Ein Jahr lang finanziert die Region Hannover Senior:innen eine kostenlose Jahreskarte für Bus und Bahn, wenn sie ihren Führerschein abgeben. Für Hamburg ist ein solches Modell nicht geplant.
6600 Menschen, die mindestens 60 Jahre alt sind, haben seit April 2021 in Hannover ihren Führerschein gegen eine kostenlose Jahreskarte für Busse und Bahnen eingetauscht. Das Ticket gilt für den Großraum der niedersächsischen Landeshauptstadt. Rund 90 Prozent der Senior:innen, die das Angebot annehmen, sind älter als 70 Jahre, so das Verkehrsunternehmen Üstra. 65 Prozent wohnten in Hannover, 35 Prozent im Umland. Drei Viertel der Teilnehmenden hätten zuvor keine Jahreskarte gehabt. Nach einem Jahr würden die Teilnehmenden angeschrieben und gefragt, ob sie eine Seniorennetzkarte (Kosten derzeit: 28,20 Euro monatlich) abonnieren möchten. Finanziert wird die bislang rund zwei Millionen Euro teure Aktion von der Region Hannover.
In Hamburg ist eine vergleichbare Aktion nicht geplant, so die Verkehrsbehörde. Erfahrungen aus anderen Städten würden zeigen, „dass Angebote dieser Art häufig von Personen in Anspruch genommen wurden, die ihren Führerschein schon seit längerer Zeit nicht mehr benötigten und ein bestehendes Abo hatten“, teilte ein Sprecher mit. Zudem habe das 49-Euro-Ticket den ÖPNV für alle günstiger gemacht. Seit Einführung des Deutschlandtickets sei die Zahl der über 65-jährigen HVV-Abonnent:innen um etwa 65 Prozent auf 101.000 gestiegen.
„Fahrschein statt Führerschein“-Aktionen seien „grundsätzlich ein guter Weg“, erklärte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen. Allerdings sei der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum häufig so schwach ausgebaut, dass es dort neue, bedarfsgerechte Angebote brauche, „zum Beispiel Bürgerbusse, Ruftaxis und Mitfahrgelegenheiten“.
Hintergrund der Aktionen sind auch Daten, nach denen Senior:innen mit zunehmendem Alter häufiger Unfälle verursachen. Laut Statistiken von Kfz-Versicherern verantworten junge Autofahrende bis 26 allerdings am häufigsten Unfälle, erst danach kommt die Gruppe der ab 75-Jährigen. Zuletzt wurde auf europäischer Ebene über verpflichtende Gesundheitstests für Ältere gestritten, eine Einigung steht aus. Anders als hierzulande gibt es in einigen Ländern Medizinchecks für Senior:innen, etwa in Italien oder Spanien.