Momentaufnahme :
Urlaub für den Kirchentag

Holger, 73, verkauft Hinz&Kunzt in Duvenstedt vor Rewe.

Nimmt sich für den Kirchentag eine Auszeit: Hinz&Künztler Holger. Foto: Dmitrij Leltschuk
Nimmt sich für den Kirchentag eine Auszeit: Hinz&Künztler Holger. Foto: Dmitrij Leltschuk

(aus Hinz&Kunzt 242/April 2013)

Am Kirchentag zieht Hinz&Kunzt um. Für drei Tage öffnen wir in der Messehalle A4 unseren „Gläsernen Vertrieb“. Nicht nur die Vertriebsleitung, sondern auch unsere Verkäufer wechseln den Ort. Sie werden Zeitungen verkaufen und sich am Infotisch präsentieren. Unser Verkäufer Holger ist dann nicht dabei. Er hat sich extra „Urlaub“ für den Kirchentag genommen: „Ich will möglichst viele Veranstaltungen besuchen, da bleibt keine Zeit zum Verkauf.“

Für Holger ist es nicht der erste Besuch auf einem Kirchentag: „1987 hat unser Pastor Heldmann uns dazu animiert, nach Frankfurt mitzukommen.“ Seitdem ist er ein regelmäßiger Gast. „Die Kirche hat für mich eigentlich immer eine große Rolle gespielt“, erzählt Holger. Inzwischen ist sein Verhältnis zur Kirche angespannt. „Nachdem Missbrauchsfälle in den Kirchengemeinden in Ahrensburg und Lütjensee publik wurden, hätte die Kirche das in meinen Augen am liebsten unter den Teppich kehren wollen. Das fand ich grundverkehrt“, sagt der 73-Jährige. Er fügt hinzu: „Aber meinen Glauben hat das nicht erschüttert.“

Holger stammt aus einem evangelischen Elternhaus, sein Vater war allerdings freikirchlicher Mennonit. „Mennoniten wurden früher verfolgt undmussten auswandern. Ich bin ein Weltenbummler. Das ist meine mennonitische Ader“, erklärt Holger mit einem verschmitzten Lächeln. Er hat Schlosser und Industriekaufmann gelernt und sich sogar als Ingenieurassistent auf See versucht. Den Norden kennt er wie seine Westentasche. Jahrelang befuhr er die Region als selbstständiger Transportunternehmer. In den 1990er-Jahren geriet dann manches aus den Fugen. Erst trennte sich seine Frau von ihm, dann wuchsen ihm beinahe seine Schulden über den Kopf. Aus der Patsche half ihm damals seine neue Freundin: Mit ihrer Hilfe bekam er die Finanzen wieder in den Griff. 2005 ging Holger in Rente. Viel Geld war das nicht. Über einen Freund, unseren Verkäufer Jürgen, fand er zu Hinz&Kunzt.

Heute wohnt Holger mit seiner Freundin in deren Haus im Kreis Herzogtum Lauenburg: „Das Herzogtum hat eine große Geschichte. Als Anerkennung seiner Leistungen wurde Bismarck 1871 der Sachsenwald vom Kaiser übereignet.“ Nach eigener Aussage ist Holger nicht wirklich in der dortigen Kirchengemeinde aktiv. Zum Kirchentag organisiert er trotzdem die Anreise seiner gesamten Kirchengruppe. „Ich bin gerne beim Kirchentag. Ich freue mich darauf, anderen Leuten zu begegnen“, sagt Holger.

Ein fester Programmpunkt ist für ihn daher der Abend der Begegnungen. In den kommenden Wochen wird sich Holger sein Kirchentagsprogramm zusammenstellen: „Ich interessiere mich sehr für Politik und Geschichte und höre mir gerne die Vorträge an. Mit meiner Freundin werde ich mir einige Konzerte anhören. Und wenn ich Zeit habe, schaue ich auch mal am Hinz&Kunzt-Infotisch vorbei.“

HINZ&KUNZT: Was ist dein persönlicher Veranstaltungstipp für den Kirchentag?
HOLGER: 2007 habe ich den Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger beim Kirchentag in Köln erlebt. Das war ein tolles, mitreißendes Erlebnis. In Hamburg tritt er mit dem Programm „Mehr braucht es nicht“ am Donnerstag und Samstag in der Messehalle B7 auf.

Text: Jonas Füllner
Foto: Dmitrij Leltschuk

Weitere Infos zum Kirchentag unter www.kirchentag.de

 

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