Kein guter Gutschein

Als Hinz&Künztler Uli mit seinem Geldbeutel sein ganzes Monatsbudget verlor, half die ARGE mit Lebensmittelgutscheinen aus. Eine zweifelhafte Hilfe angesichts der Probleme, die Uli hatte, die Gutscheine einzulösen

„Ich muss sie einfach irgendwo liegen lassen haben.“ Uli hat seine Brieftasche verloren –kann ja jedem mal passieren. Für Hartz-IV-Empfänger Uli war es aber mehr als nur ärgerlich. In seiner Geldbörse hatte er seine gesamte Barschaft für den Rest des Monats – 120 Euro – sein Monatsticket für den HVV, seine Ausweispapiere. Nun stand er ohne alles da. „Ich lasse mir mein Arbeitslosengeld II immer von Hinz&Kunzt auszahlen“, sagt Uli. Eine Weile hielt er sich noch ohne Bargeld über Wasser. „Ich hatte noch ein paar Vorräte zu Hause.“ Aber dann waren auch die aufgebraucht. „Hinz&Kunzt konnte ich nicht verkaufen: Ich konnte nicht in die Stadt fahren, um mir Hefte zu holen, weil ja meine Monatskarte auch weg war“, sagt Uli.

Uli FrankeEine Woche, bevor der neue Scheck eintreffen sollte, ging er zur Arge und bat um einen Vorschuss. „Ich wollte nicht viel, nur 20 Euro oder so, nur für was zu essen.“ Bargeld zu bekommen hatte er gar nicht erwartet: „Als ich schon mal in so einer Situation war, habe ich Lebensmittelgutscheine bekommen.“ Das hatte damals auch problemlos geklappt. Diesmal lief es nicht ganz reibungslos. Uli erhielt einen Ausdruck mit Stempel der Behörde. Der Wert dieses Gutscheins: 20 Euro.

Uli marschiert los in den nächsten Supermarkt, packt Brot, Milch, Butter in den Einkaufswagen – „so dass ich eine Woche damit auskommen.“ Im Kopf addiert er die Preise, um die 20 Euro-Grenze nicht zu überschreiten. An der Kasse die Ernüchterung: Das Geschäft will den Gutschein nicht annehmen. Sie hätten schlechte Erfahrungen bei der Einlösung gemacht, heißt es. „Vor lauter Wut wollte ich den Wagen erst stehen lassen“, sagt er. „Aber dann habe ich doch alles wieder in die Regale geräumt. Können die Mitarbeiter ja nichts für, für mein Pech.“

Uli probiert es beim Discounter. „Da war ich schlauer und habe vorher gefragt, ob ich den Gutschein einlösen kann.“ – Kann er nicht. Kopfschütteln auch im nächsten Laden. Im vierten Supermarkt würden sie den Gutschein schon nehmen – aber nicht ohne Vorlage des Personalausweises. Und den hat Uli ja nicht mehr.

Als Uli die kleine Odysee durch Wedel hinter sich hat, ist er hilflos und beschämt. Es fällt ihm schwer als Bittsteller aufzutreten. Und zu spät, um noch mal zur Arge zu gehen ist es auch.

Am nächsten Tag bittet er beim Amt um Hilfe – eine zusätzliche Bescheinigung oder andere Gutscheine gibt es aber nicht. „Da kann man nichts machen“, sagt die Sachbearbeiterin. „Soll ich verhungern?“, fragt der sehr schlanke Uli. Schließlich schreibt die Sachbearbeiterin ihm immerhin ihre Telefonnummer auf.

An diesem Tag probiert Uli es bei REWE. Er fragt eine Mitarbeiterin, ob er seinen Gutschein bei ihr einlösen könne. „Ohne Ausweis leider nicht“, sagt die Verkäuferin, holt dann aber doch den Filialleiter. Der erweist sich als sehr hilfsbereit. „Er hat sich meine Geschichte angehört, auch warum ich keinen Ausweis hab und nur diesen Gutschein“, sagt Uli. Der REWE-Chef  ruft bei der Arge an und lässt sich alles bestätigen.

Und Uli kann endlich seinen Einkaufswagen füllen.

Happy End

Thomas wohnt wieder! Der Hinz&Künztler aus der Momentaufnahme in der August-Ausgabe des Straßenmagazins hört gar nicht mehr auf zu strahlen.

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Lachend kommt Hinz&Künztler Thomas in die Redaktion gehüpft: „Ich habe ein Zimmer!“ Das sind für den 41-Jährigen die besten Neuigkeiten seit Langem. Wie er in der Momentaufnahme in der August-Hinz&Kunzt erzählte, musste er aus Leipzig weg, weil er dort seinen Job verlor. In Hamburg schlief er bisher auf der Straße. Jobangebote konnte er ohne festen Wohnsitz nicht annehmen. Jetzt passierte ihm „ein Sechser im Lotto“, wie er strahlend sagt. Beim Hinz&Kunzt-Verkauf wurde er von einem jungen Mann angesprochen, der ihm ein Zimmer in seiner Wohnung auf der Veddel anbot. Thomas kann´s noch gar nict glauben: „Ich wohne wieder!“ Jetzt will er sich so schnell wie möglich als Hamburger melden und dann wieder ins Berufsleben starten. „Hinz&Kunzt war ja nur als Übergangslösung gedacht.“ Der Zeitungsverkauf war ihm in den letzten Monaten eine wichtige Stütze. Doch die Aussicht, darauf bald verzichten zu können, erleichtert ihn unendlich. Auch das sagt sein Strahlen.

Lese-Tipps schon gelesen?

Vom Bestseller bis zum Geheimtipp: Hinz&Kunzt-Verkäufer und Mitarbeiter legen Ihnen im aktuellen Straßenmagazin ihre Lieblingslektüre ans Herz. Die kompletten Tipps lesen Sie im Heft. Der jeweils erste Satz der Bücher soll Sie hier neugierig machen!

Angelika Hinz&Künztlerin Angelika, 22: „Gelegentlich wird man unfreiwillig zum Star eines öffentlichen Auftritts, spielt man die Hauptrolle in seiner eigenen kleinen Komödie, seiner Tragödie oder seines Melodrams.“ (Drei Wünsche frei, von Liane Moriarty)
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Jens Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade, 57: „Im Anfang war der Zufall, und der Zufall war bei Gott, und Gott war der Zufall.“ (Der Würfler, von Luke Rhinehart)
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Jörg Jörg Wettstädt, 54, arbeitet im Vertrieb von Hinz&Kunzt: „Das hier ist ganz und gar nicht, was ich erwartet hatte.“ (Die Letzten ihrer Art – Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde, von Douglas Adams und dem Zoologen Mark Carwardine)
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Martin Hinz&Künztler Martin Soltau, 50: „Ich finde die Pest zum Kotzen.“ (Die Knebel von Marvelon, von Steffi von Wolff)
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Moni Hinz&Künztlerin Monica Kramath, 27: „Nein, Prinzessin, du und ich, wir können nicht zusammenkommen.“ (Im Rotlicht. Das explosive Leben des Stefan Hentschel, von Ariane Barth)
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Sandra Hinz&Künztlerin Sandra Dietrich, 20: „Der Schrecken, der weitere 28 Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je ein Ende nahm –, begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen von Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.“ (Es, von Stephen King)
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Kennen Sie die Bücher? Finden Sie, wir haben gute Tipps gesammelt? Oder haben Sie bessere? Hat eine unserer Empfehlungen Sie zum Lesen verführt?
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BILDERGALERIE: Unser Garten

Mit unserer Hummelsbütteler Parzelle ist in den letzten Monaten viel passiert. Sehen Sie selbst!

So haben wir unseren Garten im Februar kennengelernt.

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April: Ein ziemlicher Kraftakt mit Fräsen und Äxten war nötig, um das Gelände überhaupt bewirtschaftbar zu machen.

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Gut ausgestattet mit Gesäme konnte es dann losgehen!

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Hinz&Künztler Matthias Sell schafft Erde ran.

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Schrebergarten-Chefin Sybille Arendt beim Streichen des Geräteschuppens

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Hinz&Künztler Peter Konken hegt und pflegt die ersten zarten Pflänzchen

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Juni: Es grünt…

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…und blüht.

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Unser Garten ist nicht nur schön, sondern bringt auch schon erste Früchte.

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Selbst gezogener Kohlrabi

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Eigener Lollo Rosso

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Erdbeerchen

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Unter diesen Blüten stecken Zucchini

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Und hier soll mal der erste Hummelsbüttler Golfplatz entstehen.

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Wir haben noch viel vor.

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