Kuhlmanns Keller ist Stadtgespräch

Über den Vermieter, der sich an Hartz-IV-Empfängern und der Staatskasse bereichert, berichten nach uns auch andere Hamburger Medien.

Der Fall Kuhlmann regt ganz Hamburg auf. Die Bild-Zeitung griff das Thema am Tag des Erscheinens der 200. Hinz&Kunzt auf.

Nun berichtete auch das Hamburg Journal. Die Sendung vom 9.10. kann man in der NDR-Mediathek sehen, man muss auf Sendungsminute 16:27  im letzten Drittel des Videos vorspulen.

Der Original-Hinz&Kunzt-Artikel im Archiv: „Kuhlmanns Keller“

Wir bleiben dran!

Kein guter Gutschein

Als Hinz&Künztler Uli mit seinem Geldbeutel sein ganzes Monatsbudget verlor, half die ARGE mit Lebensmittelgutscheinen aus. Eine zweifelhafte Hilfe angesichts der Probleme, die Uli hatte, die Gutscheine einzulösen

„Ich muss sie einfach irgendwo liegen lassen haben.“ Uli hat seine Brieftasche verloren –kann ja jedem mal passieren. Für Hartz-IV-Empfänger Uli war es aber mehr als nur ärgerlich. In seiner Geldbörse hatte er seine gesamte Barschaft für den Rest des Monats – 120 Euro – sein Monatsticket für den HVV, seine Ausweispapiere. Nun stand er ohne alles da. „Ich lasse mir mein Arbeitslosengeld II immer von Hinz&Kunzt auszahlen“, sagt Uli. Eine Weile hielt er sich noch ohne Bargeld über Wasser. „Ich hatte noch ein paar Vorräte zu Hause.“ Aber dann waren auch die aufgebraucht. „Hinz&Kunzt konnte ich nicht verkaufen: Ich konnte nicht in die Stadt fahren, um mir Hefte zu holen, weil ja meine Monatskarte auch weg war“, sagt Uli.

Uli FrankeEine Woche, bevor der neue Scheck eintreffen sollte, ging er zur Arge und bat um einen Vorschuss. „Ich wollte nicht viel, nur 20 Euro oder so, nur für was zu essen.“ Bargeld zu bekommen hatte er gar nicht erwartet: „Als ich schon mal in so einer Situation war, habe ich Lebensmittelgutscheine bekommen.“ Das hatte damals auch problemlos geklappt. Diesmal lief es nicht ganz reibungslos. Uli erhielt einen Ausdruck mit Stempel der Behörde. Der Wert dieses Gutscheins: 20 Euro.

Uli marschiert los in den nächsten Supermarkt, packt Brot, Milch, Butter in den Einkaufswagen – „so dass ich eine Woche damit auskommen.“ Im Kopf addiert er die Preise, um die 20 Euro-Grenze nicht zu überschreiten. An der Kasse die Ernüchterung: Das Geschäft will den Gutschein nicht annehmen. Sie hätten schlechte Erfahrungen bei der Einlösung gemacht, heißt es. „Vor lauter Wut wollte ich den Wagen erst stehen lassen“, sagt er. „Aber dann habe ich doch alles wieder in die Regale geräumt. Können die Mitarbeiter ja nichts für, für mein Pech.“

Uli probiert es beim Discounter. „Da war ich schlauer und habe vorher gefragt, ob ich den Gutschein einlösen kann.“ – Kann er nicht. Kopfschütteln auch im nächsten Laden. Im vierten Supermarkt würden sie den Gutschein schon nehmen – aber nicht ohne Vorlage des Personalausweises. Und den hat Uli ja nicht mehr.

Als Uli die kleine Odysee durch Wedel hinter sich hat, ist er hilflos und beschämt. Es fällt ihm schwer als Bittsteller aufzutreten. Und zu spät, um noch mal zur Arge zu gehen ist es auch.

Am nächsten Tag bittet er beim Amt um Hilfe – eine zusätzliche Bescheinigung oder andere Gutscheine gibt es aber nicht. „Da kann man nichts machen“, sagt die Sachbearbeiterin. „Soll ich verhungern?“, fragt der sehr schlanke Uli. Schließlich schreibt die Sachbearbeiterin ihm immerhin ihre Telefonnummer auf.

An diesem Tag probiert Uli es bei REWE. Er fragt eine Mitarbeiterin, ob er seinen Gutschein bei ihr einlösen könne. „Ohne Ausweis leider nicht“, sagt die Verkäuferin, holt dann aber doch den Filialleiter. Der erweist sich als sehr hilfsbereit. „Er hat sich meine Geschichte angehört, auch warum ich keinen Ausweis hab und nur diesen Gutschein“, sagt Uli. Der REWE-Chef  ruft bei der Arge an und lässt sich alles bestätigen.

Und Uli kann endlich seinen Einkaufswagen füllen.