Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen äußern sich seit Freitag tausende Menschen auf Twitter. Ihre Berichte sind individuell, machen aber deutlich: Armut in Deutschland ist es nicht.
Seit vergangener Woche posten Nutzer:innen auf Twitter unter dem Hashtag #IchbinArmutsbetroffen. In mehreren tausend Nachrichten haben Menschen bereits ihre eigene Geschichte erzählt. Gemeinsam möchten sie zeigen, wie unterschiedlich die Menschen sind, die hierzulande in Armut leben.
Und doch gibt es Themen, die in all diesen Nachrichten besonders oft sichtbar werden. So melden sich beispielsweise vermehrt Nutzer:innen zu Wort, die als Kind oder Teenager in Armut aufgewachsen sind. In ihren Tweets geht es um fehlende finanzielle Unterstützung, aber auch um das Gefühl der Scham, mit der sie teilweise bis heute konfrontiert sind. Viele Nutzer:innen schreiben von psychischen und physischen Erkrankungen, die sie oder auch ein Familienmitglied getroffen haben. Und davon, wie sie zusätzlich zu dieser Belastung seitdem am Existenzminimum leben.
Früher gehörte #IchBinArmutsbetroffen auch zu meinem Leben, insb. als Teenie & später Mutter. Die Scham, zu Schuljahresbeginn noch keine Schulsachen zu haben oder nur Essen fürs Kind und nicht für mich kaufen zu können, überfällt mich heute noch manchmal, obwohl es vorbei ist.
— Ellie (@Elliehapunkt) May 14, 2022
Ich wusste nicht ob ich was zu #IchBinArmutsbetroffen schreiben sollte.
Ich beziehe kein HarzIV, oder sonst welche Leistungen. Wir leben mit unserer Familie gerade so am Limit, Einkommen gibt es nur von mir. Es reicht immer genau bis zum nächsten Zahltag. Nichts bleibt übrig.— Daniel – 3 x 💉 (@DansFamilyLife) May 15, 2022
#IchBinArmutsbetroffen
Bedeutet auch durch die Stadt zu gehen und eine wahnsinnige Lust auf ein Spaghettieis zu haben. Und dann umzudrehen und die 6,50€ in Toastbrot, Milch, zwei Joghurt und Käse für knapp 4 Euro zu investieren, weil die Woche noch lang ist…— Die Becki (@ingridpbeck) May 13, 2022
Twitter ist eine große Diskussionsplattform, im Vergleich zu anderen sozialen Medien in Deutschland sind hier aber deutlich weniger Menschen aktiv. Der Hashtag versammelt also nur einen Bruchteil der Stimmen, die von Armut in Deutschland berichten könnten. Und doch hat er für viele eine wichtige Symbolkraft. Eine Nutzerin, die laut eigener Aussage Hartz 4 bezieht, beschreibt es so: „Wir sind laut. Das tut unglaublich gut. #IchbinArmutsbetroffen, aber ich bin nicht allein“.