Die Zustände in deutschen Geflüchteten-Unterkünften sind oftmals katastrophal – und die Probleme sind strukturell. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Uni Kiel.
Rassismus, schlechte medizinische Versorgung, Lärm, fehlende Privatsphäre und Traumata: Über solche Erfahrungen berichten Geflüchtete in einer aktuellen Untersuchung der Uni Kiel.
Für die von der Hilfsorganisation Pro Asyl herausgegebene Studie hat der Politikwissenschaftler Nikolai Huke mit 16 Bewohner:innen von Erstaufnahmeeinrichtungen in Bremen, Hessen, Hamburg, Thüringen, Bayern und Brandenburg gesprochen. Die qualitativen Interviews geben einen ausführlichen Einblick in die Erfahrungen der Geflüchteten.
So berichtet ein Betroffener davon, wie die Unterbringungssituation und die fehlende Privatsphäre bei seiner Tochter zu Depressionen geführt habe. „Dort hast du keinen Schlüssel. Nachts habe ich den Schrank vor die Tür gestellt, weil ich Angst hatte“, berichtet eine Frau von ihrer Angst vor Gewalt. „Wie ein Gefängnis“ empfindet ein weiterer Asylsuchender seine Sammelunterkunft.
Strukturelle Probleme
Ziel der Studie ist laut Pro Asyl nicht, persönliches Fehlverhalten aufzudecken, sondern strukturelle Probleme sichtbar zu machen. So solle der Zivilgesellschaft ein Blick in die Unterkünfte ermöglicht werden. „Die Studie macht deutlich, dass die Bedingungen in Sammelunterkünften weder dem Wohl der betroffenen Menschen noch der Gesellschaft dienlich sind“, sagt Andrea Kothen von Pro Asyl.
Die Menschenrechtsorganisation fordert, Geflüchtete möglichst in Wohnungen statt in Sammelunterkünften unterzubringen. Außerdem müsse ihnen der Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung ermöglicht werden. Generell gelte es, Selbstbestimmungsrechte von Asylsuchenden zu stärken und menschenwürdig mit ihnen umzugehen.