Seit Montag steht ein Obdachloser wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Er soll im Januar einen Brandanschlag auf die Schlafstätte zweier Obdachloser verübt haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Obdachlosen D. (29) vor, in der Nacht zum 31. Januar gegen 2.35 Uhr unter dem Parkdeck an den Landungsbrücken die „Platte“ der beiden Obdachlosen Slawomir und Krzysztof angezündet zu haben. Hintergrund soll ein Streit um den Schlafplatz gewesen sein. Ein halbes Jahr zuvor hatte der 29-Jährige selber an dieser Stelle genächtigt.
Nachdem er das Feuer entzündete, soll sich der Angeklagte in der Annahme, die beiden Männer würden in ihren Schlafsäcken verbrennen, entfernt haben. Als Beweis dienen Videoaufzeichnungen, die ihn vor und nach dem Brand in der Nähe der Landungsbrücken zeigen. Zudem nahm ein Spürhund die Fährte zu dem Angeklagten auf.
Der Angeklagte D. bestreitet die Vorwürfe. Er kenne zwar die Betroffenen. Über seine Verteidigerin ließ er eine Erklärung verlesen, in dem er erklärt, dass er die Tat nicht begangen habe und es keine ausreichenden Beweise für eine Tatbeteiligung gäbe.
Bei der Aufklärung helfen könnte ein Zeuge, der am Dienstag vor Gericht aussagte. Kurz nachdem das Feuer ausbrach, habe er eine dunkel gekleidete Person beobachtet, die sich auffällig schnell von dem Tatort entfernte. „Der ist irgendwie komisch“, habe er gleich gedacht. Allerdings: Seine Beschreibung einer sehr großen und schlanken Person decken sich nicht mit den Video-Aufzeichnungen, die den Angeklagten zeigen.
Ob der Fall jemals aufgeklärt werden kann, ist ungewiss. Kurz nach dem Brandanschlag sprach Hinz&Kunzt mit den Betroffenen. Damals merkte man ihnen die Verunsicherung deutlich an. „Warum wir?“, fragte Slawomir. „Wir hatten überhaupt keine Probleme auf unserer Platte.“ Inzwischen ist der ältere der beiden Obdachlosen verstorben. Sein Tod steht laut Gericht nicht im Zusammenhang mit dem Brand. Sein Partner Krzysztof hofft auf Entschädigung und sollte eigentlich am zweiten Verhandlungstag aussagen. Allerdings erschien der Obdachlose nicht vor Gericht. Seine Aussage soll jetzt am 14. August erfolgen. Ein Urteil wird erst im September erwartet.