Das Winternotprogramm und der Erfrierungsschutz müssen auch tagsüber für die Obdachlosen offen bleiben. Das fordern soziale Initiativen in der Innenstadt.
Egal wie kalt es ist: Momentan müssen die derzeit knapp 200 Übernachter der Spaldingstraße das Gebäude um 9 Uhr verlassen und dürfen erst um 17 Uhr wieder hinein, die knapp 420 Bewohner des Erfrierungsschutzes müssen sogar schon um 7 Uhr die beiden Schulen verlassen und dürfen erst um 19.30 Uhr zurückkehren.
„Keiner von uns bleibt derzeit länger als nötig draußen, aber die Obdachlosen schicken wir raus vor die Tür – und zwar den ganzen Tag. Und das, obwohl wir wissen, dass die Menschen physisch und psychisch geschwächt sind“, sagt Stephan Karrenbauer von Hinz&Kunzt. „Das ist lebensgefährlich für die Menschen, das muss doch allen klar sein.“
Allein in Hamburg sind in diesem Winter schon zwei Menschen gestorben, da war es nicht einmal besonders kalt. Das Bedrückende: „Wir kannten die beiden, sie waren in einem schlechten gesundheitlichen Zustand, aber es konnte ihnen nicht geholfen werden“, so Hermannes, Geschäftsführer der ‚hoffnungsorte hamburg‘, zu denen auch die Tagesaufenthaltsstätte Herz As, die Beratungsstelle plata und die Bahnhofsmission gehören. Der Grund: „Es sind so viele Menschen in Not, dass wir für die einzelnen oft nicht mehr die nötigen Kapazitäten haben.“
Die meisten Obdachlosen versuchen natürlich, wenigstens stundenweise irgendwo unterzukommen. Das Ergebnis: „Wir sind hoffnungslos überfüllt und überlastet“, so Hermannes. „Im vergangenen Jahr sind wir regelrecht kollabiert, wir mussten sogar wegen Krankheit schließen. Jetzt sind wir wieder an unseren Grenzen.
Das „humanitäre Minimum“, so Cityseelsorger Gunnar Marwege, wäre deshalb, dass die Spaldingstraße und die Schulen auch tagsüber offen bleiben. „Natürlich wissen wir, dass die Gebäude tagsüber auch gereinigt werden müssen“, so Karrenbauer. „Denkbar wäre deshalb auch, dass die Stadt Thermozelte als Tagescafé bei den Unterkünften aufbaut.“
Mittelfristig müsse allerdings mehr getan werden. „Wir brauchen eine zusätzliche Tagesaufenthaltstätte mit qualifizierten Angeboten.“ Hohe Priorität müsse haben, dauerhafte Unterkünfte zu schaffen. „Sonst brauchen wir im kommenden Jahr 1000 Plätze“, so Stephan Karrenbauer.
Text: Pressemitteilung von hoffnungsorte hamburg, Hinz&Kunzt und der Cityseelsorge
Foto: Mauricio Bustamante
Die Forderung nach Öffnung des Winternotprogramms unterstützen außer hoffnungsorte hamburg, Hinz&Kunzt und der Cityseelsorge: die Tagesaufenthaltsstätte Bundesstraße, der Mitternachtsbus, die Straßensozialarbeit der Diakonie, die Beratungsstelle Harburg, das Cafée mit Herz, Café Exil, Caritasverband Hamburg, Ambulante Hilfe Hamburg