Mit deutlicher Verspätung hat die Stadt ihr Ziel erreicht, mehr Plätze in städtischen Unterkünften bereit zu stellen: 4926 Wohnungslose – Flüchtlinge nicht eingerechnet – hatten Ende September ein Bett in einer Unterkunft. Doch Obdachlose profitieren nur in geringem Maß davon.
4926 Wohnungslose lebten Ende September in öffentlichen Unterkünften. Zum Vergleich: Im September 2015 waren es 2668. Hamburg hat damit zum ersten Mal das erklärte Ziel erreicht, 1500 zusätzliche Plätze für Wohnungslose zu schaffen – zwar neun Monate später als geplant (Ziel war Ende 2017), aber immerhin.
Also: eine gute Nachricht, oder? Nur bedingt, denn: Obdachlose profitieren nur in geringem Maß davon. So konnten nur 110 Menschen aus dem vergangenen Winternotprogramm in eine Unterkunft des städtischen Betreibers fördern&wohnen vermittelt werden. Wie viele Menschen, die auf der Straße leben, seit April einen Unterkunftsplatz bekommen haben, wird nicht erfasst, so Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer auf Hinz&Kunzt-Nachfrage.
Viele Familien leben in Unterkünften
Derzeit leben vor allem Familien in den städtischen Unterkünften, sagt Susanne Schwendtke von fördern&wohnen. Sie stellen rund 60 Prozent, der Rest sind alleinstehende Wohnungslose. Typischerweise sind sie hier gelandet, weil sie Mietschulden hatten, herausgeklagt oder geräumt wurden.
Standardmäßig werden alleinstehende Wohnungslose in Zwei-Bett-Zimmern untergebracht, so die Sprecherin. Davon gäbe es Ausnahmen, etwa „wenn jemand schwer krank ist“. Dann könnten auch Einzelzimmer zugewiesen werden. Voraussetzung: „Die Belegungssituation lässt es zu“, so Schwendtke.
Sozialbehörde: „Keine Bedarfsplanung“
Doch das ist die Krux: Dass die Unterkunftsplätze Jahr für Jahr erhöht werden – auf nun fast 5000 – zeigt ja, wie sehr sich die Situation zugespitzt hat. Der Anfang 2017 festgestellte Mehrbedarf von 1500 Plätzen für Wohnungslose dürfte nun, fast zwei Jahre später, längst wieder überholt sein.
Das scheint jedoch kein Grund für die Sozialbehörde zu sein, die Lage neu zu bewerten: „Es gibt keine ‚Bedarfsplanung‘, weil es keine verlässlichen Zahlen darüber gibt, wie viele Menschen in den kommenden Monaten/Jahren wohnungslos sein werden“, so Behördensprecher Schweitzer.
Auch vom Betreiber fördern&wohnen gibt es wenig Konkretes: „Wir haben keine unverrückbaren Platzkontingente für jeweils Einzelne und Familien, da wir stets ad hoc handeln müssen“, so Susanne Schwendtke, „es ist immer sehr viel in Bewegung.“