Der Schock sitzt tief nach den verheerenden Terroranschlägen von Paris. Eine Übersicht über die Reaktionen aus Politik und Religionsgemeinschaften in Hamburg. Große Solidaritätskundgebung am Mittwoch.
„Wir trauern um die vielen Toten und sind mit unseren Gedanken bei den vielen Verletzen und den Angehörigen der Opfer. Ihnen gilt unser tiefes Mitgefühl. Diese abscheulichen Terrorakte richten sich gegen die Demokratie, gegen die Freiheit und gegen unsere Art zu leben. Wir werden Demokratie, Freiheit und unsere Art zu leben verteidigen und stehen fest an der Seite unserer französischen Freunde.“
(Olaf Scholz, SPD, Erster Bürgermeister)
„Die Anschläge haben mitten ins Herz der freien und zivilisierten Gesellschaft getroffen. Dieses Herz wird dadurch nur noch lauter schlagen!“
(Katharina Fegebank, Grüne, Zweite Bürgermeisterin via Facebook)
„Viele Menschen sind genau vor diesem Terror geflohen“
„Auch wenn sich die Attentäter und ihre Hintermänner und Sympathisanten wieder auf den Islam berufen, für die überwältigende Mehrheit der Muslime sind sie unser gemeinsamer Feind. Wir rufen die Gesellschaft auf, gemeinsam mit uns Muslimen dem Terrorismus und den ihn rechtfertigenden Ideologien auf allen Ebenen mit Entschlossenheit entgegen zu treten.“
(Mustafa Yoldas, Vorsitzender SCHURA, Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg)
„Die Terroranschläge von Paris sind ein Verbrechen gegen die Menschheit und durch nichts zu rechtfertigen: Weder mit dem Krieg in Syrien noch gar mit religiösen Gründen. Wir gedenken der vielen Opfer in Paris und teilen die Trauer der Angehörigen und aller Franzosen. Wir hoffen gleichzeitig, dass demgegenüber die notwendige Solidarität in unseren Gesellschaften, die gegenwärtig besonders den Flüchtlingen gilt, nicht untergraben wird. Der Terror des sogenannten ‚Islamischen Staates‘ beruht auf einer brutalen und menschenverachtenden Ideologie, die kein Recht hat, sich auf den Islam zu berufen. Wir verstehen die Flüchtlinge, die genau vor diesem Terror zu uns nach Europa geflohen sind und empfinden mit ihnen. Wir sind gemeinsam betroffen.
(Kirsten Fehs, Landesbischöfin Nordkirche und Vorsitzende des Interreligiösen Forums Hamburg)
„Die Stimme des Friedens und der Barmherzigkeit darf nicht verstummen! Terror ist weder mit dem Islam noch mit Religion überhaupt zu rechtfertigen.“
(Gerhard Ulrich, Landesbischof der Nordkirche
„Beten wir gemeinsam für die Opfer, deren Familien und Freunde, für die Rettungskräfte und Polizisten, die im Einsatz waren sowie für alle Menschen, die von Krieg, Terror und Leid betroffen sind. Erbitten wir Gottes Segen für alle, die diese schrecklichen Taten verarbeiten müssen.“
(Generalvikar Ansgar Thim, Erzbistum Hamburg)
Wir sind besorgt um die vielen Menschen, die vor genau diesem Terror in unser Land geflohen sind. Die Terroristen können die freiheitlich rechtsstaatlichen Gesellschaften des Westens militärisch nicht besiegen. Aber sie können uns dazu bringen, uns selbst zu besiegen. Das darf und wird ihnen nicht gelingen. Wir bleiben unbeugsam human, rechtsstaatlich und liberal!“
(Dirk Ahrens, Diakonie-Landespastor und Hinz&Kunzt-Herausgeber )
„Diese Attentate haben in Paris stattgefunden, aber sie sind auch ein Angriff auf Europa und unsere Werte. Sie sind ein Angriff auf Freiheit, Demokratie, Mitmenschlichkeit und unsere Art zu Leben. Die Werte, die 1789 von Paris ausgingen – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – sind universelle Werte, für die wir einstehen müssen und einstehen wollen. “
(Andreas Dressel, Fraktionsvorsitzender SPD und Anjes Tjarks, Fraktionsvorsitzender Grüne)
„Wir stehen in tiefer Solidarität an der Seite aller Bürgerinnen und Bürger von Paris und aller Franzosen. Die Freiheit muss stärker sein als der Terror. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir leben unser Leben. Gerade in kritischen Situationen muss man einen kühlen Kopf bewahren. Auf keinen Fall sollte die Tragödie von Paris jetzt für innenpolitische Zwecke instrumentalisiert werden.“
(André Trepoll, Fraktionsvorsitzender CDU)
Wir wissen, dass die Terroristen glaubten, die freie Welt und ihre Werte treffen zu können. Das darf und wird ihnen nicht gelingen: Die offene Gesellschaft, die Respekt vor Ressentiment und größtmögliche Freiheit vor absolute Sicherheit stellt, wird sich ihre Werte nicht von fanatischen Mördern nehmen lassen. Wir verteidigen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit überall und auch in Hamburg.“
(Katja Suding, Fraktionsvorsitzende FDP)
„Angriff auf unsere Art zu leben“
„Die barbarischen Taten von Paris zeigen uns erneut wie wichtig es ist, die Ursachen von Krieg, Not und Terror zu beseitigen. Dazu gehört auch, die Strukturen des IS zu zerschlagen und ihre Förderer zu stoppen – in Hamburg wie im Mittleren Osten. Militäreinsätze sind dabei keine Lösung, sie bringen wesentlich mehr Schaden als Nutzen. Das hat sich gerade im Mittleren Osten in den vergangenen Jahrzehnten wieder und wieder gezeigt. Ausdruck dessen sind nicht zuletzt die vielen Flüchtlinge aus der Region, die nun, nach Jahren des Krieges, auch in Europa ankommen – nicht als TrägerInnen, sondern als Opfer des Terrors. Auch ihnen gilt unsere Solidarität.“
(Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus, Fraktionsvorsitzender Die Linke)
„Wir dürfen uns unsere Freiheit durch solche Gewalt nicht nehmen lassen. Im Gegenteil: Jetzt gilt es, Freiheit und Demokratie zu verteidigen, indem wir sie leben. Auf keinen Fall dürfen solche Ereignisse dafür verwendet werden, gegen Geflüchtete und/oder Muslim_as zu hetzen. Wir sollten nicht vergessen, dass Geflüchtete, die bei uns Schutz suchen, genau vor solchen terroristischen Gewaltakten fliehen. Deshalb darf sich Europa jetzt nicht weiter abschotten und dadurch Geflüchtete daran hindern zu uns zu kommen.“
(Emma Hansen, Sprecherin der Grünen Jugend Hamburg)
Zusammenstellung: SIM
Foto: ZUMA Wire/Zuma Press/action press und Nordkirche
Solidaritätskundgebung „Nous sommes Paris – dem Terror entgegenstellen. Freiheit und Demokratie verteidigen“, Mittwoch, 16 Uhr, Innenstadt, Domplatz. Vorgesehen sind Reden von Bischöfin Kirsten Fehrs, von Mustafa Yoldas (SCHURA, Rat der islamischen Gemeinden), Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und dem französischen Generalkonsul Serge Lavroff.
Kerzen im Fenster: Bischöfin Fehrs unterstützt die Aktion, jeden Abend ab 18 Uhr eine helle oder bunte Kerze ins Fenster zu stellen – als sichtbares Zeichen der Trauer und Symbol für das Leben.