In der Notunterkunft in der Spaldingstraße blieb in der ersten Nacht nur ein Bett frei. Hinz&Kunzt geht davon aus, dass die Bettenzahl jetzt aufgestockt wird. Und in Rostock gab es den ersten Kältetoten: Ein wohnungsloser Mann ist erfroren.
Schon nach der ersten Nacht sind die zusätzlichen Schlafplätze, die die Stadt für Obdachlose in der Spaldingstraße zur Verfügung stellt, fast komplett belegt. Laut dem Betreiber fördern und wohnen übernachteten in der Unterkunft mit 160 Betten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag 159 Personen.
Hinz&Kunzt geht davon aus, dass Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) jetzt rasch weitere Schlafplätze zur Verfügung stellt. Im vergangenen Winter waren in der Spaldingstraße weitere Zimmer eingerichtet worden. Außerdem hatte die Behörde zusammen mit der Christianskirche in Ottensen ein Haus für 40 Personen geöffnet. Sozialsenator Scheele hatte am Mittwoch bei der Vorstellung seines Winternotprogrammes betont: „In diesem Winter wird in Hamburg keiner auf der Straße schlafen müssen.“
Die Nachricht vom ersten Kältetoten dieses Jahres zeigt, dass die Einhaltung dieses Versprechens überlebenswichtig sein kann. In Rostock ist am Donnerstag ein 54-jähriger wohnungsloser Mann erfroren. Am frühen Morgen war er von einem Passanten in einem Park gefunden worden. Der alarmierte Notarzt konnte dem Mann nicht mehr helfen. Im Betreuten Wohnen der Obdachlosenhilfe Rostock, der letzten Unterkunft des Mannes, hatte man ihn bereits seit mehreren Tagen vermisst und gesucht.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) fordert, dass die Städte deutlich mehr tun, um Obdach- und Wohnungslose zu schützen: „Jede Kommune in Deutschland muss Wohnungslose unterbringen. Städte und Gemeinden verstoßen gegen ihre Amtspflichten, wenn sie nicht rechtzeitig Notunterkünfte bereitstellen oder verschaffen.“
Doch selbst wenn Unterkünfte bereitstehen, können nicht alle Obdachlosen sie annehmen. Die BAGW fordert daher, nicht nur ausreichend, sondern auch passende Einrichtungen bereitzustellen. Dazu gehören „die Ermöglichung eines Mindestmaßes an Privatsphäre und Selbstbestimmung, Schutz und Sicherheit vor Diebstahl und Gewalt, dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten für kleinere Gruppen von Wohnungslosen auch mit Hunden. Notfalls sollten Kommunenzusätzliche Gebäude anmieten, „etwa leerstehenden Gewerbeimmobilien, die beheizbar sind und über sanitäre Einrichtungen verfügen“.
Die BAGW appelliert an alle: „Seien Sie aufmerksam! Wenn Sie wohnungslose Menschen sehen, die hilflos oder in einer Notsituation sind, wählen Sie den Notruf!“
In Hamburg gibt es eine spezielle Hotline „Hilfen für Obdachlose“: Unter der Nummer 42 82 85 000 können sich Hamburger montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr melden, die etwa hilflose Obdachlose gesehen haben. Innerhalb von 24 Stunden sollen dann die Straßensozialarbeiter der Bezirke die Obdachlosen aufsuchen. Wichtig: Außerhalb der Telefonzeiten und bei akuter Gefahr sollen Bürger den Notruf 112 wählen oder unter 110 die Poizei rufen.
Dossier: Wohnungsnotstadt Hamburg
BEB/BIM
Foto: Mauricio Bustamante