Mehr als 60 Prozent sagen in Umfrage: Deutschland ist sozial ungerecht. Diakonie, Caritas und Tafelverband starten vor der Bundestagswahl Aktionen und stellen Forderungen zum Thema soziale Gerechtigkeit.
61,7 Prozent der Bundesbürger finden, dass es in Deutschland nicht sozial gerecht zugeht. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Diakonie Deutschland, durchgeführt vom Berliner Meinungsforschungsinstitut Civey.
Von den 61,7 Prozent empfinden 24,2 Prozent der Befragten Deutschland als sozial „sehr ungerecht“, 37,5 Prozent Deutschland als „eher ungerecht“. Anderer Meinung sind 37,5 Prozent der Befragten: Sie sagen, in Deutschland gehe es sozial gerecht zu. Im Detail: 33.5 Prozent geben an, dass es „eher gerecht“ zugehe, nur 4 Prozent sagen, Deutschland sei sozial „sehr gerecht.“
„Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht überraschend“, sagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, „es braucht mehr politisches Engagement, damit Deutschland sozial gerechter wird!“ Dazu könne jeder mit seiner Entscheidung bei der nächsten Wahl beitragen.
Sozial-O-Mat zur Bundestagswahl
Die Diakonie startet zudem den so genannten Sozial-O-Mat vor, der ähnlich wie der Wahl-O-Mat funktioniert. Das Online-Tool zeigt, welche Position zu ausgewählten sozialen Themen die einzelnen Parteien vertreten. Nutzer können 12 Thesen aus den Themengebieten Familie, Flucht, Pflege und Armut beantworten und erfahren, welche Partei ihre Meinung am ehesten vertritt.
Sozial-O-Mat
Caritas-Aktion: „Wählt Menschlichkeit“
Das Thema soziale Gerechtigkeit steht auch im Fokus der Caritas-Aktion „Wählt Menschlichkeit“. Nutzer können zehn Fragen unter dem Motto „Wie richtig ist dein Bauchgefühl?“ beantworten. Die Sätze formulieren aktuelle Wahlkampf-Themen, etwa die Zahl der Arbeitslosen oder die Entwicklung der Mieten.
„Wir wollen Menschen erreichen, die noch unentschlossen sind, ob sie zur Wahl gehen. Und wir wollen zum Nachdenken anregen, was den Wert einer offenen Gesellschaft ausmacht“, erklärt Caritas-Präsident Peter Neher.
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Tafeln fordern Armutsbeautragte
Der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. hat unterdessen neun Forderungen zur Bundestagswahl vorgelegt. Diese reichen von der Erhöhung des Hartz-IV-Satzes über armutsfeste Mindestrenten bis hin zur Schließung von Steuerschlupflöchern für Reiche.
Die Tafeln fordern zudem spezielle Armutsbeauftragte für Bund und Länder. Sie sollen sich um die Belange der von Armut betroffenen Menschen kümmern, ähnlich wie es Gleichstellungs- oder Behindertenbeauftragte schon jetzt tun.
Die Forderungen richten sich parteiübergreifend an jede politische Gruppierung. „Politik muss die Bekämpfung von Armut endlich mit Priorität behandeln“, sagt der Bundesverband-Vorsitzende Jochen Brühl. Hier geht es zum gesamten Forderungskatalog der Tafeln.