Am Donnerstag informiert die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche über ein hochaktuelles Thema: Kirchenasyl. Oftmals ist es die letzte Zuflucht vor der drohenden Abschiebung. Was kann das Kirchenasyl leisten und wo sind seine Grenzen?
Sie sind oft die letzte Zuflucht für Flüchtlinge, wenn ihnen die Abschiebung droht: Kirchen. Derzeit gibt es in Hamburg 29 Menschen im Kirchenasyl, im gesamten Bereich der Nordkirche (inklusive Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) sind es 105, darunter 23 Kinder, so die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims.
Seit knapp zwei Jahren steigt die Zahl der Schutzsuchenden in den Kirchengemeinden: Anfang September lebten bundesweit 452 Menschen im Kirchenasyl, darunter 95 Kinder, geht aus Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche hervor.
Kirchenasyl ist eine vorübergehende Notmaßnahme für Flüchtlinge, denen bei Abschiebung Gefahr an Leib und Leben droht und bei denen Menschenrechtsverletzungen zu befürchten sind. Die Kirchen bewegen sich mit der Gewährung in einer rechtlichen Grauzone, berufen sich dabei aber auf ihre jahrhundertelange christlich-humanitäre Tradition.
Zuletzt sorgte der Fall von 40 Roma für Aufsehen, die Mitte September kurzfristig den Michel aus Angst vor ihrer drohenden Abschiebung besetzten. Die Roma sind mittlerweile alle dezentral in Gemeindeeinrichtungen untergebracht. Die unabhängige kirchliche Beratungsstelle „fluchtpunkt“ prüft jeden einzelnen Fall. Dietlind Jochims betonte, dass es sich bei den Roma im Michel jedoch nicht um Kirchenasyl gehandelt habe: „Die Gemeinden leisten einfach humanitäre Hilfe“.
Aber: Wo liegen die Grenzen zwischen humanitärer Hilfe und Kirchenasyl? Gibt es ein Recht auf Kirchenasyl? Machen sich die Kirchengemeinden damit womöglich strafbar? Diese und weitere Fragen sind Thema bei einer Info-Veranstaltung am Donnerstag. Zu Gast sind die Flüchtlingsbeauftragte Dietlind Jochims und Hannah Hosseini, Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Hamburg Ost. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen, um Anmeldung wird gebeten.
Text: Simone Deckner mit epd
Foto: Christian Charisius/picture alliance dpa
Letzte Zuflucht Kirchenasyl, 15. 10., 17 Uhr im Schrödersaal des CVJM, An der Alster 40, Eintritt frei, Spenden erbeten. Anmeldung unter moeller@hoffnungsorte-hamburg.de oder Tel.: 040/76 75 76 46.