Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen wollen das Angebot an Postadressen und Geldkonten für Obdachlose besser bewerben – und überprüfen, ob das Angebot weiter ausgebaut werden muss.
Wer auf der Straße lebt, hat häufig weder eine Postadresse noch ein eigenes Konto. Beides ist aber wichtig für den Alltag auf und den Weg runter von der Straße. Hamburger Tagesaufenthaltsstätten für obdachlose Menschen bieten deshalb sowohl Postadressen als auch sogenannte Verwahrgeldkonten an – kommen aber schon lange an ihre Grenzen. Mit einem Bürgerschaftsantrag reagiert die Regierungskoalition jetzt darauf. Dieser sieht vor, dass der Senat zunächst überprüft, wie bekannt die bestehenden Angebote bei Obdachlosen sind. Gegebenenfalls soll das Angebot im Anschluss besser beworben werden. Außerdem soll überprüft werden, wie hoch der Bedarf an Postadressen und Verwahrgeldkonten ist – und wie dieser gedeckt werden kann. Etwa durch zusätzliches Personal und Räumlichkeiten.
„Postadressen und Verwahrgeldkonten können für Obdachlose ein erster wichtiger Schritt sein, um einen Ausweg aus ihrer schwierigen Lebenslage zu finden“, sagt Iftikhar Malik, Experte für Wohnungslosenhilfe der SPD-Fraktion: „Oft sind Betroffene dabei auf einen länger angelegten Hilfeprozess und die Unterstützung durch Sozialarbeiter:innen angewiesen – der Zugang zu Post oder Verwahrgeldkonten steht hier am Anfang.”
„Wir freuen uns über diese Initiative sehr“, sagt Melanie Mücher, Leiterin der Tagesaufenthaltsstätte (TAS) des Diakonischen Werks in der Bundesstraße. Besonders spürbar sei der Bedarf nach Postadressen. 500 davon bietet ihre Einrichtung momentan an – nicht genug: „Wir sagen seit Jahren, dass wir einen höheren Bedarf haben. Jeden Tag kommen Menschen zu uns, die wir abweisen müssen, weil uns die Kapazitäten fehlen.“ Auch die Nachfrage nach den Verwahrgeldkonten sei deutlich größer als das bestehende Angebot. Findet der Antrag wie erwartet eine Mehrheit in der Bürgerschaft, soll der Senat bis Ende Oktober über sein Vorgehen berichten.