Seit Montag gelten in Hamburg Kontaktbeschränkungen: Menschen dürfen sich in der Öffentlichkeit lediglich alleine, zu zweit oder zusammen mit den Menschen, die in der gemeinsamen Wohnung leben, aufhalten. Und Obdachlose?
Wie soll man eigentlich auf Kontakte in der Öffentlichkeit verzichten, wenn die Öffentlichkeit das Zuhause ist? Diese Frage betrifft Obdachlose, die gemeinsam Platte machen, ganz konkret. Schließlich können sie sich nicht in die eigene Wohnung zurückziehen. Viele Obdachlose machen außerdem gemeinsam mit anderen Platte, auch um sich gegenseitig zu schützen. Eine Beschränkung auf nur zwei Personen ist oft schlichtweg unmöglich.
Diese besondere Situation wird in Hamburg offensichtlich anerkannt. Auf Hinz&Kunzt-Nachfrage erläutert Sozialbehördensprecher Martin Helfrich, dass die „Schutz- und Unterstützungsgemeinschaft“ von Obdachlosen, die gemeinsam auf der Straße leben, zumindest juristisch vergleichbar sei mit Menschen, die gemeinsam in einer Wohnung leben: „Ihnen ist damit der Aufenthalt allein sowie in Begleitung von Personen, die mit ihnen in einem gemeinsamen Zelt- oder Schlaflager leben, gestattet.“ Aus Frankreich hatte es zuletzt Berichte gegeben, nach denen Obdachlose im Zuge der dortigen Ausgangssperre mit Strafen belegt worden seien.
Essen und Trinken in der Öffentlichkeit für Obdachlose erlaubt
Auch darüber hinaus gibt es für Obdach- und Wohnungslose Ausnahmen von der Hamburger Allgemeinverfügung. Während etwa Grillen und Picknicken in der Öffentlichkeit grundsätzlich untersagt ist, gilt das nicht für Menschen, denen „aufgrund bestehender Wohnungslosigkeit eine Wohnung oder eine andere Unterkunft, insbesondere in Wohnunterkünften zur öffentlich-rechtlichen Unterbringung, nicht zur Verfügung steht“, heißt es in der Verfügung.
Eine ebensolche Ausnahme gilt auch für das Essen und Trinken in der Öffentlichkeit. Schon in der vergangenen Woche ist außerdem bekannt geworden, dass die meisten Hamburger Bezirke in der momentanen Situation keine Schlafplätze von Obdachlosen räumen.
Hinz&Kunzt fordert derweil eine Einzelunterbringung für Obdachlose sowie „eine staatliche Koordinierungsstelle, die einen Weg aufzeigt wie unter Einbeziehung der vorhandenen Hilfsangebote die entstandenen Versorgungslücken geschlossen werden können“, wie Geschäftsführer Jörn Sturm am Montag sagte.