Strom, Wasser, Gas
Viel mehr Energiesperren in Hamburg – was tun?

Mehr als 6000 Mal drehte sich der Stromzähler 2024 nicht weiter, weil die Leitung gekappt wurde. Foto: Actionpress

Die Zahl der Stromsperren hat sich in Hamburg vergangenes Jahr fast verdreifacht. Auch bei Wasser- und Gassperren gab es Anstiege. Der Senat sieht keinen Handlungsbedarf.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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In Hamburg wurde wegen offener Rechnungen im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen der Strom oder das Wasser abgestellt als zuvor. 6145 Mal kappten die Energieversorger die Stromversorgung, im Jahr davor waren es 2174 Sperren. 549 Mal wurde das Wasser abgestellt (2023: 285 Sperren). Die Zahl der Gassperren stieg von 9 auf 41. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.

Über die Ursache des Anstiegs muss man spekulieren: Der Strom-Grundversorger Vattenfall und die Hamburger Energienetze verweisen auf jeweils den anderen, wenn man nach einer Erklärung fragt. Der energiepolitische Sprecher der Linken, Stephan Jersch, macht gesunkene Realeinkommen als Grund für den Anstieg aus. „Der Staat könnte handeln und die Energiepreise von den Netzentgelten befreien, damit sich Energiesperren endlich erledigen“, schlägt er vor.

Seine Fraktionskollegin Olga Fritzsche glaubt, ein Härtefallfonds, wie Hamburg ihn zu Beginn des Kriegs gegen die Ukraine eingerichtet hatte, hätte die vielen Sperren verhindern können. „Statt den Fonds auslaufen zu lassen, hätte man nochmal richtig nachbessern müssen und dafür sorgen, dass mehr Hamburger*innen den Fonds in Anspruch nehmen können“, sagt sie.

Ein Hilfsfonds, der (fast) nicht hilft
Energiesperren
Ein Hilfsfonds, der (fast) nicht hilft
9 Haushalte haben bis Ende März Geld aus dem Hamburger Härtefallfonds erhalten, um eine Strom- oder Gassperre abzuwenden. Das teilte die Sozialbehörde auf Hinz&Kunzt-Anfrage mit. Dabei seien rund 13.600 Euro ausgezahlt worden.

Die Sozialbehörde hält das für nicht nötig: Sie geht davon aus, dass von den Sperren vor allem Menschen betroffen sind, die von Sozialleistungen leben. Im Fall einer drohenden Energiesperre könnten die Behörden ihre Schulden übernehmen, erklärte ein Sprecher gegenüber Hinz&Kunzt. Der Härtefallfonds war für Menschen gedacht, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen hatten, aber dennoch angesichts der gestiegenen Energiepreise Probleme, ihre Rechnungen zu zahlen.

Für 2025 droht ein weiterer Anstieg bei den Stromsperren: Vattenfall erhöht den Strompreis in der Grundversorgung wegen gestiegener Netzentgelte zum 1. April um knapp 10 Prozent. Kunden, die ihren Strom über andere Tarife beziehen, betrifft das allerdings nicht.

Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Früher Laufer, heute Buchholz. Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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