In Hamburg wird viel über die neuen Mülleimer in der Innenstadt diskutiert, die Pfandsammlern das Leben schwer machen. Jetzt hat sich auch der Senat dazu geäußert und den Vorwurf zurück gewiesen, damit Arme vertreiben zu wollen. Das Netz protestiert.
Hinz&Künztler Sascha hat ganz schön für Wirbel gesorgt. Im April hatte er sich darüber aufgeregt, dass Flaschensammler nicht mehr in die neuen Mülleimer greifen können, um darin nach dem wertvollen Pfandgut zu suchen. Eine Klappe verhindert das bei den modernen Modellen. „Für mich sieht das so aus, als wollten die Behörden die Flaschensammler aus der Stadt vertreiben“, empörte sich Sascha. Inzwischen ist eine gesellschaftliche Debatte über die neuen Mülleimer und die Frage, ob damit Arme aus der Stadt verdrängt werden sollen, entstanden.
Auch der Senat hat dazu jetzt Stellung genommen. Er weist die Vorwürfe zurück, dass Arme so vom Pfandsammeln abgehalten werden sollen: „Dieser Effekt spielte keine Rolle“, schreibt er in einer Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei. Ausschlaggebend für die Einführung der neuen Behälter sei das größere Fassungsvermögen gewesen. Das Ziel: „Verhinderung von Überläufen und damit verbundenen Verschmutzungen“. Als Sascha das liest, schüttelt er mit dem Kopf und zeigt auf seinem Handy ein Foto von einem völlig überlaufenen neuen Mülleimer am Hauptbahnhof.
Dass Flaschensammeln für manche zum Überleben wichtig ist, glaubt der Senat auch nicht. Das „menschenwürdige Existenzminimum“, schreibt er, wäre durch die Sozialleistungen des Staates sicher gestellt: „Die gesetzlichen Leitungen umfassen hierbei insbesondere Anteile für Ernährung, Bekleidung, Gesundheitspflege und Ausgaben für die Mobilität.“ Sascha kann da nur lachen: Der dafür vorgesehene Anteil am Hartz-IV-Satz reiche gerade einmal für ein paar Fahrten mit der U-Bahn. Deswegen findet er die Antwort des Senats „lächerlich“: „Die machen es sich leicht und haben sich gar nicht richtig damit auseinander gesetzt.“
Protest im Netz
Im Internet regt sich nun Widerstand gegen die neuen Mülleimer. Auf einer Facebook-Seite haben sich schon mehr als 500 Menschen versammelt, die den Hamburger Flaschensammlern helfen wollen. Fast genauso viele haben eine Online-Petition unterschrieben, die von Bürgermeister Olaf Scholz die Einführung von so genannten Pfandringen an den neuen Behältern fordert. Dort könnten Passanten Pfandflaschen hinein stellen, anstatt sie wegzuwerfen. Eine weitere Idee hatte unsere Kollegin Meike Fries von Zeit Online. Sie schreibt in ihrem Artikel über die neuen Mülleimer: „Jeder kann einen Antrag beim Bezirksamt stellen, am nächsten Laternenpfahl einen Pfandkasten aufzuhängen.“
Text: Benjamin Laufer
Foto: Sascha Ringler