Vor dem Hamburger Landgericht müssen sich zwei Männer verantworten, die einen Obdachlosen im vergangenen Sommer lebensgefährlich verletzt haben sollen. Nun sagte erstmals das Opfer aus – und beschuldigte den Hauptangeklagten.
Der Prozess um eine Messer-Attacke in Wandsbek vergangenen Sommer, bei der ein Obdachloser lebensgefährlich verletzt wurde, ist am Montag vor dem Landgericht fortgesetzt worden. Erstmals sagte das Opfer aus: „Der wollte mich umbringen“, trug der 31-jährige Attila mit heiserer Stimme vor. Er beschuldigte den in U-Haft sitzenden Elvis M., ihn mit Messerstichen an seinem damaligen Schlapfplatz, einem leerstehenden Asia-Laden, attackiert zu haben.
Für das Opfer bestand nach der Attacke zeitweilig Lebensgefahr: seine Lunge war durch den Messerstich perforiert worden, Ärzte des UKE retteten sein Leben. Die Polizei hatte bereits kurz nach der Tat vier Männer festgenommen. Drei von ihnen waren zum Tatzeitpunkt ebenfalls obdachlos. Zum Prozessauftakt im Dezember hatten sich die zwei Hauptangeklagten Elvis M. (35) und Sunai R. (41) gegenseitig beschuldigt, dem Opfer die lebensgefährlichen Verletzungen zugefügt zu haben.
Atilla hatte bei seiner Aussage hingegen keine Zweifel: Es sei M. gewesen, der ihn zunächst mit einer Flasche Bier auf den Kopf geschlagen und danach mit einem Messer attackiert habe. „Erst geschnitten und dann gestochen – ins Herz“, sagte der 31-Jährige aus.
Opfer sicher, dass die Tat geplant war
Sunai R. habe ihn zwar nicht mit dem Messer angegriffen, aber ebenfalls mit einer Flasche malträtiert. Vor Gericht gab das Opfer seinem ehemaligen Kumpel von der Straße die Schuld an dem gewalttätigen Übergriff: Sunai sei es gewesen, der „diese Leute, die ich nicht kannte“ zu seinem Schlafplatz gebracht habe – unter dem Vorwand, dass sie dort ebenfalls nächtigen wollten. „Aber die haben geplant, mich zu schlagen“, ist sich Attila sicher.
Die Anwältin von R. hatte zuvor eine Erklärung verlesen, in der ihr Mandant angab, er habe am Tattag „circa 12 bis 14 Flaschen Bier getrunken.“ Er selbst habe das Opfer nicht attackiert, dazu hätte es auch gar keinen Grund gegeben: „Ich war gut mit ihm, hatte keinen Streit“, so R.
Ein Streit könnte aber womöglich das Tatmotiv sein: Er sei etwa einen Monat vor dem Angriff von einem Mann am Hansaplatz in St. Georg aufs Übelste beleidigt worden, gab Attila vor Gericht an. Der Mann habe einfach nicht aufgehört, da habe er ihn irgendwann „mit der Faust ins Gesicht geschlagen, da kam auf jeden Fall Blut“. Die vorsitzende Richterin Birgit Woitas kritisierte: „Sie hätten ja auch einfach weggehen können?“ Bei dem Geschädigten soll es sich in diesem Fall um den Vater des Hauptangeklagten Elvis M. handeln.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Ein Urteil wird für Februar erwartet.