Wie verändert ein bedingungsloses Grundeinkommen unsere Gesellschaft? Antworten auf diese Frage soll eine wissenschaftliche Studie liefern, für die sich jede*r Mensch ab 18 bewerben kann. Bezahlt wird das Projekt von mehr als 140.000 Spender*innen.
Dieses Forschungsprojekt könnte die Debatte über das Grundeinkommen auf eine neue Stufe heben: Drei Jahre lang sollen 120 zufällig ausgewählte Teilnehmer*innen 1200 Euro monatlich ausbezahlt bekommen – bedingungslos. Sie müssen keine Bedürftigkeit belegen und können unbegrenzt Geld hinzuverdienen, wenn sie wollen, teilte das Pilotprojekt Grundeinkommen am Dienstag mit. Die Studie soll im Frühjahr 2021 starten und gilt als die erste wissenschaftliche Untersuchung zum Thema hierzulande. Erstellt wird sie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, finanziert ausschließlich durch mehr als 140.000 private Spender*innen.
„Die Studie soll uns Hinweise darauf geben, ob die Wirkung des Grundeinkommens vom ,Mehr an Geld’ oder von der bedingungslosen Bereitstellung kommt“, sagt Michael Bohmeyer vom Verein Mein Grundeinkommen, der das Projekt angestoßen hat. Seine Initiative verschenkt seit sechs Jahren Grundeinkommen, um herauszufinden, wie bedingungslose Zahlungen Leben verändern. 669 Menschen kamen bislang in den Genuss von 1000 Euro monatlich für je ein Jahr. Dank vieler Spender*innen kommen regelmäßig weitere hinzu, die mithilfe von Verlosungen ermittelt werden. Was die Gewinner*innen berichten, fasst Michael Bohmeyer so zusammen: „Grundeinkommen bedeutet für die meisten nicht mehr Geld, sondern mehr Sicherheit.“
Diese Erfahrungen sollen nun wissenschaftlich untersucht werden. So sollen regelmäßige Befragungen zeigen, ob und wie das Grundeinkommen Berufstätigkeit verändert, ob die Empfänger*innen mit ihrem Leben zufriedener sind und ob sie sich stärker gesellschaftlich engagieren als zuvor. Die Ergebnisse sollen mit Befragungen einer Vergleichsgruppe ohne Grundeinkommen abgeglichen werden. Die Teilnehmer*innen der Studie sollen aus einer Million Bewerber*innen ausgewählt werden. Das Interesse ist gewaltig: 24 Stunden nach Bekanntwerden des Vorhabens hatten sich mehr als 500.000 Menschen beworben.