Bericht der Innenrevision

Nach Chantals Tod

Nachdem Chantal in Obhut einer Pflegefamilie starb, hat die Sozialbehörde zwar reagiert: mit neuen Regeln für die Auswahl von Pflegeeltern und Plänen, freie Träger aus dem System zu entlassen. Der Bericht der Innenrevision empfiehlt aber andere Maßnahmen.

„Für mich sind Obdachlose Lebenskünstler“

Zuhören statt verurteilen: Wenn Streifenpolizist Karsten Hoff bei seiner Arbeit Obdachlosen begegnet, versucht er zu helfen. Über das Schicksal ausge­grenzter Menschen hat er jetzt einen Roman geschrieben.

(aus Hinz&Kunzt 213/November 2010)

„Die wollen aus dem Elend raus“

Feridun Zaimoglu im Hinz&Kunzt-Gespräch über Einwandererkinder, den Islam und das kreative Potenzial von Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten

(aus Hinz&Kunzt 196/Juni 2009)

Feridun Zaimoglu kam mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Heute ist er bildender Künstler und Schriftsteller und arbeitet mit deutschen Kids mit ausländischen Wurzeln am Theater.

„Aufhören – das darf man nicht“

(aus Hinz&Kunzt 182/April 2008)

Das Wilhelmsburger Bandoneonorchester ist es eines der letzten seiner Art, seine Zukunft ist unsicher. Die Spielfreude ist dennoch ungebrochen

Hilde Meier ist so ’ne Zittrige. Sagt sie selber, legt den Kopf dabei ein wenig schräg und zieht die Schultern hoch. „Aber wenn der erste Ton gespielt ist, ist die Aufregung vorbei und alles geht gut.“ So wird es auch heute sein, wenn ihr Orchester zum sonntäglichen Tanztee im Carstens Stift im Herzen von Wilhelmsburg aufspielt. Hilde Meier sitzt in der zweiten Reihe, hält ihr Akkordeon auf ihrem Schoß. Vor ihr die Bandoneonspieler, hinter ihr die Rhythmusgruppe: Schlagzeug, Bass, Perkussion. Blaue Jacke, weißes Hemd, blaue Hose – kerzengerade sitzen sie da, verziehen keine Miene und schauen auf die große Uhr mit den schwarzen Zeigern, bis es exakt 15 Uhr schlägt. Ihr Mann tritt hinter seinem Notenständer hervor, reckt den Kopf und sagt mit lauter Stimme: „Im Namen unserer Orchestermitglieder möchte ich Sie hiermit recht herzlich begrüßen!“ Alles dreht sich zu ihm hin: Ältere und alte Menschen, einige in Rollstühlen, alle in helles Neonlicht getaucht. Vor ihnen ein schlichtes Kaffeegedeck, die Bedienung hastet durch den Saal, bringt weitere quadratische Sahnestückchen. „Das hier ist unser Fanclub“, wird Hans Meier später sagen und milde lächeln – in der Pause, wenn die Musiker ihre schweren Instrumente auf den Boden stellen, sich ein wenig die Beine vertreten oder ins Publikum gehen, um Freunde und Bekannte zu begrüßen, ihnen dabei meistens den Arm um die Schulter legen und sie herzhaft drücken: Gut, dass wir es mal wieder geschafft haben zusammenzukommen.

Ein Tusch, los geht’s. „Bandoneonklänge“ heißt das Eröffnungsstück, forsch und schmissig; wenn man will, zum Mitklatschen geeignet. Es folgt etwas ruhiger das Lied vom Bananenpaul, vom Jung’ mit dem Tüdelband. Ab und an erzählt Hans Meier kurze Anekdoten auf Plattdeutsch, erntet einige Lacher, muss nur einmal die vom Tisch ganz links zur Ruhe ermahnen – die haben mit ihrer Digitalkamera ein Lied mitgefilmt, spielen sich das Stück nun laut vor, sind ganz begeistert. Und dann das Lied, warum es so schön ist am Hafen und mit den Mädels, auch wenn anschließend die Männer alle Verbrecher sind. Es folgt „Am Rio Negro“, dort liebt man den schmissigen Tango, eine Rumba schließt sich an, ein zackiger Marsch. Die ersten Paare haben vor der Bühne getanzt, andere kommen hinzu, so soll es sein. Hans Meier ist zufrieden, er lächelt glücklich. Seine Frau hat den ehemaligen Angestellten von MAN im Hafen einst ins Orchester geholt. Er ist ein Jahr älter als seine Frau Hilde, und die wird dieses Jahr 81.

Ein wenig länger gibt es das Orchester schon – aber nicht viel. Seine Geschichte erzählt von Erfolgen und Rückschlägen, von Krisen und überraschenden Wendungen. Alles beginnt im Frühjahr 1929. Fünf junge Wilhelmsburger Arbeiter wollen sich einem der örtlichen Musikvereine anschließen, in denen sich die Hafenarbeiter und die örtlichen Handwerker damals von der schweren körperlichen Arbeit erholen. Doch man ist nicht an Zuwachs interessiert, wimmelt sie unfreundlich ab. Dann machen sie eben ihren eigenen Laden auf! Zur Gründung ihres Bandoneonorchesters kommen am 5. April 1929 in der Gaststätte „Stübens Volksgarten“ am Reiherstiegkanal zehn weitere Interessierte hinzu. Sie besorgen sich gebrauchte Instrumente, üben einmal die Woche, wachsen an auf 20, auf 25 Mitglieder. Bald sind sie eine Institution in Wilhelmsburg, keine Feier ohne ihre Musik.

Dann kommen die Nazis – und die Musiker dürfen die jüdischen Schlager nicht mehr spielen; müssen auf Kameradschaftsabenden auftreten. Der Krieg kommt. 1943 muss das Orchester sein Spielen einstellen, nach Kriegsende sind 14 seiner Musiker nicht mehr unter den Lebenden. Mühsam berappelt sich das Orchester wieder. Sie üben in ungeheizten Räumen, kratzen die letzten Pfennige zusammen für Noten und gebrauchte Instrumente. Bald zählt das Orchester wieder 20, 30, schließlich bis zu 40 Musiker, führt wieder ein eigenes Kinderorches-ter: „Die Leute waren ja hungrig, die wollten was erleben, und es gab ja nichts“, erzählt Hans Meier aus der Nachkriegszeit. Einen Saal mit 500, 600 Plätze zu füllen ist kein Problem. Der absolute Hit sind die Karnevalsfeiern, die damals in jedem Wilhelmsburger Verein veranstaltet werden, ob Kaninchenzüchter oder Freiwillige Feuerwehr. Von Anfang Januar bis Ende März geht die Saison, jedes Wochenende wird dazu aufgespielt. „Aber das war nicht wie heute, wo ein Auftritt zwei Stunden dauert, höchstens“, sagt Hilde Meier: „Da wurde die Nacht durchgespielt, von abends um acht bis drei, vier Uhr morgens. Waren wir mit dem Programm durch, na, dann ging’s eben wieder von vorne los.“

Das sie in jenen Tagen zum Orchester stößt, hat sie ihrem Schwiegervater zu verdanken: Großspurig erzählt der eines Abends im Lokal: „Ach, so Lieder spielen, das kann meine Schwiegertochter auch.“ Das will bewiesen werden. Man ruft Hilde Meier an, holt sie mitten in der Nacht dazu. Was der damalige Leiter des Orchesters anschließend zu hören bekommt, gefällt ihm außerordentlich: „Mensch Mädchen, willst du nicht bei uns mitspielen?“ Er muss nicht lange bitten.

An ihren ersten Auftritt kann sich Hilde Meier noch gut erinnern: „Gezittert hab ich am ganzen Leibe wie sonst was; hab nur so getan, als würde ich spielen. Bei so einem großen Orchester, wie wir das damals waren, merkte man das ja nicht.“

Lange ist sie die einzige Frau. Steht einerseits im Mittelpunkt, doch sie hat auch ihre Mühe mit den Kerlen. Besonders die Sauferei nach den Übungsabenden und nach den Auftritten geht ihr gehörig gegen den Strich: „Manchmal wollte ich schon abspringen“, gibt sie zu. Sie hält durch, und die Herren werden langsam ruhiger.

Leider wird es insgesamt gemächlicher – das Publikumsinteresse schwindet. Statt ins Lokal, in einen der Biergärten am Reiherstiegkanal zu gehen, schauen die Leute daheim immer öfter Fernsehen. Auch die Wochenenden werden anders verbracht: „Die Leute haben sich ein Auto gekauft, haben Camping gemacht, weg waren sie“, erinnert sich Hans Meier. Erst recht der Nachwuchs bleibt aus. Das ist nicht nur in Wilhelmsburg so. „Wissen Sie“, sagt er, „wenn sich im Gewerkschaftshaus die großen Arbeiterorchester trafen und aufspielten, das konnte man sich damals gar nicht vorstellen, dass es das eines Tages alles nicht mehr gibt.“

Dann und wann können sie wieder aufstocken, nehmen Musiker auf, die aus sich auflösenden Bandoneonorchestern aus ganz Hamburg zu ihnen kommen. Von drüben von der Veddel, wo es seit 1905 ein Orchester gibt, bringen die letzten Spieler den Namen„Harmonie“ mit.

Mehr schlecht als recht kommt man durch die Siebziger; denkt öfters ans Aufgeben. Erst Ende der Achtziger geht es allmählich wieder aufwärts: Zum einen entdeckt der NDR-Moderator und Volksmusikfreund Jochen Wiegand das Orchester, verhilft ihm zu Auftritten im Rundfunk und im Regionalfernsehen. Wichtiger aber ist das Aufblühen der Stadtteilkultur: Während die Innenstadt verödet, entdecken die Menschen ihr Viertel. Sie wollen dort nicht nur wohnen, sondern leben. Sie fühlen sich wieder als Barmbeker, als einer aus Winterhude, als Wilhelmsburger, und sie wollen dieses wiedergewonnene Heimatgefühl pflegen. „Wir wurden in Wilhelmsburg plötzlich – Kult“, sagt Hans Meier und grinst über dieses Wort. Auch das ist schon etwas länger her. Heute ist es wieder schwierig, einen Veranstalter zu finden, der für die Kosten aufkommt, für den Transport der Instrumente, für Fahrkosten und vor allem die Gebühren für die Musikrechte. Der dafür sorgen kann, dass auch genügend Publikum kommt, dass sich der Aufwand lohnt, sie sind ja nicht mehr die Jüngsten, und Nachwuchs ist erneut nicht in Sicht. Dabei ist ihre Spielfreude ungebrochen. „Ich dachte immer, eines Tages kann ich genug und dann hör ich auf“, erzählt Hilde Meier, „aber so ist das nicht: Denn du wirst immer besser, Jahr für Jahr.“ Und überhaupt: „Aufhören darf man nicht. Sonst vergisst man ja wieder alles, das ist ja auch beim Radfahren oder Schwimmen so.“ Sie übt jeden Tag. „Meine Frau probt – und ich staubsauge“, sagt Hans Meier.

Nicht aufhören zu hoffen, dass sie noch viele gemeinsame Auftritte haben werden, dass sie noch viel Spaß miteinander haben, das will auch Nicola Kaczmarek. Mit Ende 30 ist sie mit Abstand die Jüngste. Lange hat sie sich nicht für das Orchester interessiert, wusste nicht, was die überhaupt für Musik spielen, dabei hat ihr Urgroßvater es mitgegründet, ihr Großvater Alwin Kaczmarek, von Beruf Turbinenbauer, es jahrzehntelang geleitet: „Aber als dann mein Vater auch ins Orchester ging, da dachte ich: Du musst dir diese Rentnerband wenigstens einmal anhören und ansehen.“ Sie geht hin, und es ist der Tango, der sie mitreißt, überzeugt. Ihr Großvater kommt einmal die Woche zu ihr, zeigt ihr Griffe und Melodien. Sie übt die Woche über, spielt ihm beim nächs-ten Mal vor, lernt so das Instrument: „Ganz ernsthaft und dabei locker und ganz ohne Druck – er war ein guter Lehrer.“

Die Stimmung ist plötzlich gedrückt: Erst vor zwei Tagen haben sie Alwin Kaczmarek begraben; ihn, der nicht wegzudenken war. Bis zuletzt hatten sie gehofft, dass er vielleicht wieder auf die Beine kommt und wenigstens dabei sein kann, wenn sie sich treffen, wenn sie wie jeden Mittwochabend stramm ihre zwei Stunden üben und erst nach getaner Arbeit miteinander plaudern.

„Wir schrumpfen“, sagt Helmut Czajka, der aktuelle musikalische Leiter der Truppe, und er stapft zornig quer durch den Saal, raus vor die Tür. Hans Meier sieht ihm nach: „Er hat auf der Beerdingung gespielt, ein Solo, wunderbar. Das ist eine große Sache, das muss man können.“ Nächstes Jahr wird das Orchester 90 Jahre alt. Herr Meier klappt seinen Notenständer zusammen, schlüpft in seine Windjacke und knöpft sie sich langsam zu. Dann sagt er gedehnt und wieder ganz der Organisator: „Wir wollen mal hoffen, dass wir das noch erleben.“

„Der Bunker hat mir das Leben gerettet“

Viele würden das Ungetüm von Wilhelmsburg lieber heute als morgen dem Erdboden gleichmachen. Eine nicht: Rose Radtke

(aus Hinz&Kunzt 186/August 2008)

Zum Ende hin darf sie mit Schuhen ins Bett. Deckt sich zu, versucht ein wenig Schlaf zu finden, bis zum nächsten Voralarm. Ertönt der, springt sie auf, ist schneller drüben beim Hochbunker als ihre Mutter mit den zwei Geschwistern. Immer mit dabei ist der kleine Rucksack mit den wichtigsten Papieren, mit ein wenig Wäsche. Auch im Bunker weiß sie genau, wo sie hin muss: Jede Familie hat ihren festen Platz auf einer der langen Holzbänke in einem der großen, selbstverständlich fensterlosen Säle. Als der Krieg endlich aus ist, ist Rose Radtke gerade mal fünf Jahre alt.

Safari im Hafen

Kulturprojekt auf Industriebrachen: Am Reiherstiegkanal geht es einen Monat lang um Kunst und Veränderung

(aus Hinz&Kunzt 174/August 2007)

Rolf Kellner schaut auf den frisch gedruckten Flyer: Die Grafikerin hat ihn mit der Silhouette eines Autos gestaltet. Dabei wollte Kellner doch einen Reiher. Kellner ist einer der Initiatoren der Kunsttour. Und die schaut in diesem Jahr am Reiherstieg-Kanal nach Beute aus. Vor allem dort, wo der Kanal in der Nähe des Krankenhauses Groß Sand einen Bogen macht.

Lenka Claytons Nahaufnahmen

Für „10° Kunst: Wilhelmsburger Freitag“ porträtiert die englische Künstlerin 163 Menschen, die in einer Ausgabe des örtlichen Wochenblatts genannt wurden

(aus Hinz&Kunzt 175/September 2007)

Eins liebt Lenka Clayton besonders an ihrer Arbeit: „Dass ich fremde Menschen ansprechen und ihnen Fragen stellen kann, die man normalerweise nicht stellt“, sagt die 30-jährige Künstlerin und Dokumentarfilmerin. „Diese Grenzen zu überschreiten finde ich total aufregend.“ Ihrer Lieblingstätigkeit geht die Engländerin bei ihrem neuesten Projekt in Wilhelmsburg nach: Sie porträtiert 163 Menschen, die in einer Februar-Ausgabe des Wilhelmsburger Wochenblattes namentlich genannt wurden.

Manege frei für Integration

Stadtteilarbeit mit Springseil und Diabolo: der Zirkus Willibald in Wilhelmsburg

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Nur knapp verfehlt der kreiselnde Teller das kunstvoll geschwungene Seidentuch und findet seine Balance wieder, während die Luft vibriert vor Hula-Hoop-Reifen. Im Zauberschrank scheint eine Elfjährige mehrmals durchtrennt worden zu sein, kommt dann aber wohlbehalten wieder hervor. Ein ziemlich buntes Bild, das sich bei der Aufführung der Kinder des Zirkus Willibald an diesem Nachmittag bietet. Nachdem auch der begeisterte Applaus für die slalomfahrenden Einradfahrer abebbt, kehrt im Bürgerhaus Wilhelmsburg langsam Ruhe ein. Ein voller Erfolg!

Zirkus Willibald entstand als Klassenprojekt an der Gesamtschule Wilhelmsburg, bald jedoch beteiligte sich die ganze Schule. Mittlerweile hat sich der Kinderzirkus in Kooperation mit dem Bürgerhaus Wilhelmsburg zu einem Stadtteilprojekt ausgeweitet – mit rund 80 Kindern zwischen sechs und 13 Jahren. Die Schüler nehmen den Kurs als Nachmittagsangebot ihrer Schule wahr und stellen etwa die Hälfte der Teilnehmer. Die anderen Kinder aus dem Stadtteil zahlen monatlich einen kleinen Beitrag. Seit 2001 arbeitet der Zirkus auch eng mit den Häusern der Jugend auf der Elbinsel zusammen, in denen weitere Zirkusgruppen initiiert wurden. Die Gruppen entwickeln jeweils eigene Nummern, die dann für Auffüh-rungen zu einem Programm zusammengefügt werden.

Jedes Schuljahr stoßen neue Kinder dazu, die sich zunächst mit Zirkusgrundtechniken vertraut machen. Nach einigen Monaten Probephase beginnt im Dezember die eigentliche Zirkussaison, deren Höhepunkt die Präsentation des Gesamtprogramms im Frühjahr ist.

Um bei Kindern Kultur und Bewegung anzuregen, hatte der Lehrer Wilhelm Kelber-Bretz das Projekt 1993 ins Leben gerufen; auch jetzt noch ist er Hauptverantwortlicher und wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. „Kinder brauchen Bewegung, die nicht nur die Motorik verbessert, sondern auch das Selbstbewusstsein stärkt“, so Kelber-Bretz. Die Kinder gestalten das Programm mit. „So können sie ihre Ideen auf die Bühne bringen und Erlerntes als Teil einer Gruppe vor Publikum präsentieren.“

Ziel sei es nicht, „Höchstleistungen zu vollbringen“, sondern spielerisch die körperlichen, sozialen und sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu fördern, erläutert Kelber-Bretz weiter. Das Projekt führt Kinder unter-schiedlichster Herkunft zusammen. In Wilhelmsburg, wo Familien aus mehr als 20 Nationen leben, trägt Zirkus Willibald zur Integration von Kindern ausländischer Herkunft bei und bringt deutschen Kindern die kulturelle Vielfalt ihrer Nachbarschaft näher.

Der Zirkus finanziert sich fast ausschließlich aus Spenden und Preis-geldern. 2004 zum Beispiel wurde er beim bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ mit 3000 Euro ausgezeichnet. Das Geld wird wohl vor allem für die Anfertigung eines Willibald-Kostüms verwendet – die Figur soll in Zukunft durch das Programm führen.

Bekannt ist Willibald bereits aus einem Comic, der seit Frühjahr 2002 monatlich im Wilhelmsburger Inselrundblick erscheint. Gezeichnet werden die Strips übrigens von Bernd und Roswitha Stein. Bernd Stein schuf für Hinz&Kunzt früher den „Hamburg City-Blues“. Der Willibald im Comic agiert nicht nur im Zirkus, sondern greift allgemeine und stadtteilspezifische Probleme von Kindern auf. Die Ideen zu den Abenteuern, die Willibald in Wilhelmsburg erlebt, entwickeln die Kinder teilweise sogar selbst.

Auch diese Idee stammt von einer Schülerin: „Wir starten durch!“ stand auf der Einladung, als die Comics im vergangenen Jahr ausgestellt wurden. Wir starten durch – das könnte glatt die Devise dieses Projektes sein.

Rebecca Ntim