Die Mordkommission hat die Ermittlungen im Fall des toten Obdachlosen übernommen, der am Dienstag nahe der Autobahn 24 in Jenfeld gefunden worden war. Die Ermittler suchen nun Zeugen.
War es Mord? Der Obdachlose, den Spaziergänger am Dienstagabend in Jenfeld nahe der Autobahn 24 tot neben seinem Zelt gefunden hatten, ist nach ersten Ermittlungen der Polizei einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen. Darauf würden die Verletzungen hindeuten, die bei der Obduktion festgestellt wurden, hieß es am Freitag von der Polizei. Um was für Verletzungen es sich dabei handelt, wollte die Staatsanwaltschaft nicht beantworten: Eine Veröffentlichung von Täterwissen könne den Ermittlungserfolg gefährden, hieß es.
Das mutmaßliche Tötungsdelikt liegt vermutlich schon länger zurück: Darauf hatte der Zustand der Leiche schon am Dienstag hingedeutet. Nach wie vor unklar ist, ob der bei dem Toten gefundene Personalausweis auch wirklich dem Mann gehörte. Die Ermittler der Mordkommission suchen deswegen auch nach Möglichkeiten, die Leiche identifizieren zu können.
Die Polizei bittet um Hinweise auf mögliche Mitbewohner des Mannes oder andere Menschen, die sich auf seiner Platte aufhielten. Die Spurensuche vor Ort ergab nach Hinz&Kunzt-Informationen, dass er dort nicht alleine gelebt hatte. Auch fragen die Ermittler, ob jemand womöglich einen Streit unter den Obdachlosen bemerkt hat. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 040/4286-56789 entgegen.
Gewalttaten gegen Menschen ohne feste Bleibe nehmen seit Jahren zu. Ausweislich der Statistik des Bundeskriminalamts sind gab es 2018 im Bundesgebiet fünf versuchte Tötungsdelikte, bei denen die Opfer obdachlos waren. Insgesamt wurden im Vorjahr 670 Gewaltdelikte gegen Obdachlose von den Ermittlungsbehörden registriert, 78 mehr als noch 2017.
Linke fordert „Menschenrecht auf Wohnen“
Jeder tote Obdachlose verdiene öffentliche Aufmerksamkeit, sagte die Hamburger Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic (Linke) in einer Reaktion auf den Jenfelder Fall. „Es ist zutiefst inhuman, dass Menschen gezwungen sind am Rande der Gesellschaft zu leben“, sagte die menschenrechtspolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Update: Der #Obdachlose in #Hamburg–#Jenfeld wurde wohl getötet. Schrecklich! Ich erneuere meine Forderung nach einem gesetzlich verankerten #Menschenrecht auf #Wohnen, denn ein Dach über dem Kopf bedeutet in erster Linie Sicherheit und Schutz vor solchen widerwärtigen Verbrechen
— Żaklin Nastic, MdB (@ZaklinNastic) July 12, 2019
Der Hamburger Senat müsse Maßnahmen ergreifen, um im kommenden Winter weitere Kältetote zu verhindern. Außerdem sprach sich Nastic für ein gesetzlich verankertes Menschenrecht auf Wohnen aus.