Kritik vom Diakonischen Werk : „Saga vermietet zu wenig an Arme“

In nur eine von fünf neuvermieteten Wohnungen von Saga GWG zieht jemand ein, der auf Sozialleistungen angewiesen ist. Die Diakonie kritisiert: Die Saga kommt ihrer Verantwortung, armen Menschen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, nicht nach. 

Gerade einmal jede fünfte Wohnung vermietet das städtische Wohnungsunternehmen Saga GWG an Menschen, die staatliche Hilfe beziehen. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfragen der Grünen hervor. Demnach liegt der Anteil der Hilfeempfänger an den Neuvermietungen im Jahr 2013 bisher bei 21 Prozent – und ist in den vergangenen Jahren sogar gesunken. 2010 lag der Anteil immerhin noch bei 26 Prozent.

Dabei haben es gerade Menschen, die von Hartz IV leben, Rentner oder Asylbewerber sind, besonders schwer, eine Wohnung zu finden. Das sagt Dirk Hauer vom Diakonischen Werk Hamburg. Denn das, was Hilfeempfänger vom Staat als Wohnkosten erlaubt wird, entspreche nicht der Mietpreissituation in Hamburg: „Die sogenannten Mietrichtwerte stimmen nicht.“ Passende Wohnungen seien zu den zugestandenen Beträgen kaum zu finden. Auf dem freien Wohnungsmarkt erst recht nicht. „Das zweite Problem ist: Arme Menschen gelten als Problemmieter – auch bei der Saga GWG.“

Das Diakonische Werk fordert daher: Die „Richtwerte für die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft“ müssten so beschaffen sein, dass man damit auch wirklich eine Wohnung in Hamburg mieten kann. 327 Euro stehen einem alleinstehenden Hartz-IV-Empfänger derzeit laut Richtwerten zur Verfügung – etwa 390 Euro müssten es sein, so die Diakonie. Und es müsse selbstverständlich sein, dass alle potentiellen Mieter unabhängig von Herkunft, Alter und Einkommenssituation gleich behandelt würden.

An ihren „sozialen Versorgungsauftrag“ müsse die Saga offenbar erinnert werden, so Hauer. „Hier versagt die Saga.“ Die Diakonie fordert, dass die Hälfte der neuvermieteten Saga-Wohnungen an Menschen gehen muss, die dringend eine Wohnung brauchen. Tatsächlich ist die Saga per Vertrag mit der Stadt nur verpflichtet, dies zu einem Fünftel zu tun – und hält diese Vorgaben noch nicht einmal ein. 696 Mal vergab sie etwa 2011 Wohnungen an Wohnungslose, darunter Obdachlose und Menschen, die zuvor in Notunterkünften lebten.

„Skandalös zu wenig sei das, sagt Dirk Hauer. Wie skandalös, wird klar, wenn man diese Zahl mit der Zahl der Zwangsräumungen im gleichen Zeitraum vergleicht. 463 Mal ließ die Saga 2011 Wohnungen Räumungen, meist wegen Zahlungsrückständen oder Verstößen gegen die Hausordnung. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Bürgerschaftsanfrage der Linken vom April 2013 hervor. „Unterm Strich hat die Saga also nur 233 Wohnungen neu an Wohnungslose vermietet“, sagt Dirk Hauer. Für ihn ist klar: „Das geht so nicht.“

Daten und Fakten zur Vermietungspraxis von Saga GWG und die Forderungen der Diakonie Hamburg gegen Wohnungsnot: www.huklink.de/faktensaga

Text: Beatrice Blank