Traurige Bilanz :
So viele Obdachlose starben bereits in diesem Winter

Mitten auf der Reeperbahn wurde am 8. Januar ein Obdachloser tot aufgefunden. Er starb an einem Herzinfarkt. Seitdem sind fünf weitere Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben. Foto: LG

Am 10. Februar wurde auf St. Pauli erneut ein Obdachloser tot aufgefunden. Ein Überblick über die viel zu vielen Todesfälle in diesem Hamburger Winter.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Wie viel Obdachlose sind in Hamburg in diesem Winter gestorben? Hinz&Kunzt zählt 13 Menschen – zwölf davon starben im Freien. Eine erschreckend hohe Zahl. Zum Vergleich: Während der kalten Jahreszeit von November 2019 bis April 2020 gab es gerade einmal vier Todesfälle auf Hamburgs Straßen, die Hinz&Kunzt bekannt sind.

Die Sozialbehörde rechnet diese dramatische Zahl nun klein. Dass bereits 13 Obdachlose in diesem Winter gestorben seien, sei “nicht richtig”, sagte ein Sprecher am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presseagentur und verwies auf eine Ende Januar erteilte Antwort des Senats auf eine CDU-Anfrage. Für den Zeitraum vom 1. bis 16. Januar werden dort sieben Todesfälle aufgelistet (siehe Kasten).

Diese Darstellung lässt allerdings außer Acht, dass auch im Dezember 2020 schon Obdachlose in Hamburg verstorben sind. Die ersten Todesfälle in diesem Winter ereigneten sich am 5. Dezember, als man einen Mann in einem Park und eine obdachlose Frau in einer Fremdwohnung fand, wie aus einer parlamentarischen Anfrage der Linken hervorgeht. Einen Tag vor Heiligabend wurde dann ein weiterer Toter in einem Gleisbett entdeckt und an Silvester erstickte nach Hinz&Kunzt-Recherchen ein 48-jähriger Obdachloser auf der Aussichtsplattform am Stintfang. Die Todesursache in den erstgenannten drei Fällen ist wiederum noch nicht bekannt.

Todesfälle Anfang Januar

Hinz&Künztler Thomas G. wurde am Neujahrsmorgen mit Verdacht auf eine Überdosis tot auf einer Isomatte im Schanzenpark aufgefunden. Einen Tag später entdeckten alarmierten Rettungskräfte die Leiche eines 65-jährigen Obdachlosen neben einem brennenden Zelt auf dem Hauptfriedhof Altona. Am 4. Januar fand man bei nasskaltem Wetter die Leiche eines 45-jährigen Mannes unter der Überdachung eines Mehrfamilienhauses in der Altonaer Virchowstraße. Todesursache war offenbar eine Alkoholvergiftung. Der vierte Tote in diesem Jahr wiederum starb auf der Reeperbahn am 8. Januar an einem Herzinfarkt. Über drei weitere Todesfälle ist bislang wenig bekannt: Am 11. Januar starb ein Obdachloser unweit des Winternotprogramms in der Nordkanalstraße. Das Institut für Rechtsmedizin listet zwei weitere Todesfälle für den 12. und 16. Januar auf. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft liegt beim Toten am 16. Januar der Verdacht auf einen Kältetod vor.

Und auch nach dem 16. Januar verstarben weitere Obdachlose: Am 23. Januar barg die Feuerwehr Hinz&Künztlers Josef aus dem Billhorner Kanal unweit der Notunterkunft in der Friesenstraße. Dort verbrachte er zuvor die Nächte. Auch bei ihm ist die Todesursache noch nicht geklärt. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht, sagte ein Polizeisprecher gegenüber Hinz&Kunzt. Nummer 13 ist demnach der Obdachlose, der am Mittwoch unweit der Landungsbrücken starb.

Zuletzt gab es in Hamburg eine tragische Häufung der Todesmeldungen Ende 2018, als vier Obdachlose in einem Monat starben. Als Reaktion startete damals das ehrenamtliche Projekt Kältebus seine Touren auf Hamburgs Straßen. In diesem Winter appellieren Hilfsorganisation an den Senat, aufgrund der Coronapandemie endlich ungenutzte Hotelzimmer Obdachlosen zur Verfügung zu stellen. Bislang ohne Erfolg.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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