Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland und Hamburg ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Laut der jüngsten vorliegenden Daten leben in Deutschland mehr als 372.000 Menschen in Unterkünften.
Bis 2030 will die Bundesregierung die Obdach- und Wohnungslosigkeit abschaffen – doch vergangenes Jahr sind die Wohnungslosenzahlen erneut stark angestiegen: Mehr als 373.000 Menschen waren zum Stichtag 31. Januar 2023 in Unterkünften für Wohnungslose untergebracht. Das hat das Statistische Bundesamt bekannt gegeben. Den drastischen Anstieg um 195.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahr, führt die Behörde auf eine verbesserte Datenmeldung sowie die hohe Anzahl Geflüchteter aus der Ukraine zurück. Unter den Wohnungslosen befinden sich demnach rund 130.000 Menschen aus der Ukraine.
Nicht weniger dramatisch fällt der Anstieg in Hamburg aus. Sind 2022 noch 18.915 Wohnungslose in Hamburg erfasst worden, wurden nun 32.285 Betroffene gezählt. Bemerkenswert: Menschen, bei denen noch nicht geklärt ist, ob sie in Deutschland wohnberechtigt sind, etwa weil sie ein Asylverfahren durchlaufen, sind bei diesen Zahlen nicht berücksichtigt. Tatsächlich lebten einer städtischen Auswertung zufolge Anfang des Jahres 45.125 Menschen wohnungslos in Hamburg. Obdachlose, die auf der Straße statt in Unterkünften schlafen, oder verdeckt Wohnungslose, die etwa bei Bekannten unterkommen, tauchen in beiden Statistiken nicht auf.
Der Sozialexperte der Diakonie Hamburg Dirk Hauer spricht von „alarmierenden Zahlen“ und fordert vom Hamburger Senat einen wirksamen Aktionsplan: „Nicht Ordnungspolitik wie das aktuelle polizeiliche Vorgehen gegen obdachlose und bettelnde Menschen beseitigt soziale Not, sondern konkrete sozialpolitische Maßnahmen: mehr öffentlich geförderter Wohnungsbau, vor allem für vordringlich wohnungssuchende Haushalte, eine konsequente soziale Neuausrichtung der Bestandspolitik und eine stärkere Heranziehung der Saga zur Versorgung wohnungsloser Haushalte.“