Leichte Sprache :
Zu Hause auf dem Wasser

Die Hausboote am Spreehafen in Wilhelmsburg liegen im HPA-Gebiet. Wohnen darf hier offiziell niemand. Foto: Miguel Ferraz
Die Hausboote am Spreehafen in Wilhelmsburg liegen im HPA-Gebiet. Wohnen darf hier offiziell niemand. Foto: Miguel Ferraz
Die Hausboote am Spreehafen in Wilhelmsburg liegen im HPA-Gebiet. Wohnen darf hier offiziell niemand. Foto: Miguel Ferraz

In Hamburg auf einem Haus-Boot leben kostet Geld, Zeit und Nerven.
Uwe Wendler hat das alles verwendet.
Er findet: Es hat sich gelohnt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Ein Traum von Freiheit

Uwe Wendler und Uta Fabel leben auf einem Haus-Boot.
Das Haus-Boot heißt „Pauline“.
Sie wohnen dort seit sieben Jahren.
Das Haus-Boot liegt in Hamburg am Victoriakai-Ufer.
Sie haben eine Erlaubnis von der Stadt.

Die Pacht ist für 30 Jahre bezahlt.
Uwe Wendler ist 71 Jahre alt.
Seine Partnerin ist sieben Jahre jünger.
Sie geht bald in Rente.
Dann wollen sie mit dem Haus-Boot in den Urlaub fahren.
Es ist ein Traum von Freiheit.
Kann er nicht für mehr Menschen in Hamburg wahr werden?

Wo ist Platz für ein Haus-Boot?

Im Hamburger Hafen ist nur das erlaubt,
was auch für die Hafen-Wirtschaft gedacht ist.
Das steht in dem Gesetz für die Hafen-Entwicklung.
Für andere Gewässer in Hamburg sind die Bezirke zuständig.

Plätze für Haus-Boote gibt es nur in Mitte und in Nord.
Die Plätze kann man im Internet sehen.
Die Karte auf www.hamburg.de zeigt die Orte:

·      in Hammerbrook

·      am Mittel- und Eilbek-Kanal

·      am Osterbek-Kanal

·      ein Teil der Bille

·      ein Teil im Harburger Binnen-Hafen.

Das Boot von Uwe Wendler liegt also richtig.

Viele Ufer in Hamburg sind für Haus-Boote verboten.
Viele Plätze sind auch schon vergeben.
Aber es ist immer noch Platz für Haus-Boote.
Anne Schulz ist Planerin.
Sie sagt,
dass man nicht aufgeben soll.
Man muss selbst etwas tun,
dass an einem Platz ein Haus-Boot liegen kann.
Es gibt fast immer Lösungen mit den Behörden.

Man muss viel selber machen

Uwe Wendler hat es erfolgreich versucht.
„Am Anfang war es eine lustige Idee,
aber dann wollten wir das immer mehr.“
Er arbeitete mit Behörden zusammen.
Er und die Nachbarn haben viel zusammen geplant:
zum Beispiel die Leitungen für

·      Wasser

·      Strom

·      Gas

·      Telefon.

Sie bauten auch die Stege auf das Boot.

Uwe Wendler hat lange bei der Telekom gearbeitet.
Er war dort Handwerker für Innen-Ausbau.
Er hat selbst die Leitungen für sein Boot gelegt.
Er hat auch mit einem Bagger gegraben.
Jemand vom Kampfmittel-Räumdienst passte auf.
Uwe hätte auch eine Bombe aus dem Krieg finden können.

Er hat auch alle Rechnungen selbst geprüft.
Bei einer Rechnung von der Stadt war ein Fehler.
Die Verwaltung hatte eine falsche Straße berechnet.
Trotzdem war die Arbeit sehr teuer.
Uwe hat etwa 90.000 Euro für den Platz bezahlt.
Und da hatte er noch kein Haus-Boot gebaut.

„Wer auf dem Wasser leben möchte,
muss viel selber machen.
Man muss offen sein für Veränderungen.
Ein gutes Bauch-Gefühl ist wichtig“,
sagt die Planerin Anne Schulz.
Damit man den Mut nicht verliert,
braucht man auch viel Hilfe und Beratung.

Neubau oder gebraucht?

Und das Leben auf dem Wasser ist teuer.
Anne Schulz möchte nicht sagen,
wieviel Geld man etwa braucht.
Es kommt immer darauf an,
was für ein Boot man haben möchte.
Lieber allein auf den Wellen leben
oder doch in einem mobilen Büro?

Viele Gebühren kann man aber klar wissen.
Das ist bei einem Haus an Land genauso.
Neu gebaute Haus-Boote sind oft teuer.
Es gibt zum Glück auch gebrauchte Boote.
Die sind viel günstiger.
Viele gebrauchte Haus-Boote gibt es in den Niederlanden.

Uwe und Uta haben ein neues Haus-Boot gebaut:
das schwimmende Haus „Pauline“.
Das Haus-Boot passt knapp unter Brücken hindurch.
Alle fünf Jahre müssen sie zur Werft.
In der Werft prüfen Fachleute das Boot.
Wenn alles in Ordnung ist,
gibt es ein Zeugnis für die Schwimm-Fähigkeit.
Das braucht das Boot für die Versicherung.
Und nur wer die Versicherung hat,
darf auch den Liege-Platz behalten.

Im Winter gab es ein kleines Problem.
Der Schnee drückte das Boot tiefer ins Wasser.
Wasser ist in das Boot gelaufen.
Dann war das Boot plötzlich ganz schief.
Die Feuerwehr ist gekommen.
Das schiefe Haus-Boot war auch im Fernsehen.
Drei Tage hat Uwe gearbeitet,
dann war alles wieder in Ordnung.

Ein besonderes Leben

Das Leben auf einem Haus-Boot ist nicht einfach.
Anne Schulz sagt:
„Im Winter sind die Stege sehr glatt.
Die Wege etwa zum Supermarkt sind lang.
Man muss sich immer um das Boot kümmern,
sonst geht es unter.“
Trotzdem ist das Leben auf dem Wasser besonders.
„Die Luft ist anders.“

Uwe Wendler mag sehr,
wie das Licht auf dem Wasser spielt.
Zum Beispiel wenn im Winter Eis auf dem Kanal ist
oder vor einem Gewitter im Sommer.
„Es ist immer besonders“,
sagt Uwe.

Er und seine Partnerin denken daran,
dass sie irgendwann wieder an Land ziehen.
Wenn sie älter werden.
Aber sie wollen am Wasser bleiben.
Sie haben schon in der Stadt Schwerin geschaut.
Denn in Hamburg ist ein Haus am Kanal zu teuer.

Übersetzung in leichte Sprache: capito Hamburg

Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

Weitere Artikel zum Thema