Joseph Klink verkaufte wie immer seine Zeitung, als ihn eine Filmemacherin auf der Straße entdeckt. Sie war fasziniert von seiner Ähnlichkeit zu Erzbischof Desmond Tutu – und engagierte den Straßenzeitungsverkäufer aus Kapstadt vom Fleck weg für ihren Kinofilm.
„Möchten Sie eine Big Issue kaufen?“ Jeder, der am Platz des freundlichen und enthusiastischen Verkäufers Joseph Klink in Kapstadt vorbeikommt, kennt diese Frage. Nun können Menschen auf der ganzen Welt Joseph kennenlernen – auf der Kinoleinwand. Der 73-Jährige hat eine kleine, aber feine Rolle im Kurzfilm „Promise“ der südafrikanischen Filmemacherin Greta Henley ergattert. Der Film feierte seine Premiere vergangenes Jahr in Kapstadt und lief auch schon auf dem renommierten Internationalem Kurzfilmfest in Los Angeles.
„Das Tollste an meinem Job als Verkäufer sind die Menschen, die ich treffe“, sagt Joseph. Seit 18 Jahren verkauft er die Straßenzeitung – in „seiner“ Nachbarschaft Hout Bay ist er bekannt wie ein bunter Hund. Hier trafen Filmemacherin Greta und Joseph auch das erste Mal aufeinander. „Ich dachte sofort, dass er Erzbischof Desmond Tutu ähnlich sah“, so die Filmemacherin, „er strahlte auch so viel Ruhe und Anmut aus. Er ist so eine warmherzige Person.“
Obwohl Joseph zuvor noch nie geschauspielert hatte, brauchte er nur kurz, um sich in seine Rolle einzufühlen. Kein Wunder, war sie ihm doch auf den Leib geschrieben: Er spielt einen Big Issue-Verkäufer in zwei Szenen, die laut Greta entscheidend für den Plot des Films sind. Joseph hat eine nur vier Sprechrollen in „Promise“. Der Film handelt von einer jungen Frau, die überlegt, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Sie versucht mit all den gebrochenen Versprechen klarzukommen, die sie sich selbst und ihren Liebsten gegeben hat. „Es sind nur zwei kurze Szenen, in denen Joseph vorkommt, aber diese sind entscheidend für die Entwicklung der Hauptfigur“, so Greta Henley.
„Der Film startet mit einer Szene, in der Joseph seine typische Frage stellt: ‚Möchten Sie eine Big Issue kaufen?’ Die junge Frau ist gerade auf dem Weg zu ihrem Scheidungsanwalt und antwortet ‚Ja, das ist in der Tat eine große Sache’ (Big Issue heißt wörtlich übersetzt so viel wie „eine große Sache“, d. Red.)’
Sie verspricht Joseph, ihm eine Ausgabe abzukaufen, wenn sie sich das nächste Mal auf der Straße sehen. In der nächsten Szene des Films wird ihr schlagartig klar, dass sie sich ihr ganzes Leben so verhalten hat: Sie verspricht etwas und schiebt es dann aber auf. Die Szene mit Hauptdarstellerin Joelle Coutinho wurde an einer Straßenecke des Vorortes Kenilwort gedreht. „Wir hatten nur einen ersuch, alles in den Kasten zu kriegen und keine Zeit zu Proben, aber Joseph war absolut großartig. Er war sehr freundlich und arbeitete hart“, so Greta.
Während der Dreharbeiten trug Joseph die gleiche Weste, die er immer beim Verkaufen anhat. Auf einem Aufnäher hat er einen Spruch geschrieben, der sein Ziel erklärt: „Damit ich meine Enkelkinder unterstützen kann“. Joseph hat neun Kinder und mehr als 20 Enkel.
Zur Filmpremiere kam Joseph mit einem seiner Söhne. „Der Augenblick, als ich mich selbst auf der Leinwand gesehen habe, war eine große Ehre. Meine Familie war so stolz.“ Als langjähriger Verkäufer freut sich Joseph darüber, dass der Film helfen wird, The Big Issue und die Arbeit von Straßenmagazinverkäufern wie ihm selbst noch bekannter zu machen. „Es ist ein großartiges Gefühl. Ich verkaufe The Big Issue nun seit 18 Jahren. Ich war arbeitslos und krank und die Menschen von The Big Issue haben mir geholfen. Sie sind für ich da und ich bin glücklich, dass noch mehr Menschen von der Organisation erfahren.“
Redakteurin Janna Joseph war begeistert, als sie vom Filmdebut ihres Verkäufers erfuhr. Er ist so ein ehrlicher, hart arbeitender Mann und einer unserer langjährigsten Verkäufer. Wir hoffen sehr, dass sein Auftritt in dem Film dabei helfen wird, die Menschen für unsere Arbeit zu sensibilisieren – nicht nur in Südafrika sondern weltweit.“
Text: Laura Smith, INSP
Übersetzung: Simone Deckner
Fotos: Greta Henley, Facebook