Im März haben Forscher im Auftrag des Senats Hamburger Obdachlose befragt. Mit Spannung wurde erwartet, wie viele Obdachlose sie zählen würden. Nun liegt die Zahl vor – sie ist besorgniserregend.
Wieviele Obdachlose leben in Hamburg auf der Straße? Die erste Zählung nach vielen Jahren führten im März Bielefelder Forscher im Auftrag der Stadt durch. Doch das Ergebnis blieb bislang unter Verschluss. Jetzt bringt die Antwort des Senats auf eine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Franziska Rath (CDU) Licht ins Dunkle: 1910 Obdachlose haben die Forscher im März während einer Woche in Tagesaufenthaltsstätten und dem Winternotprogramm demnach befragt.
Das sind 881 mehr, als Wissenschaftler noch 2009 gezählt hatten – eine Zunahme von 86 Prozent. Sie waren damals auf 1029 Obdachlose gekommen. Ausdrücklich wiesen sie damals darauf hin, dass es sich dabei um die „Untergrenze der Anzahl auf der Straße lebender Menschen“ handele, die um ein „leider nicht abschätzbares Dunkelfeld zu erhöhen“ sei. Da die Forscher in diesem Frühjahr mit der selben Methode gearbeitet haben, gilt also auch für ihre Zahl: Eigentlich sind es noch viel mehr.
„Wir brauchen endlich konkrete Hilfsangebote für die Menschen auf der Straße“, kommentiert Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Seit Jahren wüssten Sozialarbeiter nicht mehr, wie sie den immer mehr werdenden Obdachlosen helfen sollen. „Jetzt haben wir die Zahlen schwarz auf weiß“, sagt Karrenbauer. „Die Stadt muss jetzt endlich handeln!“
Mehr als 22.000 Menschen brauchen eine Wohnung
Das Ergebnis zeigt auch, dass die Situation auf dem Hamburger Wohnungsmarkt immer dramatischer wird. Zu den Obdachlosen kommen 4926 Wohnungslose hinzu, die in städtischen Unterkünften leben (Stand September 2018). Weitere 15.450 sogenannte „wohnberechtigte Zuwanderer“ warten dort auf ihren Umzug in eine eigene Wohnung. Unterm Strich macht das mindestens 22.286 Menschen ohne Wohnung in Hamburg.
Die ausführlichen Untersuchungsergebnisse liegen bislang noch nicht vor. Wie es in der Senatsantwort heißt, soll der Bericht aber noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.