Die Standorte für das Winternotprogramm 2015/16 stehen fest: Auf dem Schulhof neben dem KoZe sollen 400 Schlafplätze in Wohncontainern entstehen. Im Ex-„Gala“-Verlagshaus am Michel werden 350 Plätze eingerichtet.
Rund 850 Notschlafplätze für Obdachlose stellt die Stadt in diesem Winter bereit. Das ehemalige „Gala“-Verlagshaus am Michel wird zu einer Notherberge für 350 Wohnungslose umgebaut. Weitere 400 Obdachlose sollen auf einem Schulhof neben dem Kollektiven Zentrum (KoZe) im Münzviertel in Wohncontainern Platz finden. Zudem werden Kirchengemeinden und weitere Beteiligte erneut rund 100 Plätze in eigener Verantwortung anbieten.
„Wir verlieren die Obdachlosen nicht aus dem Blick“, betont Sozialsenator Detlef Scheele. „Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge stellt uns vor eine große Herausforderung. Es ist uns dennoch gelungen, neue Standorte für das Winternotprogramm zu finden.“
„Es ist schön, dass frühzeitig 850 Plätze für den Winter bereit stehen“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Wir gehen allerdings davon aus, dass die Platzzahl nicht ausreichen wird.“ Nach Schätzungen der Diakonie leben mehr als 2000 Menschen auf der Straße. „Und in diesem Sommer wurden so gut wie keine Obdachlosen in Wohnraum vermittelt“, sagt Karrenbauer.
Sprengstoff birgt zudem die Notunterkunft auf dem Schulhof der ehemaligen Gehörlosenschule im Münzviertel. Am Vormittag fällten Bauarbeiter die Bäume auf dem Grundstück. Begleitet wurden die Arbeiten von einem großen Polizeiaufgebot. Offenbar rechnete die Polizei mit Widerstand der Besetzer des benachbarten KoZe.
Dessen Zukunft steht weiterhin in den Sternen. Derzeit besteht ein Mietverhältnis mit dem offiziellen Nutzer, einem Künstlerverein aus dem Viertel. „Nach und nach“ würde jetzt allerdings der Abriss des Areals umgesetzt, heißt es aus der Finanzbehörde. Spätestens ab Frühjahr 2017 wird nach Angaben der Finanzbehörde mit dem Neubau begonnen. Mit den Aktivisten aus dem Kollektiven Zentrum führte die Stadt in den vergangenen Wochen keine Verhandlungen mehr. „Uns wurde nur kommuniziert, dass heute mit dem Abriss der alten Schulgebäude begonnen wird“, kritisiert KoZe-Sprecher Timon Hesse am Mittwoch.
Für das Winternotprogramm müsse das Kollektive Zentrum allerdings nicht weichen, sagt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. Die Container sollen auf dem Schulhof stehen.
Nicht zum ersten Mal kommen Obdachlosen während der Wintermonate im Münzviertel unter. Bis vor drei Jahren diente ein ehemaliges Bürogebäude in der Spaldingstraße als Notunterkunft. Weil das Gebäude baufällig ist, wurden die Obdachlosen im vergangenen Winter in zwei ehemaligen Schulgebäuden und Wohncontainern am Grünen Deich untergebracht. In diesen Unterkünfte haben die Behörde inzwischen allerdings Flüchtlinge einquartiert.
Bis vor Kurzem war der Standort Grüner Deich noch für das Winternotprogramm geplant. Das sei durch die neuen Standorte nicht mehr notwendig. „Da für das kommende Winternotprogramm nun alternative Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, müssen die Flüchtlinge nicht umziehen“, heißt es aus der Sozialbehörde.
Text: Simone Deckner/Jonas Füllner
Foto: Dmitrij Leltschuk