Die Tafel Deutschland fordert finanzielle Hilfen für ihre Arbeit vom Bund. Die gemeinnützige Organisation ist stark von der Corona-Krise getroffen – und verzeichnet parallel einen steigenden Bedarf an Lebensmitteln.
Mit einem Positionspapier wendet sich der Dachverband der mehr als 940 lokalen Tafeln an den Bund. Anlass ist die Anhörung „Lebensmittelverschwendung stoppen“ des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag. Im Zentrum des Papiers steht die Forderung nach einer staatlichen Grundfinanzierung der Tafeln. Bislang werden diese nämlich privat finanziert und von Ehrenamtlichen getragen. Spätestens während der Corona-Krise ist dieses Modell aber an seine Grenzen gestoßen. Viele Tafel-Ausgabestellen mussten zumindest zwischenzeitlich schließen – auch in Hamburg, wo die Tafel etwa 30.000 Menschen versorgt.
Viele der Ehrenamtlichen sind über 65 Jahre alt. Sie gehören damit zur Corona-Risikogruppe und mussten ihre Mitarbeit bei den Tafeln während der Corona-Krise einstellen. Gleichzeitig steige durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, sowie durch den demografischen Wandel, die Zahl der Nutzer*innen.
Umstellung der Lebensmittelspenden-Logistik
Laut Tafel Deutschland sei es aber auch unabhängig von Corona nötig, die Lebensmittelspenden-Logistik umzustellen. Während die lokalen Tafeln Lebensmittel momentan vor allem beim Einzelhandel einsammeln, müsse die Kooperation mit der Lebensmittelindustrie weiter ausgebaut werden. Mit 18 Prozent entstehen dort deutlich mehr Lebensmittelüberschüsse als im Einzelhandel. Damit die Lebensmittel aber von dort eingesammelt, zwischengelagert und weiterverteilt werden können, brauche es zusätzliche finanzielle Mittel.
„Tafeln können und wollen keine Aufgaben des Sozialstaats übernehmen.“– Evelin Schulz, Geschäftsführerin Tafel Deutschland
Was die Geschäftsführerin der Tafel Deutschland, Evelin Schulz, aber auch deutlich macht: „Tafeln können und wollen keine Aufgaben des Sozialstaats übernehmen. Deshalb ist klar: Eine Unterstützung der Tafeln mit öffentlichen Mitteln darf nicht bedeuten, dass der Staat sich noch mehr als bisher auf unseren Leistungen ausruht.“ Neben der notwendigen Unterstützung der Tafeln sei es weiterhin notwendig, die Sozialpolitik in Deutschland neu auszurichten, sodass „niemand mehr existenziell auf die Angebote der Tafeln angewiesen ist“.