Für Hilfeempfänger wird die Fahrt mit dem HVV immer teurer. Der Senat hat zwar zum Jahreswechsel den Beitrag für die Sozialkarte um einen Euro angehoben. Doch die Ermäßigung gleich den Preisanstieg der vergangenen Jahre nicht aus.
Zum 1. Januar hat der HVV erneut die Preise angehoben. Um den Preisanstieg für Hilfeempfänger zu deckeln, hat der Senat den Zuschuss beim Kauf einer HVV-Zeitkarte um einen auf 20 Euro angehoben. Etwa 60.000 Menschen greifen in Hamburg auf diese Hilfe zurück und beantragen beim Amt die Sozialkarte. Denn im Hartz-IV-Regelsatz sind aktuell nur 25,14 Euro für die Fortbewegung in der Stadt vorgesehen.
Zusammengerechnet stehen Hilfeempfängern somit monatlich 45,14 Euro zur Verfügung. Doch das ist immer noch zu wenig. Denn eine einfache Monatskarte im Abo für den Großraum Hamburg kostet durch die zahlreichen Preisanhebungen beim HVV inzwischen 48,50 Euro. Bei dieser Rechnung ist nicht berücksichtigt, dass Hilfeempfänger auch noch Geld für das Fahrrad oder andere Fortbewegungsmittel benötigen.
Bis 2003 gab es in Hamburg ein Sozialticket. Hilfeempfänger zahlten damals 15,50 Euro für eine Monatskarte für den Großraum Hamburg. Aber die Regierungskoalition aus CDU, FDP und Schill-Partei schaffte das Sozialticket ab. Erst 2009 revidierte die CDU ihren Kurs und führte eine Ermäßigung auf Monatskarten durch die Sozialkarte ein. Zusammengerechnet standen Hilfeempfängern damals insgesamt 40,78 Euro pro Monat für den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung. Das war nicht viel. Reichte aber immerhin, um eine Monatskarte im Abo für 39,60 Euro zu erwerben.
„Der Regelsatz bei Hartz IV wurde in den vergangenen Jahren kaum angehoben“, kritisiert Hinz&Künztler Erich Heeder. „Und der HVV wird immer teurer. Für uns bleibt dadurch immer weniger Geld zum Leben übrig.“ Hilfeempfänger müssten jetzt Geld für ihre Mobilität ausgeben, das eigentlich für Kleidung, Bildung oder die Gesundheitspflege vorgesehen war. Ein Blick auf die Preisentwicklung beim HVV bestätigt die Kritik von Heeder. Denn seit 2009 war der Preisanstieg für eine Monatskarte doppelt so hoch wie die als Ausgleich gedachte Anhebung der Sozialkarte.
Es gibt aber noch weitere Probleme für Hilfeempfänger: Die Monatskarte gilt nicht in den Hauptverkehrszeiten am Vor- und Nachmittag und nicht für den HVV-Gesamtbereich. Eine Kritik, die Sozialverbände bereits beim Sozialticket ins Spiel brachten. Denn Hilfeempfänger wohnen häufig in günstigeren Wohnungen am Stadtrand. Außerdem würde durch die zeitliche Eingrenzung die Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
Der Preis für ein Monatsticket für den gesamten HVV-Bereich liegt seit dem 1. Januar 2015 im Abo bei 80,40 Euro. Wenn man bedenkt, dass Langzeitarbeitslosen monatlich insgesamt nur 399 Euro zur Verfügung stehen, wird deutlich, dass auch mit der Sozialkarte solch ein Ticket kaum bezahlbar ist. „Es muss eine Ausnahmeregelung für Hilfeempfänger geben“, fordert deswegen Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Wir brauchen in Hamburg wieder ein echtes Sozialticket, dass seinen Namen auch verdient.“
Text: Jonas Füllner
Foto: Action Press / Public Address