Seit 2010 berät die Caritas einkommensschwache Haushalte und zeigt Hilfeempfängern, wo und wie sie Energie sparen können. Das Angebot wirkt. Das Problem: Viele, die Anspruch hätten, haben noch nie davon gehört.
Die jüngsten Zahlen sind alarmierend: Im vergangenen Jahr wurde so vielen Hamburgern wie nie zuvor, der Strom abgestellt. Die Energiekosten wachsen vor allem Hilfeempfängern über den Kopf. Damit es erst gar nicht so weit kommt, bietet die Hamburger Caritas mit Unterstützung der Umweltbehörde seit 2010 den so genannten Stromspar-Check an. Zielgruppe: einkommensschwache Haushalte.
Insgesamt haben seitdem 10.000 Hamburger den Stromspar-Check genutzt. „Im Schnitt lassen sich jedes Jahr 1500 Haushalte beraten, aber es gab auch schon Spitzen mit 1800 Beratungen jährlich“, sagt Christoph Dreger, Projektleiter beim Stromspar-Check. Aber: Berechtigt wären in Hamburg rund 254.000 Haushalte (Stand Ende 2015), die Sozialleistungen beziehen: egal, ob ALG-II-Bezieher oder Rentner mit Grundsicherung.
Das Problem: Der kostenlose Service von Caritas und Umweltbehörde ist auch sieben Jahre nach dem Start vielen noch kein Begriff – „obwohl wir viel dafür werben“, sagt Dreger. Gerade Senioren und Wohngeldempfänger wüssten oft nichts von der Beratungsmöglichkeit. Am häufigsten werde der Service von Hartz-IV-Empfängern und Menschen mit Migrationshintergrund nachgefragt. Und das lohnt sich nachweislich: Laut Caritas sparen die Haushalte nach der Beratung deutlich: im Schnitt 176 Euro im Jahr, 122 Euro für Strom und 54 Euro für Kalt- und Warmwasser.
Zuschuss für neuen Kühlschrank
Hinzu kommt: Wer seinen alten, energiefressenden Kühlschrank durch ein neues, umweltfreundliches Gerät der Energieeffizienzklasse A++ ersetzt, kann einen Zuschuss von 100 Euro erhalten. Voraussetzung hierfür: Das Altgerät hat schon zehn Jahre oder mehr auf dem Buckel. Diesen Zuschuss haben in den sieben Jahren des Projekts rund 1000 Haushalte in Anspruch genommen.
Strom-Sparcheck
Stärker nachgefragt wird das genannte Energiespar-Paket: Nach Bedarf erhalten Haushalte Energiesparlampen, Wasserstrahlregler und abschaltbaren Steckdosen. Seit Beginn des Projektes wurden mehr als 96.700 Energiesparlampen installiert und 4.770 wassersparende Duschköpfe eingebaut.
Eine Besonderheit des Projekts: Durchgeführt wird der Stromspar-Check in Hamburg von 12 ehemals Langzeitarbeitslosen, die jetzt eine feste, sozialversicherungspflichtige Stelle als Stromberater haben. Sie messen den Verbrauch von Wasser, Strom und Heizung, werten die Daten aus und geben anschließend Tipps beim Wasser- und Stromsparen. Neben Hamburg gibt es den Stromspar-Check in 139 weitere Städten. Finanziert wird es von der Behörde für Umwelt und Energie, dem Bundesumweltministerium und der Caritas.