Dieser Winter ist für Wohnungslose besonders hart: Ein Baby wird obdachlos. Wohnungslose Menschen müssen in Notunterkünften auf Stühlen und auf dem Fußboden schlafen, Studenten in einer Turnhalle und Flüchtlinge in Zelten. Die Dauerunterkünfte sind voll belegt, Wohnungen erst recht nicht frei. Dabei verfallen etliche unbewohnte Gebäude. Sozialsenator Scheele hat 1000 neue Unterkünfte versprochen. Trotzdem: Die Suche nach einer Herberge wird an vielen Orten in Hamburg zum Trauerspiel. Wir haben einige besucht und in unserer Karte verzeichnet:
Aktuelle Nachrichten aus der Wohnungsnotstadt
Wegen der Wohnungsnot übernachten auch viele in Camping-Fahrzeugen. In Wandsbek ist eine Frau in ihrem Wohnmobil verbrannt – vermutlich, weil sie sich an einem Feuer wärmen wollte +++
Das Winternotprogramm für Obdachlose ist total überlaufen. Anfang Dezember hat die Sozialbehörde deshalb 60 neue Plätze in Jenfeld geschaffen +++
Das wohnungslose Baby Leonie ist mit ihrer Mutter endlich in eine eigene Wohnung eingezogen. Hilfe von der zuständigen Fachstelle für Wohnungslosigkeit bekam sie dabei nicht, kritisiert ihr Sozialarbeiter +++
Warum gibt es in Hamburg Wohnungsnot?
Was läuft falsch in der Wohnungspolitik? Dazu haben wir einen Hamburger gefragt, der es wissen muss: Mieter-helfen-Mietern-Anwalt Marc Meyer sagt im Interview, dass sich die Lage sogar noch verschärfen wird. Zur aktuellen Situation habe die Politik in den vergangenen zehn Jahren gefürt. Der SPD-Senat strengt sich nun zwar an. Trotzdem glaubt Mietrechts-Anwalt Meyer, dass das nicht ausreichen wird, um die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt umzukehren.
Was tun gegen Obdachlosigkeit?
Massenunterküfte für Obdachlose wie in der Spaldingstraße sind Mindeste, was Obdachlosen als Erfrierungsschutz im Winter zusteht. Eigentlich fordert Hinz&Kunzt kleinere und dezentrale Unterküte. Eigentlich brächten wir kein Winternotprogramm, wenn es genügend Wohnungen gäbe. Unsere Chefredakteurin Birgit Müller kommentiert: Wohnraum schaffen: Es ist unser aller Pflicht.
TAS Diakoniezentrum für Wohnungslose, Bundesstraße
Hier wurden am 1. November die begehrten Containerplätze fürs Winternotprogramm vergeben. Die Wohncontainer für macimal zwei Personen sind auf Kirchengemeinden in der ganzen Stadt verteilt. Hinter jedem Menschen, der einen Containerplatz sucht, steht ein Schicksal. In der TAS strandeten auch das obdachlose Baby Leonie und ihre Mutter zuerst und suchten um Hilfe. Dass jetzt sogar schon Säuglinge obdachlos werden, zeigt, wie schlimm die Wohnungsnot geworden ist.
Städtisches Winternotprogramm, Spaldingstraße
Zum Start des Winternotprogramms stellte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zunächst 160 Betten zur Verfügung. Schon zum Start herrschte Massenandrang. Bereits in der ersten Nacht waren 159 von 160 Plätzen belegt. Doch erst 14 Tage gab es mehr Plätze in der Spaldingstraße – Scheele stockte um insgesamt 70 Plätze auf. Eine Entspannung brachte jedoch auch das nicht: Weil auch die neuen auch wieder sofort Betten sofort belegt waren, müssen die Menschen auf Stühlen oder sogar auf dem dreckigen Fußboden schlafen.
Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge, Sportallee
Dieses Jahr kamen bislang schon 25 Prozent mehr Flüchtlinge nach Hamburg als im vergangenen Jahr. Die hilflose Reaktion der Innenbehörde: ein Zeltlager für Flüchtlinge, das vor der Erstaufnahmestelle aufgestellt wurden. Es sieht aus wie ein Flüchtlingslager in Afrika. 36 Leute sollen in einem Zelt schlafen, mit einem schmalen Gang zwischen den Betten, kein Schrank, kein Stuhl. Ende November hat Sozialsenator Detlef Scheele 1000 neue Unterkünfte vor Allem für Flüchtlinge versprochen – hoffentlich werden sie schnell eröffnet.
Studentennotunterkunft in der Turnhalle des Gustav-Radbruch-Hauses, Straße
Auch für Studierenden bedeutet dieser Winter eine besondere Härte. Viele Erstsemester können sich die teuren Mieten nicht leisten. Für sie wurde eine Notunterkunft in einer Turnhalle eingerichtet. India und Phillip, die Maria und Josef-Darsteller unserer Wohnungsnotstadt-Reportage, haben nur für unseren Fotografen so getan, als würden sie dort schlafen. Im Interview sagen sie uns, wie sehr sie das Thema Wohnungsnot aufregt.
Besetzungen leerstehender Häuser, Grindelviertel, St. Pauli und Horn
Während die Wohnungsnot immer schlimmer wird, stehen etliche Häuser in der Stadt leer. Aktivisten haben sie in den vergangenen Monaten besetzt – wenn auch nur temporär. Die Villa Behnke in Horn ist im städtischen Besitz und steht seit Jahren leer. Als wir für unsere Wohnungsnotstand-Reportage hier fotografierten, riefen Anwohner die Polizei. Wir hätten uns strafbar gemacht. Ähnlich ging es den Studierenden, die die eines der Grindelhochhäuser und ein Haus auf St. Pauli besetzten.