nicht gewachsen.“

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Nikolas Borchert, Wohnungslosen-Zentrum der Diakonie:

„Es ist entwürdigend.“

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Sonja Norgall, Mitternachtsbus:

„Die Stadt sollte echte Perspektiven bieten“

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Dr. Arne Breest, Schwester Julia, Jannik, Mobile Hilfe:

„Wir hoffen, es bleibt friedlich.“

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„Die Stadt sollte echte Perspektiven bieten“

Sonja Norgall ist seit 2010 Projektleiterin des Hamburger Mitternachtsbusses der Diakonie, mit dem Ehrenamtliche jeden Abend heiße Getränke, Essen und Decken zu den Schlafplätzen Obdachloser bringen.

Sonja Norgall, Mitternachtsbus. Foto: Markus Scholz

Hinz&Kunzt: Wer kommt speziell im Winter zu Ihnen?
Sonja Norgall: Im Wesentlichen sind es die gleichen Menschen wie im Sommer, nur dass im Winter weniger kommen: im Schnitt zwischen 50 und 70, weil mehr Obdachlose in Notunterkünften unterkommen. Im Sommer sind es bis zu 150.

H&K: Eine Erinnerung an das vergangene Winternotprogramm?
Norgall: Es ist voller geworden als in den Jahren davor: Im vergangenen Winter hatten wir erstmals teilweise bis zu 100 Menschen am Bus. Die Lage hat sich zugespitzt. Dann begleitet uns verstärkt das Thema Migration in den letzten beiden Jahren. Es gibt vor allem mehr osteuropäische und afrikanische Migranten, die zum Mitternachtsbus kommen.

H&K: Was erhoffen Sie sich vom kommenden Winternotprogramm?
Norgall: Wir erhoffen uns jedes Jahr das Gleiche: Dass es verlässliche, langfristige Plätze gibt. Es sollte nicht immer wieder dieses Winterstückwerk geben. Wir können ja die Uhr danach stellen: Mit Ende des Winternotprogramm Mitte April stehen de Leute wieder bei uns am Bus.

H&K: Und was befürchten Sie?
Norgall: Dass jemand erfriert, obwohl wir ihm einen zweiten Schlafsack gegeben haben. Das ist unser Horrorszenario.

H&K: Ihr Appell an die Stadt?
Norgall: Die Stadt sollte längerfristige, echte Perspektiven bieten. Besonders auch für Migranten aus Osteuropa. Denen können wir momentan kaum mehr als einen heißen Kaffee anbieten. Wir sprechen die Sprache nicht und es gibt kaum Stellen, wo man sie versteht und ihnen Unterstützung bietet. Es muss auch mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.

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Andreas Bischke, Tagesaufenthaltsstätte Herz As:

„Ich fürchte, wir sind dem Ansturm nicht gewachsen.“

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Nikolas Borchert, Wohnungslosen-Zentrum der Diakonie:

„Es ist entwürdigend.“

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Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt:

„Hoffentlich erfriert niemand.“

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Dr. Arne Breest, Schwester Julia, Jannik, Mobile Hilfe:

„Wir hoffen, es bleibt friedlich.“

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Angst vor dem Winter

„Es ist entwürdigend“

Nikolas Borchert fuhr 1996 erstmals Obdachlose mit dem Bus ins Winternotprogramm, seit 2008 ist er Sozialarbeiter bei der Tagesaufenthaltsstätte des Diakonischen Werkes in der Bundesstraße (TAS)

Nikolas Borchert, TAS

Hinz&Kunzt: Wer kommt speziell im Winter zu Ihnen?
Nikolas Borchert: In erster Linie Obdachlose, die wir schon seit Jahren kennen. Sie wünschen sich einen der Containerplätze für den Winter, die wir hier vergeben. In die Spaldingstraße gehen sie nicht: Weil sie dort Gewalt fürchten und keinerlei Ruhe haben, weil sie zu mehreren in einem Zimmer untergebracht werden. Auch die Tatsache, dass sie morgens raus müssen, ist nicht erträglich.

H&K: Eine Erinnerung an das vergangene Winternotprogramm?
Borchert: Wir hatten noch nie so viele Menschen, die hier schon am Vortag vor der Platzvergabe übernachtet haben: 40 Menschen! Das war erschreckend. Schon nachmittags um 15 Uhr haben die Ersten auf einen Platz gewartet – am Tag davor! Es waren auch viele Paare dabei, die wir schon lange kennen. Und Menschen mit Hunden, für die der Hund der wichtigste Partner und Verbündete ist. Wir konnten nicht alle gemeinsam unterbringen. Leute haben geweint und sind auch laut geworden.

H&K: Was erhoffen Sie sich vom kommenden Winternotprogramm?
Borchert: Dass es am Tag der Containerplatzvergabe friedlich vonstatten geht. Wir wissen nicht, ob 50 oder 150 Menschen am 1. November vor unserer Tür stehen. Weil die Unterkünfte jetzt schon so voll sind, ist der Rückstau hoch. Wir haben jetzt schon ständig Anfragen und können nur sagen: Kommt am 1. November wieder. Das ist entwürdigend für beide Seiten. Perspektivisch hoffe ich, dass die enge Kooperation mit den Kirchengemeinden bestehen bleibt, die uns die Containerplätze zur Verfügung stellen.

H&K: Und was befürchten Sie?
Borchert: Dass wir Menschen haben, die schon zwei Tage vor unserer Tür auf einen Platz warten. Dass wir nicht genügend Plätze haben. Dass wir die Menschen nur noch dahin verweisen können, wohin sie nicht wollen: ins Pik As oder in die Spaldingstrasse. Und dass es Stress bei der Vergabe  gibt.

H&K: Ihr Appell an die Stadt?
Borchert: Die Unterbringung muss sich generell ändern. Es muss kleine Einheiten geben. Die Einzelunterbringung muss durchgesetzt werden.

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Andreas Bischke, Tagesaufenthaltsstätte Herz As:

„Ich fürchte, wir sind dem Ansturm nicht gewachsen.“

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Sonja Norgall, Mitternachtsbus:

„Die Stadt sollte echte Perspektiven bieten“

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Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt:

„Hoffentlich erfriert niemand.“

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Dr. Arne Breest, Schwester Julia, Jannik, Mobile Hilfe:

„Wir hoffen, es bleibt friedlich.“

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