Die Initiative „Pfand gehört daneben“ setzt sich seit über einem Jahr dafür ein, dass Pfandflaschen nicht im Müll landen. Jetzt wollen Gründer Mischa Karafiat und sein Team, dass die Idee auch in deutschen Rathäusern ankommt.
Sie sprechen eigentlich nur das Offensichtliche aus. Das sagen die Gründer von „Pfand gehört daneben“ selbst über sich und ihre Initiative. Deren Ziel: Getränkeflaschen, für die es Pfand zurückgibt, gehören nicht in den Müll. Wer sie selbst nicht eintauschen will, soll die Flaschen für andere neben den Abfalleimer stellen.
„Es sollte das normalste der Welt sein, dass man bares Geld nicht einfach wegschmeißt“, sagt Mischa Karafiat, einer von drei Gründern der Initiative. Zumal die Jungs finden: „Der Unterschied zwischen Arm und Reich zeigt sich selten so deutlich wie beim Pfand: Für die einen sind 8, 15 oder 25 Cent so wenig, dass sie es sich leisten können, ihre Pfandflaschen und Dosen in den Müll zu werfen – für die anderen ist das Pfand so wertvoll, dass sie es dafür auf sich nehmen, im Müll zu wühlen.“
Dass es sich lohnen könnte, rund um diese Gedanken eine Initiative zu starten, beobachteten der Hamburger Mischa und seine Kollegen Matthias aus Berlin und Mathias aus Münster selbst immer wieder auf der Straße: „Wir haben oft gesehen, wie Leute Pfandflaschen sogar vor den Augen von Flaschensammlern in den Müll warfen.“
Via Facebook begannen sie im November 2011, ihre Idee zu verbreiten. „Innerhalb weniger Tage hatten wir sehr viel Zulauf.“ Aktuell zählt die Facebookseite von „Pfand gehört daneben“ mehr als 19.000 Unterstützer.
Richtig los ging es für die Initiative, als die Band Beatsteaks sich online dazu bekannte und ihre Fans mobilisierte. Kurz darauf stellten die Musiker sich sogar für ein Online-Plakat zur Verfügung und zeigten so Gesicht für die Kampagne. Auch Jennifer Rostock und Nilz Bokelberg machen mittlerweile mit.
Weitere Partner folgten. Darunter die Getränkefirma Lemonaid, die Pfandkisten zur Verfügung stellt. Mithilfe einer Bauanleitung, die es unter www.pfand-gehoert-daneben.de gibt, kann daraus jeder selbst Pfandkisten in seinem Stadtteil anbringen – und es so Pfandgebern erleichtern, ihre Flaschen loszuwerden und Pfandsammlern ersparen, im Müll wühlen zu müssen. Auch in Hamburg wurden schon etliche solcher Kisten angebracht.
Solche Durchschlagskraft – nicht nur virtuell, sondern auch ganz handfest – hätten selbst die Gründer ihrer Initiative nicht zugetraut: „Aber das trifft anscheinend einen Nerv“, sagt Mischa Karafiat. Reizvoll sei für viele, dass sozialer Faktor und Umweltfaktor zusammentreffen. Und: Mitmachen kann jeder ganz einfach. „Wir bieten nur die Plattform“, sagt Mischa. „Viele praktizieren das sowieso schon viel länger, als es uns gibt.“
Froh über die positive Resonanz wollen die Jungs von „Pfand gehört daneben“ einen weiteren Schritt gehen: „Wir wollen die Aufmerksamkeit nutzen, um jetzt auch den politischen Hebel zu betätigen“, sagt Mischa. Dem Internet sei Dank und wegen ihrer unterschiedlichen Wohnorte sind sie längst bundesweit vernetzt. Nun wollen sie an Städte und Kommunen herantreten und Druck aufbauen: Es sollen Pfandsammelsysteme installiert werden.
Die Pfandkiste in Kooperation mit Lemonaid sei nur ein Beispiel einer günstigen einfachen Möglichkeit und zeigt, wie es geht: Pfand gehört nicht in den Müll. Und eigentlich auch nicht auf den Boden. Da können Flaschen leicht wegrollen oder zu Bruch gehen. Scherben auf der Straße will niemand haben, sagt Mischa: „Es soll um den Mülleimer herum ja nicht aussehen, als wäre sonstwas passiert.“ Mit Pfandkisten werde Pfand sicher abgestellt und von anderen herausgenommen. Einfach, sauber, sinnvoll.
Ein Produktdesigner hat schon einen Prototyp gebaut: „Unser Pfandring kann an jeden Abfalleimer angebracht werden, ist stabiler als Pfandkisten – und schick. Das ist unser absolut ernstgemeintes und ernstzunehmendes Angebot an die Kommunen sich zu beteiligen“, sagt Mischa. Der Pfandring sei ein richtiges Industrieprodukt, „sofort produzierbar“. „Wir haben die Idee, wir haben Öffentlichkeit, wir haben hunderte Male getestet: Den Bedarf gibt es definitiv.“
Text: Beatrice Blank
Plakat: Pfand gehört daneben
Foto: privat