Die Stadt Hamburg schlägt neue Wege zum Schutz der Mieter ein: Auf St. Pauli nutzt sie ihr Vorkaufsrecht und stoppt Luxussanierungen und mögliche Mietsteigerungen.
Spekulation mit Wohnraum wird in Hamburg erschwert. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) übt erstmals sein Vorkaufsrecht für einen Altbau in der Hein-Hoyer-Straße auf St. Pauli aus. Vorausgegangen waren erfolglose Verhandlungen über die Einhaltung der Sozialen Erhaltungsverordnung zwischen Bezirk und dem potentiellen Käufer des Grundstücks mit Haus.
Die gilt seit sechs Jahren auf St. Pauli. Umbauten und Modernisierungen an Wohnungen, die den Wohnwert steigern und zu Mieterhöhungen führen können, sind seitdem genehmigungspflichtig. Der potentielle Käufer habe jedoch keine Anstalten gemacht, die Altmieter zu schützen, teilt die Stadtentwicklungsbehörde auf Hinz&Kunzt-Nachfrage mit. Deswegen nutzte die Stadt Hamburg eine weitere Möglichkeit, die die Soziale Erhaltungsverordnung bietet: das Vorkaufsrecht.
„Die Übernahme des Grundstücks in der Hein-Hoyer-Straße zeigt, wie wichtig uns der Schutz der Hamburger Mieterinnen und Mieter vor Verdrängung ist“, sagt Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Dorothee Stapelfeldt. „Gerade in den stark nachgefragten zentralen Quartieren, wie in St. Pauli, besteht nach wie vor ein hoher Aufwertungs- und Verdrängungsdruck.“
Der Kauf der Immobilie durch die Stadt dient dem Schutz der Mieter. Er verhindert zugleich eine mögliche Spekulation. Die Mieten steigen auch deswegen, weil gerade in den innenstadtnahen Gebieten Jahr für Jahr die Grundstückpreis in die Höhe schießen. Werden Immobilien teurer weiterverkauft, sind steigende Mietpreise in der Regel die Folge. Denn die Kosten für den Kauf kann sich ein Eigentümer schließlich nur über Mietzahlungen oder aber eben den Weiterverkauf wieder hereinholen.
Welche wilden Ausmaße die Spekulation mit Grundstücken annehmen kann, zeigt sich gerade beim sogenannten Holsten-Areal in Altona. Das wurde laut Immobilien-Zeitung im Juni 2016 für 150 Millionen Euro durch die Düsseldorfer Gerchgroup gekauft und zwei Jahre später vollständig an die SSN Group verkauft. „Nach Marktinformationen möchte SSN das nunmehr 830 Millionen Euro schwere Projekt ebenfalls verkaufen“, berichtet die Zeitung. Der Preis für den Boden, auf dem bald auch Wohnhäuser gebaut werden sollen, wurde somit innerhalb von zwei Jahren um viele Millionen Euro teurer. Auch hier hätte sich die Stadt Hamburg vor ein paar Jahren ein Vorkaufsrecht sichern können.