Schon immer diente der Begriff „asozial“ als Stigma. In früheren Zeiten konnte es für Unangepasste und Arme den Tod bedeuten – und es wirkt bis heute.
Das Wort ist belastet und doch fällt es überall: auf Schulhöfen und auf Comedy-Bühnen („du Asi!“), in der Fußballfan-Szene („asoziale Zecken“), in politischen Debatten („neue Asoziale“), beim Smalltalk auf dem Sektempfang („Veddel ist richtig asi, oder?“).
Der Begriff „asozial“ scheint geläufig. Unbeachtet bleibt dabei, was das Wort seit mehr als 100 Jahren für die bedeutet, die so bezeichnet wurden – Menschen, die ins Gefängnis oder in sogenannte Fürsorgeheime gesteckt wurden, zur Abtreibung gezwungen und zwangssterilisiert wurden, im KZ starben oder in der DDR an staatlicher Gewalt zerbrachen, ohne dass jemand für sie einstand. Warum? Weil sie unangepasst und vermeintlich nutzlos waren, kurzum: „asozial“ in den Augen derer, die sie ausgrenzten.
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