Mit einer Wohnungsbauoffensive könne zügig Platz für bis zu 28.000 Flüchtlinge entstehen. Das verkündete Mitte-Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) auf einer Diskussionsveranstaltung in Wilhelmsburg. Die Stadtentwicklungsbehörde übt sich in Zurückhaltung.
Für bis zu 28.000 Flüchtlinge könnte die Stadt Hamburg nach Aussage von Andy Grote (SPD) im kommenden Jahr Sozialwohnungen bauen. Diese Überlegungen präsentierte der Bezirksamtsleiter aus Mitte gestern Abend im Bürgerhaus Wilhelmsburg der Öffentlichkeit.
Tatsächlich wurden die Bezirke von der Stadtentwicklungsbehörde (BSW) aufgefordert, jeweils eine acht Hektar große Freifläche zu melden. Pro Fläche könnten etwa 800 neue Wohnungen gebaut werden. Grotes vereinfachte Rechnung: In allen sieben Hamburger Bezirke entstehen folglich 5600 Wohnungen, in denen jeweils bis zu fünf Personen Platz finden. Macht nach Adam Riese: 5600 x 5 = 28.000. Eine tatsächlich beeindruckende Zahl, die allerdings einige „wenn“ und „aber“ zu viel beinhaltet.
Wohl auch deswegen übt sich die Behörde in Zurückhaltung. Die BSW strebe eine „Flüchtlingsunterbringung mit Perspektive wohnen“ an, sagt Sprecher Magnus Kutz vage. Und nur im Idealfall beginnen noch in diesem Jahr alle Bauarbeiten – mit dem Ziel, die Wohnungen bis Ende 2016 fertigzustellen.
Das städtische Wohnungsunternehmen Saga GWG könne diese Aufgabe allerdings nicht alleine stemmen, so Kutz. Vielmehr müssten jetzt weitere Investoren gewonnen werden, die auf den Flächen Sozialwohnungen im 1. Förderweg fertigstellen.
Fest steht: Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen treibt den Sozialwohnungsbau weiter voran. Das ist dringend nötig. Zuletzt wurden jährlich gerade einmal 2000 Sozialwohnungen fertiggestellt. Jetzt will die Stadt auch Gewerbeflächen für den Wohnungsbau nutzen. Das war lange Zeit nicht möglich. Doch Ende 2014 verabschiedeten Bundestag und Bundesrat auf Initiative Hamburgs ein Gesetz „zur Erleichterung der Unterbringung von Flüchtlingen“. Ohne langwidrige Bebauungsplanverfahren können Unterkünfte nun ausnahmsweise auch in Gewerbegebieten zugelassen werden. Allerdings nicht für Obdachlose, sondern nur für Flüchtlinge.
Erste Steinhäuser könnten nach Informationen von NDR 90,3 auf der Gewerbefläche am Mittleren Landweg in Billwerder gebaut werden. Auf dem sogenannten alten Gleisdreieck sollen vierstöckige Mehrfamilienhäuser entstehen. 3000 Flüchtlinge, die bislang in Zelten, Containern und Baumärkten untergebracht wurden, könnten die Expressbauten bereits Ende 2016 beziehen.
Darüber hinaus rückt die Nutzung leer stehender Gewerbeflächen in den Fokus. Per Gesetz soll in Hamburg künftig die Beschlagnahmung möglich sein. Eine geeignete Unterkunft sei die ehemalige Schule Neuhof, meint die Flüchtlingsinitiative „Die Insel hilft“. Bei der Diskussionsveranstaltung im Bürgerhaus Wilhelmsburg schlug die Initiative Bezirksamtsleiter Andy Grote diesen und weitere Leerstände zur Nutzung vor. Von 1990 bis 2007 diente das Schulgebäude als Flüchtlingsunterkunft. Seitdem steht es leer und verfällt. Der Bezirk Mitte wolle sich diesbezüglich mit der Hamburg Port Authority zusammensetzen, kündigte Bezirksamtsleiter Andy Grote daraufhin an. „Ich glaube, dass da was geht.“
Text: Jonas Füllner
Foto: leerstandsmelder.de