In Australien wüten seit Wochen Buschbrände unbekannten Ausmaßes. Nachdem sich die Lage zwischenzeitlich etwas entspannt hat, melden die Behörden in den vergangenen Tagen wieder neue Feuer. Was in den internationalen Solidaritätsbekundungen häufig untergeht: Obdachlose sind dem Rauch oft schutzlos ausgeliefert.
Durch die verheerenden Buschbrände sind in den vergangenen Wochen hunderte Millionen Tiere umgekommen. Die überlebenden Tiere haben nun Probleme an Nahrung zu kommen, schließlich ist ein großer Teil ihres Lebensraumes verbrannt. Vor allem die Situation für die vom Aussterben bedrohten Koalas ist bedrohlich – die internationale Anteilnahme ist gewaltig.
Was derweil oftmals aus dem Blick gerät: Auch Obdachlose sind extrem von den Bränden betroffen. Mehr als 100.000 Menschen leben momentan obdachlos in Australien, berichtet Jenny Smith von der Nichtregierungsorganisation „Homelessness Australia“, gegenüber dem Straßenmagazin „The Big Issue“, das wie auch Hinz&Kunzt zum International Network of Street Papers (insp) gehört.
The Big Issue hat ausführlich über die Folgen der Waldbrände für Obdachlose berichtet. Denn während die meisten australischen Stadtbewohner*innen bei Rekordtemperaturen von fast 50 Grad Celsius, Rauch in den Städten und mittlerweile auch Hagel und Sturzfluten gebeten werden, in ihren Häusern zu bleiben, haben Obdachlose genau diesen Rückzugsort nicht.
Marginalisierte Gruppen besonders betoffen
Dabei wäre ein solcher Ort umso wichtiger für sie. Schließlich ist der Gesundheitszustand von Obdachlosen, egal ob in Deutschland oder Australien, oft nicht gut. Eine schlechte Luftqualität, aber auch hohe Temperaturen treffen sie deshalb umso härter. Tatsächlich sorgt die schlechte Luft in Folge der Buschbrände bei vielen Australier*innen für Atembeschwerden. Mehr als ein Viertel der Einwohner*innen Australiens leiden einer Befragung zufolge unter Gesundheitsproblemen in Folge des Rauchs – zuletzt beklagten sich auch Tennisprofis bei den Australien Opens über die schlechte Luft. Für Obdachlose ist die Situation ungleich schlimmer, weil sie den Schadstoffen im Freien schutzlos ausgeliefert und häufig medizinisch unterversorgt sind.
In der australischen Stadt Adelaide haben die Behörden reagiert und die Öffnungszeiten von Tagesaufenthaltsstätten ausgeweitet. In Melbourne wurden Gutscheine für Schwimmbäder oder Kinos an Obdachlose verteilt, außerdem wurde Obdachlosen empfohlen, sich in öffentliche Bibliotheken oder Shopping-Center zurückzuziehen, berichtet The Big Issue.
„Extreme Hitzewellen treffen marginalisierte und besonders schutzbedürftige Gruppen immer am härtesten.“– Jenny Smith, Homelessness Australia
Aber nicht nur den Menschen, die tatsächlich auf der Straße leben, macht das extreme Wetter zu schaffen. Auch die Bedingungen in Gemeinschaftsunterkünften für Wohnungslose und einfachen Häusern sind teilweise prekär. Durch oftmals schlechte Isolierung, bestehe dort die Gefahr, dass sich Hitze staut, was ebenfalls zu Gesundheitsrisiken führen kann, berichtet Jenny Smith von Homelessness Australia gegenüber The Big Issue: „Extreme Hitzewellen treffen marginalisierte und besonders schutzbedürftige Gruppen immer am härtesten.“ In Australien zeigt sich momentan eindrücklich, wen die Klimakrise am härtesten trifft: Arme.