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Homeless World Cup 2011

Die Fußball-WM der Obdachlosen 2011 in Paris ist zu Ende. Glänzende Sieger sind zum zweiten Mal die Kicker aus Schottland. Aber auch die deutschen Teilnehmer können sich freuen: Gegen Ende des Turniers haben sie einige Siege errungen.

Schüler kicken für Hinz&Kunzt

Drei Gymnasien, viele fußballbegeisterte Schüler, ein gemeinsames Ziel: Spielen für den guten Zweck. Das haben Hamburger Schüler bei einem Turnier zu Gunsten von Hinz&Kunzt getan.

Kicken an der Copacabana

Seit sieben Jahren fährt Hinz&Kunzt-Fotograf Mauricio Bustamante zur Fußball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen. Begeistert hat er uns vom diesjährigen „Homeless World Cup“ in Rio de Janeiro erzählt, von Fußball am Strand und geplatzten Träumen.

213-kickenErst beim Ausflug auf den Zuckerhut haben die deutschen Spieler gemerkt, dass sie wirklich in Rio de Janeiro sind. Bis dahin waren sie die ganze Zeit auf dem Turnierplatz gewesen. Aber an diesem Tag sind die sechs Spieler, ihr Trainer Stefan Huhn und Katrin Kretschmer, die Teamleiterin, mit der Seilbahn auf den Zuckerhut gefahren. Als wir oben waren, wollte ich ein Foto machen, dafür haben alle ihre Trikots angezogen. Und plötzlich war die Hölle los: Brasilianische Kinder kamen auf uns zugestürmt, alle wollten mit den Spielern fotografiert werden. Auf einmal wurden die Jungs behandelt wie richtige Stars! Die Stimmung war in Rio die ganze Zeit über genial. Die beiden Spielfelder waren am Strand von Copacabana aufgebaut – eine unglaubliche Kulisse. Es war angenehm warm, die Leute sind nach jedem Spiel ins Meer gesprungen. Rund um das Turniergelände spielten die Kinder im Sand Fußball – und abends haben sie gebettelt, dass sie noch mit dem deutschen Team kicken durften.
Auf dem Platz waren alle fair. Das ist bei 440 Spielern aus 49 Ländern ja überhaupt nicht selbstverständlich, zumal sie alle in irgendeiner Form Erfahrungen mit Obdachlosigkeit, Armut, Drogen oder Gewalt gemacht haben. Das Niveau der Teams war zum Teil sehr unterschiedlich, aber es gab zum Glück viele gute Verlierer.
Ich fand auch, dass die deutsche Mannschaft als Team gut funktioniert hat. Das war echt eine coole Truppe. Und das, obwohl sie so unterschiedlich sind: Der jüngste Spieler, Patrick Bochmann aus Leipzig, ist gerade mal 18 Jahre, die Ältesten sind mehr als doppelt so alt. Zum Glück war Jiri Pacourek aus Nürnberg dabei, der hat das Team zusammengehalten und öfter mal Streit geschlichtet. Den gab es vor allem gegen Ende des Turniers, als nach der Niederlage gegen die Philippinen am sechsten Spieltag klar wurde, dass das deutsche Team es nicht auf die vorderen Plätze schaffen würde. Am Ende haben sie den 32. Platz erreicht, da waren schon einige enttäuscht.
Ein schwerer Schlag war auch die Verletzung von Torwart Steven Duda aus Bensheim: Der hat sich am dritten Spieltag den Finger gebrochen und musste von da ab vom Spielfeldrand aus zusehen. Und Thiago Keller aus Gifhorn wurde nachts von sechs Jugendlichen mit vorgehaltenem Messer ausgeraubt – zum Glück ist ihm nichts passiert! Aber trotz aller Probleme hat das Team bis zum Schluss super zusammengehalten. Ich freue mich schon darauf, nächstes Jahr nach Paris zu fahren – mal gucken, ob die Brasilianer dort ihren Titel verteidigen können!

Jetzt! Geht´s! Los!

baelleDie 5. Deutsche Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen auf dem Spielbudenplatz.

Der Märkchenspender

Maerkchenheft„Guck mal, ist das nicht toll?“ Vertriebsmitarbeiter Jörg freut sich ehrlich: Gerade eben kam ein Hinz&Kunzt-Unterstützer in den Vertrieb mit einem wertvollen Heftchen in der Hand: Eine Sammelbroschüre zum Einkleben von Bonuspunkten.

Fußball ist mehr!

(aus der Sonderbeilage zur 5. Deutschen Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen, Hinz&Kunzt 209/Juli 2010)

loew-2Viel zu oft vergisst man: Fußball ist viel mehr als nur ein pro­fessioneller Sport mit Scheinwerferlicht, Interviews und Fern­­­sehen. Im Fußball geht es auch nicht nur um Siege und Niederlagen. Fußball ist mehr. Viel mehr – und das ist meine ehrliche Meinung, keine der üblichen Phrasen. Ich treffe im Fußball immer wieder auf beeindruckende Personen und Persönlichkeiten – und das ist völlig unabhängig von der sportlichen Wertigkeit der jeweiligen Spiele.

Besonders beeindruckt hat mich vor der diesjährigen Weltmeisterschaft die Idee „Nachspiel“. Dass in Hamburg die Deutschen Meisterschaften im Straßenfußball statt­finden, halte ich für eine herausragende Idee. Deshalb möchte ich mich nicht nur an die Teilnehmer wenden, sondern mich auch bei den Initiatoren und Organisatoren für ihr Engagement bedanken.
Spielt Fußball, habt Spaß an dieser Sportart und freut Euch auf attraktive Spiele auf dem Straßenfußballfeld.
Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass Ihr diese Tage in Hamburg genießen könnt.

Euer Joachim Löw

Unser Löw heißt Huhn

(aus der Sonderbeilage zur 5. Deutschen Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen, Hinz&Kunzt 209/Juli 2010)

Sein Job: Bundestrainer. Sein Name: Stefan Huhn. Seine neue Mission: bei der Fußball-DM der Wohnungslosen in Hamburg starke Kicker für sein Nationalteam finden. Wer in die Mannschaft will, braucht mehr als Tor­hunger: Hier zählen auch Teamgeist und Begeisterung für das Spiel.

Ihm entgeht nichts. Kein Hattrick, kein Doppelpass und auch keine Blutgrätsche. Wenn am 30. Juli die 5. Deutsche Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen beginnt, schaut Stefan Huhn ganz genau hin. Als neuer Bundestrainer fischt er beim Turnier nach Spieler-Perlen für die deutsche Nationalmannschaft. Das Runde muss ins Eckige, klar – doch bei der Zusammensetzung seines achtköpfigen Kaders achtet Stefan Huhn nicht nur auf den Torhunger der Kicker: „Mir geht es vor allem um Teamfähigkeit und Begeisterung für das Spiel.“

Stefan Huhn-4

Aber auch sportlicher Ehrgeiz treibt den 48-Jährigen: Er spielt Fußball, seit er laufen kann. Als Kind und Jugendlicher träumte er sogar von einer Profikarriere. „Mit 15 wurde ich dann aber eines Besseren belehrt“, sagt er schmunzelnd. Er wurde aus dem Kader der Hamburger Auswahl aussortiert, der Profi-Traum war geplatzt. Nach der Schule studierte er Sportwissenschaften auf Diplom, später machte er eine Lehre zum Landschaftsgärtner: „Gemeinsam mit anderen draußen zu arbeiten liegt mir mehr, als Theorie zu pauken.“ Sport blieb weiterhin seine Leidenschaft: Bis vor Kurzem kickte er in einer Ü-40-Mannschaft, seit sechs Jahren trainiert er außerdem zweimal in der Woche eine Jugendmannschaft beim VFL 93 in Winterhude: „Klar, meine Jungs dort sind eine andere Klientel als die Mannschaften beim Straßenfußball.“

Mittlerweile arbeitet Stefan Huhn mit so­zial ausgegrenzten Menschen beim Beschäftigungsträger KoALA e.V., wo er unter anderem mit Punks und Hartz-IV-Empfängern Grünflächen in Hamburg gepflegt hat. Über einen Freund aus Kiel lernte er das dortige Straßenmagazin Hempels sowie dessen Fußballmannschaft kennen und schrieb zwei Jahre lang Sportreportagen für das Heft.

Straßenfußball begeisterte ihn von Anfang an: „Es ist Wahnsinn, zu sehen, wie viel Energie dabei freigesetzt wird – gerade bei denen, die sonst keine Möglichkeit haben, an regulären Sportangeboten teilzunehmen.“ Von einer zunehmenden Professionalisierung der Meisterschaften der Wohnungslosen hält er nicht viel: „Die Seele des Turniers besteht darin, dass hier Leute spielen, die auf der Straße leben. Das sollte man immer im Kopf haben.“

In Zukunft möchte er gemeinsam mit einer Kollegin regelmäßig Spiele an verschiedenen Orten in Hamburg veranstalten. Stefan Huhns Engagement für Obdachlose und Menschen am Rande der Gesellschaft geht also auch nach der Fußball-DM der Wohnungslosen weiter. „Aber ich gebe ja nicht nur“, stellt er klar. „Wenn man sein Gegenüber akzeptiert und respektiert, bekommt man auch ganz viel wieder zurück.“

Von seinem zukünftigen Nationalteam erhofft er sich beim Homeless World Cup in Brasilien ähnliche Szenen wie in Schweden 2004. Damals reiste Stefan Huhn als Fan mit. Wie viele Tore die deutsche Mannschaft schoss, weiß er nicht mehr. Aber etwas anderes blieb ihm ganz genau in Erinnerung: Beim Einlauf hielten die Spieler des deutschen Teams ein großes Transparent hoch, mit dem sie sich auf Schwedisch für die Gastfreundschaft des Landes bedankten. „Die Gruppe hat da einen ganz tollen Eindruck hinterlassen. Damit hat sie für mich gewonnen.“

Text: Maren Albertsen
Foto: Mauricio Bustamante

Von der Straße aufs Spielfeld

(aus der Sonderbeilage zur 5. Deutschen Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen, Hinz&Kunzt 209/Juli 2010)

18 Teams treten bei der 5. Fußball-DM der Wohnungslosen in Hamburg an. Alle Spieler sind oder waren obdach- oder wohnungslos. Sie werden von sozialen Projekten und Organisationen aus der ganzen Republik ins Rennen um den Turniersieg geschickt.  So unterschiedlich wie die Kicker sind auch ihre Ambitionen im Kampf um den Pokal. Während die einen es unbedingt aufs Treppchen schaffen wollen, ist es für andere  viel wichtiger, dass „die Stimmung stimmt“.

Fast schon Schweiz – aber eben nur fast. Die Schwarzwaldbrasilianer kommen aus Lörrach, dem südwestlichsten Punkt Baden-Württembergs. Die Spieler der Truppe sind Bewohner des Erich-Riesch-Hauses von der Wohnungslosenhilfe. „Anfangs waren wir vor allem Torlieferanten für andere Mannschaften“, erzählt Trainer Thomas Kainz. Mittlerweile war aber auch schon mal ein dritter Platz bei einem Jubiläumsturnier drin.

Schwarzwaldbrasilianer Lörrach

Fast schon Schweiz – aber eben nur fast. Die Schwarzwaldbrasilianer kommen aus Lörrach, dem südwestlichsten Punkt Baden-Württembergs. Die Spieler der Truppe sind Bewohner des Erich-Riesch-Hauses von der Wohnungslosenhilfe. „Anfangs waren wir vor allem Torlieferanten für andere Mannschaften“, erzählt Trainer Thomas Kainz. Mittlerweile war aber auch schon mal ein dritter Platz bei einem Jubiläumsturnier drin.

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2) JWS HannoverJWS Hannover

„Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet das Motto der Jugendwerksiedlung Hannover. Das Fußballteam der Übergangseinrichtung für Wohnungslose hat sich daran gehalten und sich schon einmal ganz nach oben gekickt: 2007 wurden die Spieler Deutscher Meister im Straßenfußball, der Torwart der Gruppe stand im selben Jahr beim Homeless World Cup in Kopenhagen für das deutsche Team im Tor.

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3) Don BoscoDon-Bosco-Team Aachen

Das Team existiert seit mehr als 20 Jahren, auch wenn es immer mal wieder Schwierigkeiten gibt, Bewohner des Don-Bosco-Hauses fürs Kicken zu begeistern. „Ich bin froh, wenn ich eine Mannschaft zusammenbekomme und die Leute sich engagieren“, sagt Trainer Christoph Schoelen. Das Motto von Sascha, Robby, Brian, Roman und Andy lautet: „Dabeisein ist alles – Hauptsache, die Stimmung stimmt.“

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4) Kalandhof-CelleKallandhof Celle

„Wir haben einen sehr ehrgeizigen Trainer“, sagt Ulrich Räbiger. Er muss es wissen, denn er ist es selbst. Und er möchte mit seiner Mannschaft dieses Jahr unbedingt Meister werden. Das wäre nach einem Sieg bei den Meisterschaften in Hannover 2008 schon der zweite Triumph des zehnköpfigen Teams. Zwei der meist Mitte bis Ende 20 Jahre alten Spieler waren vergangenes Jahr außerdem beim Homeless World Cup in Mailand dabei.

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5) PantherDiakonie Panther Soccer Bensheim

Die Mannschaft aus Südhessen hat bereits an 20 Turnieren teilgenommen – zwar noch keins gewonnen, aber: „Wir verlieren mit Ehre!“ Trainiert wird das zehnköpfige Team von Sabine Rainer, Mitarbeiterin der Diakonie Bergstraße. Stürmer Markus ist 32 und spielt seit 15 Jahren Fußball. Er sagt von sich selbst: „Ich halte das Team zusammen. Außerdem bin ich der am kräftigsten gebaute Spieler bei uns mit entsprechendem Kampfgeist.“

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6) hannibals erben teamHannibals Erben Kiel

Oben auf dem Treppchen stehen können die Spieler vom Odyssee e.V. gut: 2006 und 2009 wurden sie Deutscher Meister, 2007 Vizemeister, fünf Spieler traten bislang beim Homeless World Cup an. Co-Trainer Werner war über 30 Jahre lang suchtmittelabhängig, schaffte es dann vor allem dank Fußball, ab­stinent zu leben. Trotz künstlichem Kniegelenk ist er ausgesprochen reaktionsschnell, wie sein Spitzname beweist: Man nennt ihn „die Katze“.

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7) BKH Team 3BKH-Team Saarbrücken

Im Bruder-Konrad-Haus im Saarland blickt man auf rund 20 Jahre Fußballgeschichte zurück. Im derzeitigen Team ist Dennis mit 22 Jahren der Jüngste, Friedrich mit 41 Jahren der Älteste. Die Mannschaft richtete bis 2008 jährlich selbst ein Turnier aus. Besonderheit bei diesen Meisterschaften: In der Gruppe spielt ein ehemaliger Oberligaspieler mit!

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8) Lilien KickerLilienkicker Wiesbaden

„Bei uns ist die Mannschaft der Star, uns gibt es nur als Kollektiv“, sagen die Lilien Kicker vom Diakonischen Werk Wiesbaden. Seit 2006 gibt es sie, aber bis dato landeten sie nie auf den vordersten Plätzen, „dafür hatten wir immer die schöne Rolle des Außenseiters inne.“ Wichtiger als Gewinnen ist der Mannschaft das Gemeinschaftliche: „Dass wir Spaß daran haben.“

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9) Acht auf kraut 48 auf Kraut Nürnberg

„6 auf Kraut“ heißt es auf der Speisekarte, und damit sind sechs Nürnberger Rostbratwürste mit Krautbeilage gemeint. Eine Spezialität – genauso, wie es die neu gegründete Fußballmannschaft werden soll. Udo, mit 57 „Senior“ der achtköpfigen Gruppe, möchte sein Leben nach vielen Schicksalsschlägen bald wieder selbstständig meistern. Sein Motto: „Es lohnt sich immer zu kämpfen, denn nur der Schlusspfiff beendet das Spiel.“

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10) Red DragonsRed Dragons Stuttgart

Die Mannschaft bolzt und kickt seit 2003, formiert sich allerdings jedes Jahr neu: Zum Training kommen die jeweiligen Bewohner des Johannes-Falk-Hauses in Stuttgart. Wer sich im Team regelmäßig engagiert, findet bei Turnieren seinen festen Platz. Drei Hausbewohner, die schon einmal bei den Deutschen Meisterschaften mitgemacht haben, spielen auch dieses Jahr wieder mit.

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11) Juhus KickersJuhu´s Kicker Hamburg

Sie nennen sich auch „Der Stolz des Nordens“ – falsche Bescheidenheit ist ihre Sache also nicht. Die Spieler sind Bewohner des Jakob-Junker-Hauses, einer Einrichtung für wohnungslose Männer und Frauen in Hamburg. Der Andrang beim Fußballspielen ist oft so groß, dass Trainer Klaus Fuchs vor der Teilnahme bei den Meisterschaften „aussieben“ muss. Mit seinen acht talentiertesten Kickern geht es dann zum Turnier.

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12) HempelsIntegrale Hempels Kiel

Die Mannschaft der Kieler Straßenzeitung Hempels macht ihrer Fußballbegeisterung alle Ehre: Seit 2005 hat das Team schon oft die deutsche Nationalmannschaft beim Homeless World Cup verstärkt. Trainiert wird dafür „regelmäßig mäßig“, nämlich ein Mal pro Woche. Die Kieler waren eine der ersten Mannschaften, die an den Deutschen Meisterschaften teilnahmen.

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13) vorwaerts leipzigVorwärts Leipzig

Sie selbst sagen: „So richtig erfolgreich waren wir bisher noch nicht.“ Dabei haben die Kicker allen Grund, stolz auf sich zu sein. Das Team wurde erst im Mai 2009 gegründet und hat noch im selben Jahr bei seinen ersten Deutschen Meisterschaften den „Fairness-Pokal“ gewonnen. Eine tolle Leistung, gerade weil die 25 bis 50 Jahre alten Spieler alle aus unterschiedlichen Organisationen der Sucht- und Wohnungslosenhilfe kommen.

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14) Kicker gegen GewaltKicker gegen Gewalt Lübeck

Zutreten können sie, die fünf Kicker aus Lübeck – wenn es um Fußball geht: Vergangenes Jahr wurden sie Vizemeister bei den Deutschen Meisterschaften. Hessam ist mit 16 Jahren „das Küken“, Joachim mit 30 der „alte Hase“. Motto des 2008 im Rahmen eines Anti-Gewalt-Trainings gegründeten Teams: „Tritte können Leben zerstören. Unsere Tritte zerstören nur noch die Hoffung (auf den Sieg) unserer Fußballgegner.“

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15) Dirty DevelśDirty Devils Gifhorn

Die Aussichten: heiter bis stürmisch! Die Dirty Devils vom Obdachlosenmagazin „Straße ohne Ausweg?“ haben nämlich zwei wahre Stürmer-Stars im Team, beide gerade 23 Jahre jung: Denny ist mit seinem Verein in die Bezirksliga aufgestiegen, Diego spielt in der Ersten Kreisliga. Insgesamt hat die 2006 gegründete Mannschaft schon an 20 Turnieren teilgenommen und zwei davon gewonnen.

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16) KunztKickerKunztKicker Hamburg

Schwein gehabt: Dank seiner sportlichen Leistung durfte KunztKicker Adam bereits am internationalen „Schweinske-Cup“ teilnehmen, bei dem auch Mannschaften wie der HSV auflaufen. Seit Gründung des Hinz&Kunzt-Teams waren die Spieler bei allen Deutschen Meisterschaften dabei und landeten immer auf den vorderen Plätzen – vier durften anschließend Koffer packen und beim Homeless World Cup antreten.

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17) Streetwork Karlsruhe_Werner_3Streetwork Karlsruhe

Werner ist mit 52 Jahren der Älteste im 2007 gegründeten Team – und einer der trainingsfleißigsten. Er ist immer für die anderen Spieler da und gilt als „Seele“ und „guter Geist“ der Mannschaft. Den ersten Sieg feierte das Team voriges Jahr in Wiesbaden. Werner bringt die besten Voraussetzungen mit, um diesen Sommer daran anzuknüpfen: Er spielt regelmäßig Fußball, um sich fit zu halten und sich nicht hängen zu lassen.

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18) Werkheim1. FC Werkheim Hannover

15 Jahre alt und kein bisschen leise – das ist der 1. FC Werkheim. Zurzeit ist Jan mit 19 Jahren der Jüngste im Team, Torwart Günter mit 54 Jahren der Älteste. Laut Kollegen wird er „immer besser – wie guter Wein“. Momentan wohnt er in einer Wohnungsloseneinrichtung in Hannover und arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma. Sein Motto: „Ich spiele immer so, dass ich jedes Spiel gewinnen will.“

Martin im Pokalfieber

(aus der Sonderbeilage zur 5. Deutschen Fußballmeisterschaft der Wohnungslosen, Hinz&Kunzt 209/Juli 2010)

In Hamburg will er unbedingt den Titel holen. Martin Pfeiffer ist einer, mit dem man zu rechnen hat: Der ehemals Drogenabhängige war mit seinem Team schon Deutscher Meister  und stand vor zwei Jahren sogar beim Homeless World Cup im Tor.

Martin1

Erst 8:6 gegen Griechenland, dann 10:2 gegen Österreich. „Die haben wir einfach weggeschossen“, sagt Martin Pfeiffer und grinst. Er erinnert sich genau an die Spiele beim Homeless World Cup in Melbourne 2008. „Die Zeit dort war eine der schönsten in meinem Leben, ein wahr gewordener Traum.“ Martin stand für die deutsche Nationalmannschaft im Tor, die am Ende Platz zwölf erreichte. Schon frühmorgens herrschte T-Shirt-Wetter. Wenn das Publikum jubelte und Martin anfeuerte, lief es ihm trotzdem immer wieder „eiskalt den Rücken runter“.

Von den Erlebnissen in Australien zehrt er bis heute. Freunde finden, Ehrgeiz entwickeln, kämpfen – „alles, was ich durchs Fußballspielen gelernt habe, setze ich jetzt im Alltag um.“ Er ist stolz auf seine Leistung und gibt „immer 100 Prozent“. Das Selbstvertrauen hilft dem 40-Jährigen bei seinem Job als Angestellter im Sicherheitsdienst. „Ich weiß, was ich kann und trete dementsprechend auf. Jeder bei der Arbeit respektiert mich.“ Auch Martins sportlichen Ehrgeiz stachelte der Homeless World Cup weiter an: Mit seinem Straßenfußball-Team „Hannibals Erben“ gewann Martin vergangenes Jahr die Deutsche Meisterschaft. Dafür bekam er eine Verdiensturkunde der Stadt Kiel und einen Pokal für die beste Torwartleistung. Auch dieses Jahr trainiert Martin regelmäßig und möchte mit „Hannibals Erben“ wieder den Pott holen. Er ist sieges­sicher, vor allem wegen der Geschlossenheit der Mannschaft: „Bei uns gibt es das absolute Wir-Gefühl.“

Homeless world cupDer Kampfgeist ist ihm nicht angeboren. Martin spielte zwar schon als Sechsjähriger leidenschaftlich gern Fußball. Doch seine Kindheit in Hamburg verlief selten harmonisch. Es gab „Differenzen“ zu Hause, das Zusammenleben mit seinem Vater wurde „zur Quälerei“. Mit knapp 16 Jahren zog Martin bei seinen Eltern aus, kam in ein Jugendheim und brach den Kontakt zum Vater komplett ab. „Ab da ging es schnell bergab“, fasst Martin zusammen. Er fing an zu kiffen, nahm mit 18 Jahren zum ersten Mal Heroin – und wurde süchtig. Trotzdem gelang es ihm, seine Lehre als Elektriker durchzuziehen, er ging zur Bundeswehr und machte dort seinen Führerschein. „Man merkte mir die Sucht nicht an“, sagt er. „Ich habe lange Zeit weiterhin normal funktioniert.“

Erst Ende des Jahres 1993, nach einem gescheiterten Sui­zidversuch, fing er mehrmals Therapien an. Viele davon brach er ab und erlitt Rückfälle. Nach sieben Jahren stieg er auf eine Ersatzdroge um, seit 2006 lebt er völlig suchtfrei. Sogar seinem Vater nähert er sich seitdem Schritt für Schritt wieder an. Er ging freiwillig zum Drogennachsorge-Programm der Kieler Hilfseinrichtung „Odyssee“ und stieg dort gleich beim Fußballteam „Hannibals Erben“ ein. „Nach 18 Jahren Spielpause war ich neugierig, ob ich es noch draufhabe“, sagt er. „Und das hatte ich.“

Bei den ersten Deutschen Meisterschaften mit Martin im Tor wurden „Hannibals Erben“ Vizemeister. Im selben Jahr, 2007, lernte Martin seine heutige Lebensgefährtin Anja kennen, die seine neu entfachte Fußballbegeisterung unterstützt. „Sie sagt immer: ‚Wenn du nicht mehr Fußball spielst, kannst du dich auch gleich zur Ruhe setzen.‘ Und in Rente will ich noch lange nicht.“

Text: Maren Albertsen
Fotos:
Mauricio Bustamante