Obdachlosigkeit in Hamburg
Deutlich mehr Todesfälle als bislang bekannt

Im Jahr 2024 starben bislang mindestens 15 Obdachlose im öffentlichen Raum in Hamburg. Foto: Falk Jaquart / pixelio.de

Mindestens 15 Obdachlose sind in diesem Jahr bereits auf Hamburgs Straßen gestorben. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Deutlich mehr Menschen als bislang bekannt, sind in den vergangenen Monaten auf Hamburgs Straßen gestorben. Hinz&Kunzt hatte von fünf Todesfällen seit Jahresbeginn berichtet. Der jüngste Todesfall ereignete sich Anfang September. Auf eine Anfrage der Linksfraktion teilt der Senat jetzt mit, dass es zehn weitere Todesfälle gab.

„Die Tatsache, dass jeden Monat mehrere obdachlose Menschen im öffentlichen Raum sterben, macht mich immer wieder fassungslos“, sagt Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Wie in der Vergangenheit auch, basiert die Senatsantwort lediglich auf einer „nicht qualitätsgesicherten Auswertung“ des Instituts für Rechtsmedizin. Somit könnte es in diesem Jahr sogar weitere, nicht bekannte Todesfälle geben. Fest steht jetzt hingegen das Alter der Verstorbenen und in den meisten Fällen die Todesursache. „Viele der Obdachlosen starben an einer Lungenentzündung, die unter normalen Umständen gut behandelbar wäre“, kommentiert Fritzsche. „Als Linke fordern wir deshalb seit Langem einen anonymen Behandlungsschein. Außerdem werden wir uns in der kommenden Bürgerschaftssitzung in einem Antrag für Verbesserungen bei der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Winternotprogramm einsetzen.“

Zwei weitere Erkenntnisse liefert die Antwort des Senats: Die Obdachlosen, die in den vergangenen Monaten im öffentlichen Raum starben, wurden im Schnitt gerade einmal 49 Jahre alt. Bereits vor acht Jahren kam eine Studie am Universitätsklinikum Eppendorf zu dem Ergebnis, dass Obdach- und Wohnungslose in Hamburg im Schnitt 30 Jahre früher sterben als  Bürger:innen, die in einer Wohnung leben – und zwar mit 49 Jahren.

Darüber hinaus steht jetzt fest, dass insgesamt 48 Menschen ohne festen Wohnsitz seit dem 1. November 2023 in Hamburg starben –  das ist fast ein wohnungsloser Mensch pro Woche. 30 von ihnen starben zumindest nicht allein, sondern begleitet im Bett eines Krankenhauses.

Aus den wenigen jetzt öffentlichen Informationen zu den verstorbenen Obdachlosen lässt sich darüber hinaus auszugsweise ablesen, wie groß das Elend auf Hamburgs Straße ist: Der Tod eines 51-Jährigen wurde auf dem Bürgersteig der Reeperbahn festgestellt. Die Todesursache ist nicht bekannt. Einen weiteren Toten fand man in der Abstellkammer eines Einkaufszentrums. Der 48-jährige Obdachlose starb an einer Lungenentzündung. Ein weiterer Obdachloser wurde sonntags neben dem beliebten Musikclub Knust im Schanzenviertel tot aufgefunden. Er wurde nur 24 Jahre alt und starb an einer Lungenentzündung.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema