Hinz&Künztler :
Sie haben die Ehre!

Sie leben auf der Straße, sind krank, allein oder haben immer wieder Pech im Leben: unsere Hinz&Künztler. Trotzdem schaffen sie es täglich aufs Neue, sich zu motivieren. Nach dem Motto: aufstehen statt aufgeben. Wer so mit sich beschäftigt ist, hat nie die Chance, einen „echten“ Orden überreicht zu bekommen. Daher haben wir einigen Hinz&Künztlern einen verliehen. Stellvertretend für alle. Denn wir finden: Menschen, die das schaffen, haben eine Auszeichnung verdient.

(aus Hinz&Kunzt 277/März 2017)

  • orden-siggi

    Sigi

    Früher war Sigi selbst mal obdachlos und hat Hinz&Kunzt verkauft. Doch seit 22 Jahren arbeitet er jetzt schon in unserem Vertrieb. In seinem Leben gab es viele Hochs und Tiefs: Lange hatte er Schulden, die er eisern wieder abarbeitete. Er war Alkoholiker und bekämpfte hartnäckig und erfolgreich seine Sucht. Er hatte einen schlimmen Unfall und mühte sich monatelang mit Physiotherapie; Sigi ist immer wieder aufgestanden – mit einer Energie, vor der man seinen Hut ziehen muss. Er ist das beste Beispiel dafür, dass es aus jeder Situation einen Ausweg geben kann. Wir sind stolz auf dich, Sigi!

  • orden-flummy

    Flummy

    Schon seit zehn Jahren lebt Flummy auf der Straße – obwohl er erst 34 Jahre alt ist. „Zehn Jahre Tränen, Schweiß und Blut“, so nennt er es. Jede Nacht schläft er trotz Rückenschmerzen auf dem kalten Boden, geschützt nur von einer Isomatte. Und denkt trotzdem an die, die noch weniger Glück hatten als er: „Eigentlich haben die Leute, die auf der Straße verstorben sind, so einen Orden verdient“, sagt Flummy. Genau dafür, dass
    er das so sieht, verleihen wir ihm einen. Und denken dabei auch an die vielen Toten, die die Straße fordert.

  • orden-anke

    Anke

    Anke ist eine echte Kämpferin! Das Leben kriegt sie einfach nicht klein. Egal wie hart es kommt: Anke glaubt daran, dass alles besser wird – obwohl sie die kalte Jahreszeit im Winternotprogramm verbringen und eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung auskurieren musste. „Ich bin auf dem Weg raus aus der Obdachlosigkeit“, sagt sie überzeugt. Sie hofft, dass sie auch anderen Obdachlosen Mut machen kann. Dass sie für ihren Durchhaltewillen jetzt einen Orden bekommt, findet sie „total geil“. Eigentlich kennt sie Ordensverleihungen nur aus dem Fernsehen. „Dass ich so was selbst auch mal tragen darf, macht mich total stolz.“ Und uns auch!

  • orden-adam

    Adam

    Adam hat es nicht leicht. Jeden Tag habe er starke Schmerzen, sagt der gebürtige Pole. Seit drei Jahren hat er fünf Schrauben im Knie, die eigentlich längst wieder raus sein müssten – aber weil Adam nicht
    krankenversichert ist, kann er sich die Operation nicht leisten: „Ohne Versicherung kann ich nicht zum Arzt“, sagt er traurig. Häufig greift er stattdessen zur Flasche, wenn er morgens aus dem Winternotprogramm raus muss. Trotzdem ist unter seiner rauen Schale ein weicher Kern. Wenn er kann, hilft er anderen gerne. Lass den Kopf nicht hängen!

  • orden-uwe

    Uwe

    Sein Job als Verkäufer ist wichtig für Uwe, der früher mal spielsüchtig war: „Für mich ist alles gut, seit ich bei Hinz&Kunzt bin“, sagt er. Schon 1993 fing er bei uns an – und hat hier seine Familie gefunden, wie er sagt. Seine zweite Familie sind für ihn seine Kunden in der Rathauspassage. Dort ist er per Du mit so manchem Politiker und wird als „Volkes Stimme“ gehört. Dass er jetzt auf dem Titelblatt zu sehen ist, macht ihn richtig stolz: „Wenn die in Hollywood das Foto sehen, kriege ich bestimmt einen Vertrag für einen Film.“ Na hoffentlich!

  • orden-hristo

    Hristo

    Auf der Sonnenseite des Lebens kennt Hristo sich aus: Er hat als Profifußballer in Bulgarien gutes Geld verdient. Dann hat er vor einigen Jahren alles verloren – und ist mit wenigen Euros in der Tasche nach Hamburg gekommen. Hier war er sich dann für nichts zu schade, hat auch als Flaschensammler gearbeitet. Hristo hat sich nie beschwert, wenn es ihm mal schlecht ging. Inzwischen ist er Fußballtrainer in Harburg. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage – bewundernswert!

Preisträger auswählen:

Text: Benjamin Laufer
Fotos: Mauricio Bustamante