Knapp zwei Monate vor dem Stadt des Winternotprogramms konkretisieren sich die Pläne für einen neuen Standort in der Kollaustraße in Lokstedt. Sozialbehörde, fördern&wohnen und Bezirk informieren Nachbarn und werben dabei für ein Miteinander.
Mit 252 Plätzen soll es starten, wenn nötig, auf maximal 336 Plätze aufgestockt werden: das Winternotprogramm am neuen Standort in der Kollaustraße.
Noch ist zwar nicht final entschieden, ob die ehemalige Wohnunterkunft für Flüchtlinge ab dem 1. November als Ersatz für den weggefallenen Standort im Schaarsteinweg genutzt werden kann, aber Sozialbehörde, Betreiber fördern&wohnen sowie der Bezirk Eimsbüttel prüfen das Gelände neben McDonalds derzeit intensiv.
Am Montagabend waren Nachbarn aus Lokstedt ins Gymnasium an der Corveystraße geladen, um sich über die Pläne zu informieren und Fragen zu stellen. „Die Einladung kam sehr kurzfristig“, beschwerte sich eine Anwesende. Man habe die Nachbarn schon früh in den Entscheidungsprozess einbeziehen wollen, daher habe es schnell gehen müssen, entschuldigte sich Frank Burmester, Bereichsleiter Öffentliche Unterbringung in der Sozialbehörde.
Bildergalerie: Geplanter Standort in der Kollaustraße
Bus-Shuttle zur Kollaustraße?
Noch ungeklärt ist die Frage, wie genau die Menschen in die Kollaustraße kommen sollen. Zwar hält der 5er-Bus direkt vor der Tür, aber ob es, wie schon in den Vorjahren, einen Shuttle-Service aus der Innenstadt gibt, konnte die Behörde noch nicht beantworten. Eine reguläre Hin- und Rückfahrt würde 6,40 Euro kosten.
„Die Stadt hatte jahrelang einen Standort des Winternotprogramms am Flughafen“, so Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, „da hat das mit dem Bus-Shuttle super geklappt. Das wäre auch hier zu empfehlen, denn 6,40 Euro am Tag sind eine Menge Geld für einen Obdachlosen.“
„Ein Bush-Shuttle wäre zu empfehlen“– Stephan Karrenbauer
Ein weiterer Diskussionspunkt: befürchtete Müllansammlungen. Man habe bereits mit der Stadtreinigung gesprochen, dass diese die Taktung im Gebiet erhöhe, so Wollberg. Ein Nachbar gab zu Bedenken, dass es zwischen der nächsten U-Bahn-Station Hagendeel und der Kollaustraße „keinen einzigen Mülleimer gibt“ – eine Anregung, die dankbar aufgenommen wurde.
Einige Nachbarn wollten wissen, wie die Betreiber Sicherheit und Ordnung in der Kollaustraße gewährleisten wollten. Es sei stets eine hohe Anzahl von geschulten Mitarbeitern, Wachdienst und technischem Personal vor Ort, so Katrin Wollberg, und: „Der Standort ist auch nachts für Anwohner bei Beschwerde erreichbar.“
Polizei musste nur fünf Mal zum Winternotprogramm ausrücken
Dass der Stadtteil vom Winternotprogramm profitieren könne, sagte Matthias Lau vom örtliche Polizeikommissariat. „Die Menschen, die sonst in den Eingänge von Banken und Geschäften liegen, können dann dort hingehen. Das erhöht das Sicherheitsgefühl der Menschen“, sagte er.
Im Austausch mit Kollegen aus dem Winternotprogramm in der Friesenstraße habe er zudem erfahren, dass nicht mit mehr Einsätzen zu rechnen sei. Nur fünf Mal in fünf Monaten sei die Polizei dort zum Winternotprogramm gerufen wurden: nicht wegen Gewaltdelikten, sondern wegen Ruhestörung.
Frank Burmester von der Sozialbehörde betonte, dass die Lokstedter durch die Umnutzung des Standortes sogar entlastet würden: „Es geht nur um die Wintermonate und die Menschen sind nur nachts dort, nicht tagsüber“, versuchte er Vorbehalte zu zerstreuen. Ein Nachbarn hatte die Befürchtung geäußert, dass die Menschen sich auch tagsüber vom Winternotprogramm sammeln könnten.
Dass sich Diakonie, Hinz&Kunzt und viele weitere Akteure seit Jahren dafür einsetzt, dass Obdachlose das Winternotprogramm auch tagsüber nutzen können, war hingegen an diesem Abend kein Thema.
Neben kritischen Nachfragen wollten Nachbarn auch wissen, wie sie sich engagieren können und ob sie Kleiderspenden direkt abgeben könnten. Beides wurde bejaht. Ein Vertreter des Fördervereins Winternotprogramm, der ehrenamtlich Essen ausgibt, sagte, Unterstützung von den Menschen vor Ort sei gern gesehen. „Wir werden in den Wochenblättern und im Internet weiter informieren“, so der Ehrenamtliche.
Sollte der Standort in der Kollaustraße öffnen, würden alle Nachbarn vor Öffnung ohnehin zu einem „Abend der Begegnung“ eingeladen, hieß es von Behördenseite.