In der Nacht auf Freitag vergangener Woche ist eine Platte von Obdachlosen an der Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli abgebrannt. Die Ursache ist noch unklar.
Völlig verbrannte Matratzen, Kleidungsstücke und Möbel zeugten am Tag danach noch vom schweren Brand der vorherigen Nacht. Ein Schlafplatz von Obdachlosen unter der Kersten-Miles-Brücke, nahe der Landungsbrücken, hatte Feuer gefangen. Eine Obdachlose, die auf der Platte unter der Brücke lebte, hatte Glück im Unglück: Sie bemerkte den Brand rechtzeitig und konnte sich unverletzt retten.
Vor Ort versorgte eine Passantin, die zufällig an der brennenden Schlafstätte vorbeikam, zunächst die Frau. Gegenüber Hinz&Kunzt berichtet diese, wie sie die offensichtlich unter Schock stehende Obdachlose auf der Wiese gleich neben der Brücke habe sitzen sehen. Gegen die Polizei erhebt die Passantin Vorwürfe: Die Beamt*innen hätten nur wenig Interesse an der Situation der Frau gezeigt. Statt diese zu versorgen und ihre Aussage aufzunehmen, hätten sie lediglich einen Alkoholtest durchführen wollen.
Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher der Polizei, die Beamt*innen hätten der Frau Hilfe angeboten, die diese aber nicht angenommen habe. Am Tag nach dem Brand sei sie aber von einer bürgernahen Beamtin aufgesucht und anschließend als Zeugin vernommen worden.
Brandursache noch unklar
Was zum Feuer geführt hat, ist derweil noch unklar. Laut Polizei dauern die Ermittlungen dazu noch an. Die obdachlose Frau wurde laut Polizeiangaben in einer Wohnunterkunft für Obdachlose untergebracht.
Die Kersten-Miles-Brücke ist nicht das erste Mal in den Schlagzeilen. 2011 versuchte der ehemalige Chef des Bezirksamts Mitte, Markus Schreiber (SPD), Obdachlose mit einem Stahlzaun zu vertreiben. Nach Protesten wurde der Zaun damals wieder abgebaut. Und auch gebrannt hat es unter der Brücke schon: 2013 kam es zu einem größeren Feuer, in dessen Nachgang die Brücke aufwändig restauriert werden musste – und zwischenzeitlich für Obdachlose gesperrt wurde.
Das wird diesmal nicht passieren. „Der Schaden ist nicht so groß, dass die Brücke baulich gefährdet wäre“, heißt es von der Hamburger Polizei. Mittlerweile haben schon wieder andere Obdachlose einen Schlafplatz unter der Brücke gefunden. Gleich neben dem verkohlten Steinboden ist ein Bett aus mehreren Europaletten und einer Matratze samt Bettwäsche aufgebaut.