Nach sieben Jahren endet der Prozess gegen Crewmitglieder des Seenotretters „Iuventa“ mit der Einstellung aller Verfahren. Italienische Behörden hatten ihnen Schlepperei vorgeworfen.
Wie die Berliner NGO „Solidarity at Sea“ am Freitagmittag bekannt gab, hat das Gericht in der italienischen Hafenstadt Trapani die Einstellung der Verfahren gegen die vier Seenotretter:innen der „Iuventa“ bekanntgegeben. Ihnen war von den italienischen Behörden Beihilfe zur illegalen Einreise vorgeworfen worden, weil sie in den Jahren 2016 und 2017 bei zwei Einsätzen 404 Schiffbrüchige gerettet und nach Italien gebracht hatten. Das Rettungsschiff „Iuventa“ war seitdem von den Behörden festgesetzt und wurde nun vom Gericht wieder freigegeben.
„Wir haben auch auf eine Art verloren.“– Dariush Beigui
Auch für den Hamburger Binnenschiffer Darius Beigui geht damit ein sieben Jahre lange Prozess zu Ende. „Es ist eine Erleichterung, aber es fühlt sich nicht wie ein Sieg an“, sagte er in einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag auf Nachfrage von Hinz&Kunzt. „Wir haben auch auf eine Art verloren. Wir haben so viel Geld und Energie verloren und konnten nicht raus aufs Meer und Menschen vor dem Ertrinken bewahren.“ Nach eigenen Angaben hat die Crew für die Verteidigung 800.000 Euro aufgebracht, finanziert durch Spenden und Solidaritätsveranstaltungen.
Die Entscheidung des Gerichts hatte sich Ende Februar bereits abgezeichnet, als die die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer überraschend die Vorwürfe fallengelassen hatte. Zur Begründung hieß es, die Hauptzeugen hätten sich als unglaubwürdig herausgestellt – was die Angeklagten schon lange bemängelt und den Prozess deshalb als politisch motiviert bezeichnet hatten.
„Am Liebsten würden wir gleich morgen mit der Iuventa raus aufs Meer fahren“, sagte Beigui am Freitag. Das Schiff müsse nach so langer Zeit allerdings erst repariert werden, was sich womöglich nicht mehr rechne. Sollte es aber möglich sein, werde die Crew das schnellstmöglich tun, bekräftigte der Hamburger: „Es sind nach wie vor Menschen in Seenot und es ist notwendig, dass wir rausfahren.“