St. Pauli, deine Paulianer/Teil 6

Zum 100. Geburtstag des FC St. Pauli stellen wir 100 Paulianer vor, denn: den Mythos machen die Menschen!

Ohne sie wäre der Kiez-Klub ein Verein wie jeder andere. Vom schwulen Präsidenten bis zur Putzfrau, vom Papst bis zum Punk – es sind die Legenden und schrägen Vögel, die den Mythos leben. 100 Jahre St. Pauli – 100 St. Paulianer im Mini-Porträt

Teil 6: Vom Göttermacher bis zum Schlachter

Bild: Guido Schröter/
Bild: Guido Schröter/www.guideoschroeter.de

Guido Schröter (42): Erst in seinen Comix im Clubheft und der Süddeutschen werden aus Spielern „Fußballgötter“, so der Titel der Stripes. Schröter selbst vermutet, das Gottgleiche kommt einfach von den Riesen-Nasen, die er seinen Strich-Helden verpasst.

Amandus Vierth: Warum der Erfinder der St.Pauli-Vereinsfarben 1909 ausgerechnet das ungewöhnliche Braun-Weiß durchsetzte, ist nicht überliefert. Vermutet wird, dass dem Gründer der Fußballabteilung nichts anderes übrig blieb, weil andere Farben schon vergeben waren.

Alfred Siebentritt (1916-1994): „Mister St.Pauli“ war 30 Jahre lang das Herz des Clubs, als Trainer, Leiter der Fussi-Abteilung, Mann für alle Fälle. Bis in die 30er kickte Siebentritt selbst in Argentinien als Profi – als Alfredo Sietepaso.

Christian Schmelzkopf: „Nete“ steht hier stellvertretend als Mitglied der allerersten Fußball-Mannschaft, die ihre Saison 1910/11 übrigens eher bescheiden bestritt. Vom ersten Auswärtskick  in Cuxhaven kehrten die Fußball-Pioniere mit eingezogenem Schwanz und einer 5:0-Blamage zurück.

Richard Rudolph (1895-1969): Heute würde man ihn Jugendwart nennen. Aber „Käppen“ war auch Kassierer, Ballwart, Betreuer. Der Barkassenfahrer rannte sich an den Schulen auf St.Pauli die Hacken ab um Jungs für den Verein zu rekrutieren. Er selbst war 1915 mit seiner kompletten Straßenmannschaft eingetreten.

Harald Stender (85): Er ist St.Pauli-Idol. Seit 1933 im Verein, kam er 1945 aus dem Krieg direkt in die „Wunderelf“, die zwischen 1948 und 51 ganz oben in der 1.Liga spielte, und schoss 22 Erstliga-Tore. Drei Jahre später wurde er zu Hamburgs beliebtestem Sportler gewählt.

Paul und Otto Lang (1908/09-2003): Die Brüder gründeten 1933 die Rugby-Abteilung. Sie waren auf Suche nach einem Verein, der auch jüdische Mitglieder aufnahm. Doch auch St.Pauli bot keine Sicherheit: 1934 verließen die Langs den Verein. Otto ging in die USA, Paul überlebte das KZ Theresienstadt und starb 2003 in Hamburg.

Karl Miller junior (1913-1967): Der Nationalspieler war der Kern der „Wunderelf“. Nach dem Krieg hatte Miller Topspieler aus ganz Deutschland ans Millerntor gelockt –  mit der „Kalorienprämie“, freier Kost aus der Schlachterei seines Vaters.

Karl Miller sen.: Der Schlachter hatte seinem Junior das Fußballspielen eigentlich verboten. Da ahnte er ja noch nicht, dass aus dem Lütten mal ein Nationalspieler unter Trainer Sepp Herberger werden sollte. Und aus dem Schlachter der größte Fan: Sein „Schlacht“-Ruf bei Heimspielen war rustikal: „Radau! Radau! Radau!“

Teil1: Vom Top-Talent bis zum Aufstiegstrainer

Teil 2: Vom heiligen Vater bis zum vielleicht besten Trainer ever

Teil 3:Von einer Königin bis zu kultigen Krachmachern

Teil 4: Vom „Commandante“ bis zum „Boller“

Teil 5: Vom Zeugwart bis zum Rübentransporter

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