Soziale Spaltung :
SoVD fordert mehr Einsatz für arme Hamburger

Steilshoop gilt als einer der ärmsten Stadtteile Hamburgs. Hier haben viele Senioren Mühe, über die Runden zu kommen. Foto: Mauricio Bustamante

Leichteren Zugang zu Hilfsangeboten und kostenlose HVV-Tickets für Senioren in Armut – das fordert der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg. Landeschef Klaus Wicher sieht nach einer Tour durch Hamburger Quartiere deutlichen Bedarf.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Zum Auftakt der bundesweiten Kampagne „Soziale Kälte“ besuchte der Vorsitzende des SoVD Hamburg neben Steilshoop auch die Stadtteile Farmsen und Dulsberg, um sich mit betroffenen Einwohnern und Politikern auszutauschen.

Dass Armut in Steilshoop oder Dulsberg mehr Leute betreffe als in anderen Stadtteilen, sei auffallend, erzählt Wicher nach seiner Tour: „Den Menschen merkt man an, dass sie nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ 45 Jahre lang gearbeitet und dann im Alter arm – solche Geschichten habe bei seinem Besuch im Café Alraune in Steilshoop häufiger gehört, sagt Wicher. Das Thema ist ihm vertraut. „Fast 27.000 Rentner*innen sind in der Hansestadt auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen“, schreibt der SoVD Hamburg in seiner Pressemitteilung.

„Wenn zehn Leute um einen herumstehen, dann sind statistisch gesehen zwei davon armutsgefährdet.“– Klaus Wicher, SoVD-Landeschef

In Dulsberg seien es vor allem alleinerziehende Frauen, die Gefahr laufen, von der Gesellschaft abgehängt zu werden. Fast die Hälfte von ihnen sei armutsgefährdet, hätten also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung, erklärt Wicher. Finanzielle Sorgen beträfen aber nicht nur Mütter ohne Partner oder alte Menschen, sondern auch viele andere in Hamburg. „Wenn zehn Leute um einen herumstehen, dann sind statistisch gesehen zwei davon armutsgefährdet“, sagt Wicher. „Das ist für unsere reiche Gesellschaft heftig.“

SoVD-Landeschef fordert gezieltere Hilfen für Senioren in Armut

Was dagegen tun? Mit dem neuen Teilhabechancengesetz etwa soll Langzeitarbeitslosen wieder zu einem soliden Einkommen verholfen werden. Wicher ist jedoch skeptisch, ob das Instrument ausreichend wirkt. Nicht alle der rund 17.000 Langzeitarbeitslosen in Hamburg hätten im sogenannten ersten Arbeitsmarkt eine Chance. Die verhältnismäßig geringen Eingliederungszahlen in Hamburg zeigten, dass nicht genug geeignete Jobs angeboten werden für Menschen, die seit mehreren Jahren ohne Arbeit sind. Hamburg müsse deshalb einen eigenen sozialen Arbeitsmarkt aufbauen und Beschäftigungsträger ausreichend mit Geld unterstützen. „Da ist die Stadt doch ziemlich zurückhaltend“, kritisiert der SoVD-Landeschef.

Wicher wirbt auch für gezieltere Hilfe für armutsgefährdete oder arme Senioren. Er wünscht sich Zentren in den Stadtteilen, in denen Hilfsangebote gebündelt und damit leichter zugänglich gemacht werden. Diese Zentren sollten sich vorrangig an Ältere richten. Zudem fordert der SoVD Hamburg für arme Senioren kostenlosen Zugang zur sozialen Infrastruktur. „Dazu gehört auch das HVV-Ticket“, sagt Wichern.

Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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