Zum 100. Geburtstag des FC St. Pauli stellen wir ab heute 100 Paulianer vor, denn: den Mythos machen die Menschen!
Ohne sie wäre der Kiez-Klub ein Verein wie jeder andere. Vom schwulen Präsidenten bis zur Putzfrau, vom Papst bis zum Punk – es sind die Legenden und schrägen Vögel, die den Mythos leben. 100 Jahre St. Pauli – 100 St. Paulianer im Mini-Porträt
Teil 7: Vom Verunfalltem bis zum Urgestein
Heinz Deininger (68): Der Erstliga-Verteidiger durchlief die St.Pauli-Jugend vom Schüler bis zum „Jungmannen“. Berühmt wurde er in den 60ern durch einen Unfall, der dem Verein Negativ-Schlagzeilen ob seines maroden Stadions einbrachte. Er blieb unglücklich in einem Sandloch hängen, und brach sich den Knöchel.
Wilhelm Koch (1900-1967): Vom Präsidenten zur umstrittenen Person. Ältere rühmen ihn als erfolgreichen Vereinschef, der 36 Jahre lang den Verein lenkte. Kritiker werfen ihm den Eintritt in die NSDAP vor, obwohl er nach einem Historiker-Gutachten wohl wegen seiner Position im Verein Mitglied wurde und als „Karteileiche“ geführt wurde.
Inga Waßmuß (29): Die ehrenamtliche Leiterin vom Frauen- und Mädchenfußball spielt im ersten Frauenteam, jobt im Fan-Shop. Auf dem Kiez hat sie als Frau noch immer einen schweren Stand: Frauenfußball rangiert in der Vereinswertigkeit irgendwo zwischen Kegeln, Bowling und Tischtennis. Aber, so die Studentin: „Gegen absolute Widerstände 1990 hat sich unser Status von toleriert auf akzeptiert verbessert.“
Hans Sump (84): Der blonde Hans wurde von Papa Richard gleich nach der Geburt bei St.Pauli angemeldet. Kein Wunder, denn der Vadder kickte schon mit 15 in der Ersten Liga. Sohnemann lief mit 17 bei den Ersten auf, brachte es auf 115 Profispiele. Derweil unterstützte Eierhändler Richard den Verein als Vizepräsi und – was nach dem Krieg viel wichtiger war – mit Naturalien für die mageren Spieler.
Franz Beckenbauer (64): Gegen wen schoss der Kaiser das allererste Pflichtspiel-Tor seiner Karriere? Gegen Pauli natürlich. 1964 war das und der spätere Übervater gerade 19.
Wilhelm Dorski (1910-1956): Aufgewachsen als Arbeiterkind in der Wohnung über der Fan-Kneipe Jolly Rogers kickte er in der höchsten Spielklasse. 1933 das Karriere-Ende: Vor einer Partie gegen die Luftstandarte verweigerte Dorski den Hitlergruß. Die Militär-Spieler rächten sich mit einer Hetzjagd gegen den überzeugten Kommunisten. „Wilski“ wurde mit gebrochenem Schienbein vom Platz getragen. Er ging in die Schweiz, kam nach dem Krieg zurück und nahm sich 1956 das Leben – in der Wohnung über dem Jolly Rogers.
Ivan Klasnic (30): Einer der größten Stürmer überhaupt, bestritt 99 Profispiele für Pauli. Dann die Katastrophe: Nierenversagen. Nach zwei Transplantationen und zehn Monaten Spielpause gelang Kämpfernatur Klasnic das Comeback. Gänsehaut pur, als das komplette Stadion Klasnic feierte.
Davidson Drobo-Ampem (22): Erst 2006 wechselte der gebürtige Ghanaer aus Billstedt zur Pauli A-Jugend. Nun spielt der muntere junge Mann im Profikader. Spieler wie er sind die Zukunft des Vereins weiß Dave: „Man plant mit uns und hat was mit uns vor.“
Dennis Daube (20): Im Trikot der Ersten Mannschaft spielen bedeutet ihm fast alles. „Ich war schon als kleiner Junge St.Pauli-Fan, wie meine ganze Familie. Meine Eltern und meine beiden Opas sind bei fast jedem Spiel dabei.“
Hermann Klauck (75): Urgestein, gute Seele, bodenständig, Liga-Obmann, 38 Jahre Vereinsmitglied. 12 Jahre war der Autohändler im Vorstand, holte Talente wie Scharping und Baris auf den Kiez.
Teil 1: Vom Top-Talent bis zum Aufstiegstrainer
Teil 2: Vom heiligen Vater bis zum vielleicht besten Trainer ever
Teil 3:Von einer Königin bis zu kultigen Krachmachern
Teil 4: Vom „Commandante“ bis zum „Boller“